Herta Müllers Sprache ist „vom Dorfleben“ geprägt

Der Schriftsteller Richard Wagner sieht die Literatur der Nobelpreisträgerin Herta Müller als „vom Dorfleben“ geprägt. „Das ist eine Sprache, die auf der einen Seite aus dem Dorf kommt, das ist ja ein Dialekt ursprünglich gewesen“, sagte Wagner. „Der Bilderreichtum, die Pflanzen, die Blumen, wie das alles seine Wirkung tut in der literarischen Sprache, das ist ja das Ergebnis einer Grunderfahrung“.
Herta Müller und Richard Wagner, die damals verheiratet waren, wanderten 1987 gemeinsam aus Rumänien nach Deutschland ein. Das Leben als Angehörige einer Minderheit in einem autoritär geführten Staat habe eine andere Art von Literatur hervorgebracht, so Wagner: „Man muss ja leider sagen, dass die Frage der Moral sehr lax gehandhabt wird in unserer heutigen Gesellschaft. Herta Müller hat einen anderen Begriff mitgebracht aus einer Diktatur, wo es darauf angekommen ist, was man gesagt hat und was man nicht gesagt hat. Hier kann man ja den Eindruck haben, man sagt heute dies und morgen das Gegenteil – was macht das schon.“

In Rumänien werde die Ehrung für Herta Müller sicherlich zwiespältig aufgenommen. „Die Rezeption von Literatur ist ja sehr politisiert heutzutage“, sagte Wagner. „Und besonders wenn man moralische Maßstäbe setzt, dann wird es ja sowieso recht eng und es polarisiert. Es gibt eine große Anerkennung für Herta Müller. Aber auf der anderen Seite gibt es auch Ablehnung, vor allem leider unter den Landsleuten, den Banater Schwaben, die ausgereist sind und heute hier leben, also von Seiten der sogenannten Landsmannschaft.“ Er fürchte „dass man sich gerne schmücken wird“. Und auch „die, die sie nicht mögen, werden sie jetzt loben.“

Sie können das vollständige Gespräch mindestens bis zum 8.3.2010 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.