Hernig: Nicht die wichtigste Suchmaschine
Für die Chinesen sei Baidu die wichtigste Suchmaschine, erklärt der in China lehrende Germanist und Sinologe Marcus Hernig. Etwa 70 Prozent aller User griffen darauf und nicht auf die nun nach Hongkong umgeleitete Google-Suche zurück.
Im Jahr 2006 ging Google in China mit der Internetseite www.google.cn an den Start und verpflichtete sich, die chinesische Zensur einzuhalten, das heißt, Suchergebnisse wurden gefiltert. Das soll nun ein Ende haben. Seit gestern ist die chinesische Suchmaschine abgeschaltet. Wer die Adresse eingibt, wird auf Googles Suchmaschine in Hongkong umgeleitet. In der Sonderverwaltungszone wird das Internet anders als in anderen Regionen Chinas nicht zensiert.
Der Germanist und Sinologe Marcus Hernig, der an einer Universität in der Nähe von Schanghai als Professor lehrt, hat die Umleitung ausprobiert. Lesen Sie hier einen Auszug aus dem Gespräch mit ihm:
Susanne Führer: Wie googelt es sich jetzt in China?
Marcus Hernig: Ich hab's probiert und es funktioniert ziemlich gut. Ich sehe da keinen großen Unterschied zu dem, was früher war unter google.cn. Man wird direkt umgeleitet, das dauert also nur wenige Millisekunden und man ist sofort auf der Hongkonger Seite.
(…)
Susanne Führer: Was ist, wenn Sie so kritische Begriffe wie Tian'anmen-Platz eingeben oder Tibet?
Marcus Hernig: Ich hab's mal probiert mit dem ganz kritischen Begriff Dalai Lama. (…) Das funktioniert. Man findet entsprechende Suchergebnisse zu diesem Thema. Nur eben, wenn man dann weitergeht und sagt, ich gebe jetzt www.dalailama.com ein, das ist ja die eigentliche Seite der Dalai Lama-Organisation, dann geht's natürlich nicht weiter. Aber das war vorher immer schon so.
Susanne Führer: Also wenn ich Sie recht verstanden habe, dann sieht man, dass es Suchergebnisse gibt, aber man kann die nicht öffnen?
Marcus Hernig: Man kann diese Suchergebnisse nicht alle öffnen. Man kann die öffnen, die von chinesischer Seite nicht zensiert werden, die gehen. (…) Das ist genauso, wie's eigentlich war. Das ist das gleiche Google-Feeling, das man hat, wenn man früher google.cn benutzt.
(…)
Susanne Führer: Welche Bedeutung hat denn Google überhaupt in China?
Marcus Hernig: Also wenn man das vergleicht mit dem wichtigsten Anbieter Baidu, das ist ja eigentlich die wichtigste Suchmaschine in China, dann ist Google eigentlich nur der Junior-Parnter. Soweit ich weiß, lagen die Anteile von Google bei 30 Prozent, während Baidu bei rund 70 Prozent bei den Benutzern liegt, die eine Suchmaschine benutzen, um entsprechende Einträge im Internet zu finden. Das heißt, Google ist da bei Weitem nicht das Wichtigste, so wie es vielleicht für die meisten Westler das Normale ist.
Sie können das vollständige Gespräch mindestens bis zum 23.8.2010 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.
Der Germanist und Sinologe Marcus Hernig, der an einer Universität in der Nähe von Schanghai als Professor lehrt, hat die Umleitung ausprobiert. Lesen Sie hier einen Auszug aus dem Gespräch mit ihm:
Susanne Führer: Wie googelt es sich jetzt in China?
Marcus Hernig: Ich hab's probiert und es funktioniert ziemlich gut. Ich sehe da keinen großen Unterschied zu dem, was früher war unter google.cn. Man wird direkt umgeleitet, das dauert also nur wenige Millisekunden und man ist sofort auf der Hongkonger Seite.
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Susanne Führer: Was ist, wenn Sie so kritische Begriffe wie Tian'anmen-Platz eingeben oder Tibet?
Marcus Hernig: Ich hab's mal probiert mit dem ganz kritischen Begriff Dalai Lama. (…) Das funktioniert. Man findet entsprechende Suchergebnisse zu diesem Thema. Nur eben, wenn man dann weitergeht und sagt, ich gebe jetzt www.dalailama.com ein, das ist ja die eigentliche Seite der Dalai Lama-Organisation, dann geht's natürlich nicht weiter. Aber das war vorher immer schon so.
Susanne Führer: Also wenn ich Sie recht verstanden habe, dann sieht man, dass es Suchergebnisse gibt, aber man kann die nicht öffnen?
Marcus Hernig: Man kann diese Suchergebnisse nicht alle öffnen. Man kann die öffnen, die von chinesischer Seite nicht zensiert werden, die gehen. (…) Das ist genauso, wie's eigentlich war. Das ist das gleiche Google-Feeling, das man hat, wenn man früher google.cn benutzt.
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Susanne Führer: Welche Bedeutung hat denn Google überhaupt in China?
Marcus Hernig: Also wenn man das vergleicht mit dem wichtigsten Anbieter Baidu, das ist ja eigentlich die wichtigste Suchmaschine in China, dann ist Google eigentlich nur der Junior-Parnter. Soweit ich weiß, lagen die Anteile von Google bei 30 Prozent, während Baidu bei rund 70 Prozent bei den Benutzern liegt, die eine Suchmaschine benutzen, um entsprechende Einträge im Internet zu finden. Das heißt, Google ist da bei Weitem nicht das Wichtigste, so wie es vielleicht für die meisten Westler das Normale ist.
Sie können das vollständige Gespräch mindestens bis zum 23.8.2010 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.