Heinrich Ignaz Franz Bibers "Missa Salisburgensis" mit dem RIAS Kammerchor Berlin

Demonstration von Macht und Stärke

Blick entland einer Säule nach ob in die reich verziehrte Kuppel des Berliner Doms.
Unter dieser Kuppel erklang Hochamtsmusik aus Salzburg. © Berliner Dom / Eduard Gaweiler
Moderation: Ruth Jarre · 09.07.2019
53 Stimmen in sechs Chören – prachtvoll und monumental ist die Messvertonung, die 1682 im Salzburger Dom erklang. Diese Uraufführung war das gesellschaftliche Ereignis des Jahres. Nun erklang dieses frühbarocke Monumentalwerk in Berlin.
Es war eine der aufwendigsten Vertonungen, die aus Salzburg überliefert ist: die Festmusik zur Jubiläumsfeier der Erzdiözese Salzburg von 1682. Nun haben der RIAS Kammerchor und die Akademie für Alte Musik Berlin das rauschhafte Klangerlebnis im Berliner Dom nachgestellt. "Von Salzburg an die Spree" hieß das Unternehmen.
Die Musiker sind dabei im Kirchenraum verteilt: mit zwei Trompetenchören und Pauken auf je einer Seitenempore, mit Oboen, Flöten, Streichern und Vokalchören im Altarraum.
Die mächtige Orgelempore im Berliner Dom mit in Holz gefasstem Instrument.
Auch auf dieser Empore standen Pauker und Trompeter.© Berliner Dom / Maren Glockner
Ergänzt wurde das Programm mit eingestreuten Instrumentalwerken, wie es wohl auch 1682 während des feierlichen Hochamts der Fall war. Das Aufgebot an Musikern war für damalige Zeiten enorm.

Ein Klang(t)raum

Mit dieser Aufführung geht ein Traum des Dirigenten Justin Doyle in Erfüllung, der dieses Musikmonument schon lange einmal zur Aufführung bringen wollte. "Seit über 20 Jahren begeistert mich Bibers Musik", schreibt der Dirigent im Programmbuch. "Seine 'Missa Salisburgensis' ist ein großartiges Werk musikalischer Architektur – und es gibt nichts Vergleichbares."
Als Student habe er die Partitur in Cambridge das erste Mal in die Hände bekommen. Doyle erinnert sich so intensiv, "weil die Klangwelt mir förmlich aus den Seiten entgegen sprang. Man bekommt einen visuellen Eindruck der hörbaren Klangblöcke – ein vokaler Chor hier, vier Trompeten dort – ich war zutiefst beeindruckt von den Fähigkeiten des Komponisten."
Damals wurde das Werk noch als die Schöpfung von Orazio Benevoli geachtet. Diese Falschzuweisung wurde inzwischen korrigiert.
RIAS Kammerchor-Chefdirigent Justin Doyle
RIAS Kammerchor-Chefdirigent Justin Doyle, der sich als Biber-Fan outet.© Matthias Heyde
Aufzeichnung vom 6. Juli 2019 im Berliner Dom
Johann Stadlmayr
Introitus "Statuit ei Dominus"
Georg Muffat
Ciacona in G
Heinrich Ignaz Franz Biber
"Missa Salisburgensis" für 53 Stimmen und Instrumente
Georg Muffat
Armonic Tributo, Sonate Nr. 5
Heinrich Ignaz Franz Biber
Sonata Sancti Polycarpi
Plaudite tympana
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