Hepatitis E - eine "neue" Zoonose
Bisher galt Hepatitis E als typische Reisekrankheit, die in den Tropen vor allem bei Überschwemmungen durch fäkal verunreinigtes Trinkwasser übertragen wird, deshalb galt für Ferntouristen stets die goldene Regel: "Cook it, boil it, peel it or forget it."
Inzwischen erhärtet sich aber der Verdacht, dass Hepatitis E in Europa längst heimisch ist und durch Schweine beziehungsweise durch den Verzehr unzureichend durchgegarter Schweineleber auf den Menschen übertragen wird.
Ein weiteres Beweisstück wurde gerade auf einer Mikrobiologen-Tagung in Edinburgh Anfang September vorgestellt: Die Hepatitis E-Stämme, die bei infizierten Personen identifiziert werden, entsprechen den Stämmen, die in den Schweinebeständen des jeweiligen Landes vorherrschen.
Was ist Hepatitis E? Eine Leberentzündung (Gelbsucht), die durch Viren übertragen wird. Die meisten Fälle verlaufen glücklicherweise asymptomatisch. Ein Teil entwickelt aber die typischen Krankheitssymptome: Nach einer Inkubationszeit von etwa einem Monat kommt es zu Übelkeit, Abgeschlagenheit, Bauchschmerzen, Fieber, Gelbsucht und dunklem Urin. Auch Todesfälle sind zu beklagen, insbesondere bei Schwangeren. Eine ursächliche Therapie fehlt bis heute. Etwa drei Prozent der Deutschen haben Antikörper gegen das Hepatitis E-Virus. Demnach ist die Infektion gar nicht so selten.
Welche Rolle spielen dabei die Schweine? Wildschweine sind offenbar das Reservoir der Erreger. Unter den Hausschweinbeständen sind in Europa vor allem spanische Tiere betroffen. Von 41 untersuchten spanischen Schweinemastbetrieben waren 40 mit Hepatitis E infiziert. Hinzu kommt, dass in Spanien die Freilandhaltung verbreitet ist, so dass der Erreger zwischen Wildtieren und Haustieren pendeln kann.
Hepatitis E ist damit eine echte Zoonose wie auch Hepatitis A, die hierzulande vor allem durch Muscheln übertragen wird. Knapp die Hälfte der Muscheln aus dem Mittelmeer ist mit Hepatitis A-Viren belastet. Die Mollusken filtern die Viren aus dem (Ab)-Wasser und reichern sie an. Deshalb gibt man sie vor dem Verkauf gewöhnlich in frisches Wasser, damit sich die Tiere "reinigen" können. Das wird nicht selten aus dem Meer geschöpft. Da Wasser in der Nähe von Siedlungen und Häfen natürlich mehr Viren enthält, findet statt der erhofften Reinigung eine Anreicherung von Fäkalkeimen statt. Es ist es notwendig die Muscheln gründlich zu kochen, um diese und andere Viren zuverlässig abzutöten.
Vegetarier haben es da offenbar besser getroffen. Im Gegenteil, gerade diese Gruppe isst ja besonders gerne Rohes. Es macht leider keinen Unterschied ob tierisch oder pflanzlich. In der Vergangenheit hat man die Risiken von pflanzlicher Rohkost nicht recht ernst genommen. Das hat sich inzwischen geändert und siehe da, prompt ließen sich eine ganze Reihe, bisher rätselhafter Hepatitis A-Ausbrüche erklären. Auslöser waren vor allem Obst (zum Beispiel Tiefkühl-Erdbeeren) aber auch Kopfsalat, Karotten oder geschälte Zwiebeln. Die Kontamination erfolgte durch Beregnung mit kontaminiertem Wasser, manchmal wurden die Viren mit den Händen auf die Ware übertragen. Zudem ist auch eine Aufnahme der Erreger über die Wurzeln denkbar. Als besonders problematisch gilt die Düngung mit Klärschlamm oder menschlichen Fäkalien.
Was also tun? Ganz einfach: Die alte Regel bei Fernreisen gilt auch beim Gang an den Kühlschrank: Cook it, boil it, peel it or forget it.
Quellen:
Tei S et al: Zoonotic transmission of hepatitis E virus from deer to human beings. Lancet 2003/362/S.371ff
Satou K, Nishiura H: Transmission dynamics of hepatitis E among swine: potential impact upon human infection. BMC Veterinary Research 2007/3:e9
Seminati C et al: Distribution of hepatitis E virus infection and its prevalence in pigs on commercial farms in Spain. Epub 2007, in press
Duizer E: Endemic HEV in Europe: prevalence and transmission. 161. Meeting of the Society for General Microbiology, Edingburgh 6. Sept. 2007
BfR: Krank durch Muschelesen? Aktualisierte Stellungnahme 040/2006
Quarto M, Chironna M: Hepatitis A: sources on food and risk for health. Reviews in food an nutrtion toxicity 2005/2/S.91ff
Ein weiteres Beweisstück wurde gerade auf einer Mikrobiologen-Tagung in Edinburgh Anfang September vorgestellt: Die Hepatitis E-Stämme, die bei infizierten Personen identifiziert werden, entsprechen den Stämmen, die in den Schweinebeständen des jeweiligen Landes vorherrschen.
Was ist Hepatitis E? Eine Leberentzündung (Gelbsucht), die durch Viren übertragen wird. Die meisten Fälle verlaufen glücklicherweise asymptomatisch. Ein Teil entwickelt aber die typischen Krankheitssymptome: Nach einer Inkubationszeit von etwa einem Monat kommt es zu Übelkeit, Abgeschlagenheit, Bauchschmerzen, Fieber, Gelbsucht und dunklem Urin. Auch Todesfälle sind zu beklagen, insbesondere bei Schwangeren. Eine ursächliche Therapie fehlt bis heute. Etwa drei Prozent der Deutschen haben Antikörper gegen das Hepatitis E-Virus. Demnach ist die Infektion gar nicht so selten.
Welche Rolle spielen dabei die Schweine? Wildschweine sind offenbar das Reservoir der Erreger. Unter den Hausschweinbeständen sind in Europa vor allem spanische Tiere betroffen. Von 41 untersuchten spanischen Schweinemastbetrieben waren 40 mit Hepatitis E infiziert. Hinzu kommt, dass in Spanien die Freilandhaltung verbreitet ist, so dass der Erreger zwischen Wildtieren und Haustieren pendeln kann.
Hepatitis E ist damit eine echte Zoonose wie auch Hepatitis A, die hierzulande vor allem durch Muscheln übertragen wird. Knapp die Hälfte der Muscheln aus dem Mittelmeer ist mit Hepatitis A-Viren belastet. Die Mollusken filtern die Viren aus dem (Ab)-Wasser und reichern sie an. Deshalb gibt man sie vor dem Verkauf gewöhnlich in frisches Wasser, damit sich die Tiere "reinigen" können. Das wird nicht selten aus dem Meer geschöpft. Da Wasser in der Nähe von Siedlungen und Häfen natürlich mehr Viren enthält, findet statt der erhofften Reinigung eine Anreicherung von Fäkalkeimen statt. Es ist es notwendig die Muscheln gründlich zu kochen, um diese und andere Viren zuverlässig abzutöten.
Vegetarier haben es da offenbar besser getroffen. Im Gegenteil, gerade diese Gruppe isst ja besonders gerne Rohes. Es macht leider keinen Unterschied ob tierisch oder pflanzlich. In der Vergangenheit hat man die Risiken von pflanzlicher Rohkost nicht recht ernst genommen. Das hat sich inzwischen geändert und siehe da, prompt ließen sich eine ganze Reihe, bisher rätselhafter Hepatitis A-Ausbrüche erklären. Auslöser waren vor allem Obst (zum Beispiel Tiefkühl-Erdbeeren) aber auch Kopfsalat, Karotten oder geschälte Zwiebeln. Die Kontamination erfolgte durch Beregnung mit kontaminiertem Wasser, manchmal wurden die Viren mit den Händen auf die Ware übertragen. Zudem ist auch eine Aufnahme der Erreger über die Wurzeln denkbar. Als besonders problematisch gilt die Düngung mit Klärschlamm oder menschlichen Fäkalien.
Was also tun? Ganz einfach: Die alte Regel bei Fernreisen gilt auch beim Gang an den Kühlschrank: Cook it, boil it, peel it or forget it.
Quellen:
Tei S et al: Zoonotic transmission of hepatitis E virus from deer to human beings. Lancet 2003/362/S.371ff
Satou K, Nishiura H: Transmission dynamics of hepatitis E among swine: potential impact upon human infection. BMC Veterinary Research 2007/3:e9
Seminati C et al: Distribution of hepatitis E virus infection and its prevalence in pigs on commercial farms in Spain. Epub 2007, in press
Duizer E: Endemic HEV in Europe: prevalence and transmission. 161. Meeting of the Society for General Microbiology, Edingburgh 6. Sept. 2007
BfR: Krank durch Muschelesen? Aktualisierte Stellungnahme 040/2006
Quarto M, Chironna M: Hepatitis A: sources on food and risk for health. Reviews in food an nutrtion toxicity 2005/2/S.91ff