Heitmeyer: Mit "Straflust in der Bevölkerung" auf Stimmenfang

15.01.2008
Der Direktor des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung an der Universität Bielefeld, Wilhelm Heitmeyer, hat die aktuelle Debatte über Jugendkriminalität kritisiert. Man solle die Probleme benennen, aber auf die Wortwahl achten, sagte Heitmeyer am Dienstag im Deutschlandradio Kultur.
So sei der Begriff "Feindbild" im Zusammenhang mit Jugendkriminalität "fehl am Platz". Heitmeyer bezog sich damit auf einen Artikel von Frank Schirrmacher in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" mit dem Titel "Junge Männer auf Feindfahrt". Dabei geht es um ausländische Jugendliche, die begonnen hätten, die Deutschen als Gegner und Feinde zu identifizieren. Nach Angaben des Konfliktforschers haben Untersuchungen der wechselseitigen Wahrnehmung unter Jugendgruppen kein Phänomen eines Feindbildes gezeigt.

Heitmeyer bemängelte erneut, dass die politische Debatte über Jugendkriminalität in die falsche Richtung laufe. Bereiche der Politik agierten autistisch. "Da pflegt man den rüden Umgangston über Strafrecht und bedient (…) eine Straflust in der Bevölkerung, die dann möglicherweise in Wahlstimmen umgesetzt werden soll." Die Debatte werde auch Mentalitäten und das gesellschaftliche Klima verändern, warnte der Konfliktforscher abschließend.

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