Helgi Jonsson live mit Soloalbum "Intelligentle"

"Die Welt braucht mehr Gedanken. Und mehr Gespür!"

Helgi Jonsson
Helgi Jonsson © Deutschlandradio
Helgi Jonsson im Gespräch mit Moderator Martin Böttcher · 18.03.2019
Isländer, Singer-Songwriter, Posaunist, Produzent - Helgi Jonsson macht viel und hatte darum bislang wenig Zeit für Soloprojekte. Nun ist er wieder unterwegs und hat es wahr gemacht: "Intelligentle" ist sein Solowerk. Das große Thema hier ist "Achtsamkeit".
Helgi Jonsson hat vor acht Jahres sein letztes Album herausgebracht. Er war viel zu viel beschäftigt mit anderen Projekten. Doch nun war die Zeit reif, wieder solo zu arbeiten, nicht nur für andere zu produzieren und zu schreiben. Mit dem neuen Album "Intelligentle" geht er nun auf Tour.

Wissenschaftliche Pläne hinterfragt

Der Titel fürs neue Album entstand aus einem Mix zweier Bedeutungen, die ineinander fließen: "Intelligent" und "Gentle", also intelligente Sanftheit. Dieses Wort kreierte er, um ein großes EU-Projekt zu beschreiben, das gerade vielseitig gefördert werde, so der Musiker: "Sie wollen das menschliche Gehirn modellieren, also digital verfügbar machen. Ein schrecklicher Gedanke, dass ein Mensch in eine Maschine produziert wird!"

Sein Song sei eine Art Jobanfrage: Wer könnte der Erste sein, der sich auf diese digitale Reproduktion einlässt? - Und dies sei schon eine anziehende wie abschreckende Perspektive, meint Jonsson. "Wie könnte man sich digital verewigen? - Die Wissenschaftler würden sich über die vielen menschlichen Fehler und Artefakte freuen." Theoretisch könnte man im Anschluss alle perfektionieren. Und deshalb ist er überzeugt: "Die Welt braucht mehr Gedanken. Und mehr Gespür!" Man müsse erst überlegen, bevor man eine derartige Möglichkeit schaffe, lfordert Jonsson.
Helgi Jonsson am Klavier sich selbst begleitdent im Studio von Deutschlandfunk Kultur.
Helgi Jonsson kommt aus der Klassik: er spielt Posaune und Klavier. © Deutschlandradio

Die Wurzeln nicht verneinen

"Bei mir kommt zuerst der Bauch, viel funktioniert intuitiv", betont er. "Und während der Arrangements kommen mir die Gedanken. Erst dann überlege ich: Wohin will ich mit diesem Song." Im Laufe der Jahre sei ihm dann klar geworden, dass er in diesem Arbeitsflow seine musikalischen Wurzeln eine wichtige Rolle spielten, dass seine Ausbildung im klassischen Musikbereich und auch die Natur Islands, gravierende Spuren in seinen Songs immer neu hinterlassen. Früher habe er sich gegen diese Erkenntnis gewehrt, aber inzwischen weiß er: beides ist ihm eine tiefliegende Inspirationsquelle.
Im Studio von Deutschlandfunk Kultur singt er sich selbst begleitend am Klavier den Song "Hundred Miles".
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