Greta Thunberg wird 20
Im August 2018 setzte sich die damals 15-jährige Greta Thunberg erstmals vor das schwedische Parlament. Sie forderte von der Politik, mehr gegen den Klimawandel zu unternehmen. © Getty Images / Michael Campanella
Wirkmächtig und zerbrechlich
07:16 Minuten
Mit einem Schulstreik fing alles an: Greta Thunberg ist seit mehreren Jahren die Ikone der weltweiten Klimabewegung. Heute wird sie 20 Jahre alt. Eine klassische Heldin sei die Schwedin nicht, sagt die Medienwissenschaftlerin Dorna Safaian.
Im Alter von 15 Jahren protestierte Greta Thunberg wochenlang allein mit einem Schild vor dem schwedischen Parlament in Stockholm. Aus ihrem "Schulstreik für das Klima" erwuchs die weltweite Bewegung "Fridays for Future": Zehntausende Schülerinnen und Schüler demonstrierten in der Folge immer freitags für mehr Klimaschutz.
Mit 16 Jahren sorgte Thunberg mit ihrer wütenden Rede vor den Vereinten Nationen in New York ("How dare you") für Aufsehen. Die Klimaaktivistin, die nun ihren 20. Geburtstag feiert, gilt vielen Menschen als Heldin.
Zur Heldin gemacht
"Sie ist nicht an sich eine Heldin, sie wird zu einer Heldin gemacht", meint die Medienwissenschaftlerin Dorna Safaian. Held oder Heldin: Das sei immer eine Zuschreibung. Thunberg sei für verschiedene gesellschaftliche Gruppierungen zugänglich: "Sie ist einerseits eine souveräne Figur, die autonom wirkt, andererseits wirkt sie auch sehr vulnerabel."
Wirkmächtig und gleichzeitig schutzbedürftig und fragil: Damit entspricht Thunberg nicht dem klassischen heroischen Bild. Typisch sei aber wiederum, dass sie wie alle Heldenfiguren polarisiere, so Safaian: "An solchen Figuren entzündet sich bedauerlicherweise oftmals auch Hass." Thunberg sei Gegenstand vieler kontroverser Diskurse und Ziel von Hatespeech geworden.
Dass ihr Vater bei Auftritten und Veröffentlichungen eine große Rolle spielte, macht Thunberg aus Sicht der Wissenschaftlerin nicht unglaubwürdig. "Es ist aber typisch für Heroisierungsprozesse, dass solche kooperativen Aspekte ausgeblendet werden", betont sie. Es sei eigentlich "selbstverständlich", dass jemand, der medial sehr präsent und politisch so wirkmächtig sei, mit anderen zusammenarbeite.
Thunberg bleibt sich treu
Nach Ansicht Safaians bleibt sich Thunberg in ihrer medialen Selbstdarstellung treu. Das gelte auch für ihren jüngsten Schlagabtausch auf Twitter mit dem ehemaligen Kickboxer Andrew Tate, der kurz darauf wegen des Verdachts auf Menschenhandel in Rumänien festgenommen wurde.
Thunberg habe schon oft schlagfertig Angriffe von "Strongman-Figuren" wie Trump oder Putin gekontert. Mal habe sie ihre Profilbeschreibung geändert, mal direkt geantwortet. Ihre Reaktion auf Tate sei daher "eher Kontinuität als Bruch", so Safaian.
(bth)