Heimwerken

Die letzte Bastion des Mannes?

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Der Historiker Jonathan Voges hat die Kulturgeschichte des Heimwerkens untersucht. © Foto: imago, Cover: Wallstein-Verlag
Jonathan Voges im Gespräch mit Katrin Heise · 02.09.2017
Heimwerken - das ist nicht nur Reparieren oder Renovieren, sondern Heimwerken ist Selbstverwirklichung durch Selbermachen. Jonathan Voges hat die Kulturgeschichte dieser Freizeitbeschäftigung nachgezeichnet. Bis heute eine Männerdomäne, sagt er.
Millionen Deutsche lieben es, in ihrer Freizeit zu hämmern, zu sägen und zu schrauben. Der Historiker Jonathan Voges teilt diese Begeisterung nicht. Aber gerade die Frage, warum machen die ganzen Leute das eigentlich, hat ihn dazu gebracht, die Kulturgeschichte des Heimwerkens in der Bundesrepublik zu erforschen. Denn zur Kultur wurde das Heimwerken erst vor wenigen Jahrzehnten.
"Womit wirklich das Heimwerken anfängt, das ist so in den 50er-Jahren, dass es eben nicht mehr nur aus der Not geborene Praxen des Reparierens und dergleichen sind", sagte Voges im Deutschlandfunk Kultur. "Sondern dass man das dann wirklich umdeutet als Freizeitaktivität, die man nicht nur machen muss, sondern die man gerne macht." Oder genauer: Mann. Denn Heimwerken war selbstverständlich Männersache, und Frau hatte sich herauszuhalten.

"Selbst ist der Mann" - das gilt bis heute

Ohne Widerspruch blieb das allerdings nicht: So zitiert Voges Leserbriefe an die Zeitschrift "Selbst ist der Mann", in denen sich Frauen über den Namen der Zeitschrift beschwerten. Auch sie läsen die Zeitschrift gern und seien auch selber Heimwerker.
"Da antworten ihnen die Redakteure zu dieser Zeit noch: Ja, das ist ja ganz nett, aber sie sollen doch bitte aufpassen, dass sie zusätzlich zu ihren 60 bis 80 Stunden Hausarbeit, die sie leisten würden, sich jetzt nicht noch überarbeiten würden dadurch, dass sie Heimwerkeraufgaben übernehmen, sondern das dann doch bitte den Männern überlassen sollen."
Die Zeitschrift "Selbst ist der Mann" gebe es im Übrigen bis heute, sagt Voges. Aber der Titel werde inzwischen wohl ein Stück weit ironisch gebraucht. Obwohl ja nach wie vor der Mann heimwerkt und sich an der Männerdomäne Heimwerken nicht viel geändert hat, wie Voges betont: "Ich würde sagen, das ist es bis heute wahrscheinlich immer noch, wenn man es sich prozentual anschaut."
(uko)

Jonathan Voges: "'Selbst ist der Mann'. Do-it-yourself und Heimwerken in der Bundesrepublik Deutschland"
Wallstein-Verlag 2017
647 Seiten, 54 Euro

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