Hermann Max bei den Fasch-Festtagen

Katharinas Nachbar

07.05.2017
Bei den Zerbster Fasch-Festtagen gab es zwei Wiedererstaufführungen von Werken Johann Friedrich Faschs. Hermann Max und seine Rheinische Kantorei und Das Kleine Konzert haben diese besonderen Stücke präsentiert. Daneben gab es auch Stücke von Telemann und weitere aus dem Fasch-Oeuvre, die bereits bekannt sind.
Hermann Max ist nicht nur ein guter Alte-Musik-Dirigent, sondern immer auch auf der Suche nach Neuem. Diesmal konnten die Hörer der diesjährigen Zerbster Fasch-Festtage zwei Werken begegnen, die wahrscheinlich seit Lebzeiten des Künstlers nicht mehr erklungen waren.
Dabei geht es um die Ouvertürensuite am Beginn des Programms sowie, an dessen Ende, die Kurzfassung einer lateinischen Messe – wurde doch auch am lutherischen Hof derer von Anhalt-Zerbst, wo Johann Friedrich Fasch von 1722 bis zu seinem Todesjahr 1758 in Diensten war, noch der alte katholische Messtext weiterverwendet.
Im Kontext der diesjährigen Festtage, die den "Jahreshelden" Luther in Beziehung zum "Lokalhelden" Fasch setzen, ist das nur eine unter vielen Akzentsetzungen und damit Teil eines Charakterbildes, das Hermann Max und seine Ensembles von jenem Komponisten entwickeln, der das Musikleben der Residenzstadt dreieinhalb Jahrzehnte lang prägte und dabei für eine kurze Zeit in unmittelbarer Nähe zur späteren russischen Zarin Katharina lebte. Zu hören ist eine bunte Mischung von Instrumental- und Vokalwerken, wobei sich die gesungenen Texte neben dem Latein auch des Deutschen bedienen und die Musik durchweg frisch-vital, zupackend und mit klar profilierten Motiven daherkommt. Der gebürtige Thüringer Fasch war eben, bevor er nach Zerbst gelangte, nicht nur an vielen Höfen herumgekommen und hatte sich dort mit dem aktuellen Stand zeitgenössischen Komponierens vertraut machen können, sondern entwickelte daraus auch einen prägnanten Personalstil, mit dem er am Ende weit über den Status einer bloßen Regionalgröße hinauswuchs.
14. Internationale Fasch-Festtage
St. Trinitatis Zerbst
Aufzeichnung vom 22. April 2017
Johann Friedrich Fasch
Ouverture A-Dur FWV K:A3
für zwei Oboen, Fagott, Steicher und Basso continuo
(neuzeitliche Erstaufführung)
"Laetatus sum", 122. Psalm FWV I:L1
für Sopran, Bass, Streicher und Basso continuo
"Ich danke dem Herrn von ganzem Herzen", Kantate zu Mariae Verkündigung FR 527
für Sopran, Alt, Tenor und Bass, vierstimmigen Chor, zwei Oboen, Streicher und Basso continuo
"Laudate pueri Dominum", 113. Psalm FWV I:L3
für Sopran, Alt, Tenor und Bass, zwei Oboen, Streicher und Basso continuo
Georg Philipp Telemann
Ouverturensuite c-Moll TWV 55:c1
für Streicher und Basso continuo
Johann Friedrich Fasch
Missa G-Dur, FR 1260 c
für Sopran, Alt, Tenor und Bass, vierstimmigen Chor, zwei Oboen, Streicher und Basso continuo
(neuzeitliche Erstaufführung)

Veronika Winter, Sopran
David Erler, Altus
Tobias Hunger, Tenor
Matthias Vieweg, Bass
Rheinische Kantorei
Das Kleine Konzert
Leitung: Hermann Max