„Herr Ritter“ von der traurigen Gestalt
Wer kokettiert nicht mit Don Quichotte, mit dem Ritter, der allen Widrigkeiten zum Trotz an seinen anachronistisch erscheinenden ritterlichen Idealen, an seinen Phantastereien, an seinem Recht, Wirklichkeit und Fiktion zu vertauschen, festhält? Und ist inzwischen nicht auch das gute alte deutsche Stadttheater zu einer Donquichotterie geworden, in der man verzweifelt -. wie gegen Windmühlen - gegen Politik und Zeitgeist kämpfen muss?
Wenn das Deutsche Nationaltheater Weimar Cervantes´ Roman als Vorlage für eine Gemeinschaftsproduktion von Musiktheater und Schauspiel nimmt, spielen solche Koketterien wohl auch eine Rolle. In Udo von Ooyens Inszenierung fällt im Finale mit dem Tod Don Quichottes auch das Theater - theatralisch – zusammen; die Brandmauer birst effektvoll.
In Weimar wäre ja auch - real - beinahe für das Musiktheater Schluss gewesen, denn vor allem in Thüringen sterben die alten Theaterstandorte oder sind durch Fusionierungspläne vehement bedroht. Eine Gemeinschaftsproduktion der beiden Sparten Schauspiel und Musiktheater demonstriert hingegen vor der Kulturpolitik die Notwendigkeit des Miteinanders der Sparten.
Die als Vorlage gewählte Don- Quichotte-Fassung von Soeren Voimar – Pseudonym für ein Autorenkollektiv, hinter dem sich einige Theaterleute verbergen, die schon seit zehn Jahren im Theaterbetrieb tätig sind – ist eigentlich ein Schauspiel und wurde als solches sehr erfolgreich vor einem Jahr mit Corinna Harfouch als Don Quichotte in Stuttgart uraufgeführt.
Voimars Schauspiel führt den Ritter von der traurigen Gestalt, der eigentlich ein Filialleiter im Ruhestand namens Ritter, ein "Herr Ritter" ist, in den gegenwärtigen Alltag: zunächst in eine Laubenkolonie, wo er eine Frau von den Zumutungen einer Nachtschichtarbeit bei der Post erlöst, eine andere Frau von den Brutalitäten ihres Ehemanns, eines Inkassoeintreibers, ritterlich schützt oder eine alt und unansehnlich gewordenen Sekretärin eines Möbelfabrikanten als Dulcinea anhimmelt.
Doch in Weimar spielen diese Donquichotterien auch noch in der Welt der Oper – zwar nicht in der mit großem Orchester, sondern in der des Opern-Potpourris: eine liebevoll für eine sechsköpfigen Band von Bertram Quosdorf arrangierte Cafehausmusik. Wenn zart und melancholisch Wagners Musik über seine – die Welt retten wollenden Märchenritter Tannhäuser und Lohengrin – ertönt, erreicht der Abend in der Laubenszene mit Gartenzwerg sogar Marthalersche Intensität. Ist doch auch die Oper eine Welt verrückter, märchenhafter Ideale! Freilich wird es schnell allzu laut, wird Opern- und Operettenquiz, Bunter Abend, bei dem auch der Titelsong aus dem "Mann von la Mancha"-Musical nicht fehlen darf. Nach der Pause hängt der Abend jedenfalls ein wenig durch.
Vergnügen bereiten dem sichtlich amüsierten Publikum aber vor allem die Schauspieler, etwa Laubennachbar Dieter (Markus Fennert), vor allem aber Wolfgang Häntsch. In Rüstung, Zwölftagebart und starrem Blick karikiert er nirgendwo seine Rolle, ja wenn er gegen Germanist, Pfarrer und Putzfrau seinen kriegerischen Kampf für seine Ritterideale nicht aufgeben will, erinnert dieser Don Quichotte an die Sturheit von Thomas-Bernhard-Figuren.
Insoweit ein unterhaltsamer, routinierter Stadttheaterabend, der gar nichts vom Kränkeln der Theaterlandschaft zeigt; und man sollte ja auch ein wenig aufpassen: die Inflation von Endspielen, Götterdämmerungen und von theatralischen Kämpfe gegen Windmühlen, womit das Theater zur Zeit gerne kokettiert, sollte ja nicht zur sich selbst erfüllenden Prophezeiung werden.
In Weimar wäre ja auch - real - beinahe für das Musiktheater Schluss gewesen, denn vor allem in Thüringen sterben die alten Theaterstandorte oder sind durch Fusionierungspläne vehement bedroht. Eine Gemeinschaftsproduktion der beiden Sparten Schauspiel und Musiktheater demonstriert hingegen vor der Kulturpolitik die Notwendigkeit des Miteinanders der Sparten.
Die als Vorlage gewählte Don- Quichotte-Fassung von Soeren Voimar – Pseudonym für ein Autorenkollektiv, hinter dem sich einige Theaterleute verbergen, die schon seit zehn Jahren im Theaterbetrieb tätig sind – ist eigentlich ein Schauspiel und wurde als solches sehr erfolgreich vor einem Jahr mit Corinna Harfouch als Don Quichotte in Stuttgart uraufgeführt.
Voimars Schauspiel führt den Ritter von der traurigen Gestalt, der eigentlich ein Filialleiter im Ruhestand namens Ritter, ein "Herr Ritter" ist, in den gegenwärtigen Alltag: zunächst in eine Laubenkolonie, wo er eine Frau von den Zumutungen einer Nachtschichtarbeit bei der Post erlöst, eine andere Frau von den Brutalitäten ihres Ehemanns, eines Inkassoeintreibers, ritterlich schützt oder eine alt und unansehnlich gewordenen Sekretärin eines Möbelfabrikanten als Dulcinea anhimmelt.
Doch in Weimar spielen diese Donquichotterien auch noch in der Welt der Oper – zwar nicht in der mit großem Orchester, sondern in der des Opern-Potpourris: eine liebevoll für eine sechsköpfigen Band von Bertram Quosdorf arrangierte Cafehausmusik. Wenn zart und melancholisch Wagners Musik über seine – die Welt retten wollenden Märchenritter Tannhäuser und Lohengrin – ertönt, erreicht der Abend in der Laubenszene mit Gartenzwerg sogar Marthalersche Intensität. Ist doch auch die Oper eine Welt verrückter, märchenhafter Ideale! Freilich wird es schnell allzu laut, wird Opern- und Operettenquiz, Bunter Abend, bei dem auch der Titelsong aus dem "Mann von la Mancha"-Musical nicht fehlen darf. Nach der Pause hängt der Abend jedenfalls ein wenig durch.
Vergnügen bereiten dem sichtlich amüsierten Publikum aber vor allem die Schauspieler, etwa Laubennachbar Dieter (Markus Fennert), vor allem aber Wolfgang Häntsch. In Rüstung, Zwölftagebart und starrem Blick karikiert er nirgendwo seine Rolle, ja wenn er gegen Germanist, Pfarrer und Putzfrau seinen kriegerischen Kampf für seine Ritterideale nicht aufgeben will, erinnert dieser Don Quichotte an die Sturheit von Thomas-Bernhard-Figuren.
Insoweit ein unterhaltsamer, routinierter Stadttheaterabend, der gar nichts vom Kränkeln der Theaterlandschaft zeigt; und man sollte ja auch ein wenig aufpassen: die Inflation von Endspielen, Götterdämmerungen und von theatralischen Kämpfe gegen Windmühlen, womit das Theater zur Zeit gerne kokettiert, sollte ja nicht zur sich selbst erfüllenden Prophezeiung werden.