Heiligsprechungen

Auch eine Frage der Kirchenpolitik

Papst Franziskus von Hinten, wie er die großen Flügel der "Heiligen Pforte" öffnet. Das Portal besteht aus zwei großen Kassettentüren mit schwarzen Rahmen und goldenen Kassetten mit christlichen Motiven.
Papst Franziskus öffnet die Heilige Pforte © imago stock&people / ZUMA Press
Stefan Samerski im Gespräch mit Kirsten Dietrich · 04.09.2016
Mit Mutter Teresa sei "die populärste Frau des 20. Jahrhunderts" heiliggesprochen worden, sagt der katholische Kirchenhistoriker Stefan Samerski. In unserem Gespräch erklärt er, nach welchem Verfahren und welchen Kriterien Menschen heiliggesprochen werden.
Kirsten Dietrich: Bisher haben wir uns in dieser Sendung dem Phänomen Mutter Teresa genähert – schließlich ist sie heute in Rom von Papst Franziskus heiliggesprochen worden. Dass das so schnell ging, dass Mutter Teresa nur 20 Jahre nach ihrem Tod schon zum Kreis der Heiligen zählt, das hängt nicht nur mit ihrem Leben und Wirken zusammen, sondern darin spiegelt sich – natürlich möchte man fast sagen – auch katholische Kirchenpolitik.
Denn schon immer hatte die Verehrung von Heiligen auch Zwecke, die über die reine Verehrung und Fürsprache in den Nöten des Alltags hinausging. Schutzpatrone sollten zum Beispiel in Zeiten innerer Spaltung einen Nationalgedanken festigen, und potentiell aufrührerische Gedanken und Figuren, Franz von Assisi mit seiner Armutspredigt zum Beispiel, konnten durch Heiligsprechung in den Schoß der Kirche integriert werden.

Mutter Teresa: enge Zusammenarbeit mit Johannes Paul II.

Die Politik mit den Heiligen – darüber habe ich mit dem katholischen Kirchengeschichtler Stefan Samerski gesprochen. Heilige und Heiligkeit sind seine Forschungsschwerpunkte, und ich wollte von ihm wissen, wie unvermeidlich es eigentlich war, dass Mutter Teresa, eine der wenigen auch heute noch global populären Figuren der katholischen Kirche, so schnell zur Heiligen wurde.
Stefan Samerski: Ja, sie ist eigentlich die populärste Frau des 20. Jahrhunderts und hat natürlich auch stark mit dem damaligen Papst Johannes Paul II. zusammengearbeitet. Sie war sozusagen seine Verkündigung auf zwei Beinen, gerade wenn es um Glaube und Barmherzigkeit ging, wofür sie dann später sehr stark kritisiert wurde, dass sie sich bedingungslos für den Schutz des Lebens als auch gegen Abtreibung und ähnliche Praxen ausgesprochen hatte.
Mutter Teresa ist am 20.5.1997 im Vatikan mit Papst Johannes Paul II. zusammengetroffen. Dabei stellte die 86jährige Ordensschwester die Nonne Nirmala vor. Die 63jährige ist die neue Leiterin des von Mutter Teresa in Kalkutta gegründeten Ordens "Missionarinnen der Nächstenliebe".
Mutter Teresa am 20.5.1997 bei einem Treffen mit Papst Johannes Paul II. im Vatikan© picture alliance / dpa / epa Amsa
Das war natürlich dem Papst ein großes Anliegen, und ihr nahm man das, weil sie das in ihrem Leben, diese unbedingt christliche Nachfolge, auch gelebt hat, ihr nahm man diese Botschaft auch unbedingt ab. Insofern war sie natürlich für den Papst ein wichtiges Aushängeschild des christlichen Glaubens, der christlichen Sexualmoral natürlich auch und von ihrer persönlichen Lebensführung ein entsprechender, deutlicher Zeuge der christlichen Botschaft.

Heiligsprechung - ein uraltes Verfahren

Dietrich: Und dann wird man heilig.
Samerski: Dann wird man heilig, vor allen Dingen dann, wenn man einen Orden gegründet hat und dieser Orden natürlich gerne den eigenen Gründer besonders herausgestellt sehen möchte im Sinne einer Kultsanktion. Das heißt also, dass eine öffentliche Verehrung möglich ist, und das geht eigentlich nur durch die Entscheidung der Heiligsprechungskongregation in Rom.
Das heißt, dort werden Lebenslauf und Botschaften und alle Schriften geprüft, und es wird damit eben dokumentiert, dass dieser entsprechende Mensch, dieser Kandidat mit der Lehre der Kirche übereinstimmt und tatsächlich ein Leben geführt hat, wie es der Botschaft Christi entspricht.
Dietrich: Dieses Verfahren für Heiligsprechung, das ist ja ganz streng geregelt, ist Teil des katholischen Kirchenrechtes. Wir sollten das vielleicht mal kurz besprechen, wie das eigentlich geht. Also was passiert, damit jemand heilig wird?
Samerski: Ja, in der Grundstruktur ist es ein uraltes, jahrhundertealtes Verfahren. Also schon vor dem Mittelalter gab es Heiligsprechungen. Das lief aber ein bisschen anders ab, aber die Grundkonstanten und der Vorgang ist eigentlich sehr ähnlich. Das heißt, erst wird einmal das Leben abgeklopft und geschaut, ob das mit den christlichen Grundprinzipien übereinstimmt, ob eine Irrlehren etwa auftauchen. Die persönliche Lebensführung wird unter die Lupe genommen, und dann werden auch Gebetserhörungen im zweiten Schritt untersucht.
Das heißt, ist diese Person, dieser Kandidat präsent in der Kirche und wenden sich Leute an ihn, hat er eine Relevanz für die Öffentlichkeit, und dann werden diese Gebetserhörungen untersucht, und wenn sehr spektakuläre Gebetserhöhungen, die man dann Wunder nennt, auftauchen und die einer wissenschaftlichen Untersuchung standhalten, dann ist eigentlich schon der Weg frei für eine Seligsprechung und in einem zweiten Schritt für die Heiligsprechung.

Die Lebenführung wird genau geprüft

Dietrich: Warum ist dieses Verfahren so aufwendig? Dient das dazu, die Glaubwürdigkeit des oder der Heiligen zu stärken oder steht da auch ein bisschen der Gedanke dahinter, sich davor zu schützen, jemanden heiligzusprechen, der das bei näherer Prüfung vielleicht doch nicht ist?
Samerski: Selbstverständlich. Sie müssen sich vorstellen, bei einer Heiligsprechung oder einer Seligsprechung wird ein Mensch, ein Kandidat ja in das Rampenlicht der Öffentlichkeit gerückt, und jeder stürzt sich natürlich drauf und prüft auch kritisch nach, ob da nicht irgendwelche dunklen Punkte in der Biografie in den Schriften oder später in der Verehrung meinetwegen des Ordens oder in der Öffentlichkeit entsprechend auftauchen.
Deswegen ist es sinnvoll, dass man sowohl den Lebenslauf als auch Schriften und selbstverständlich auch gerade Wunder, also entsprechende Gebetserhöhungen, sehr genau unter die Lupe nimmt, damit nicht im Nachhinein ein kritisches Potential aufgebaut wird und gesagt wird, ja, die hat zu viel Schwachstellen und, hier wird es eigentlich also ganz schwierig, warum hat der Papst sich dafür hergegeben, diesen entsprechenden Kandidaten zur Selig- oder zur Heiligkeit zu promovieren.

Bei "politischen Heiligen" gibt es immer Pro und Contra

Dietrich: Sowas taucht ja immer wieder mal auf, wenn vor allen Dingen das persönliche, das religiöse Leben völlig jenseits aller Kritik ist, aber zum Beispiel politische Überzeugungen schwierig sind.
Also ein Beispiel ist der kroatische Kardinal Stepinac, der gilt in Kroatien, weil er sich eben für die Kirche dort sehr eingesetzt hat, als verehrungswürdig, den Serben, auch jüdischen Gruppen, gilt er dagegen als Kriegsverbrecher, weil er im Nationalsozialismus sich durchaus dubios verhalten hat, und das Verfahren zur Heiligsprechung wurde gerade kürzlich erst mal auf Eis gelegt.
Also gibt es für solche Fälle Verfahrensregeln, also wenn der Heilige also von den Gläubigen geliebt wird, aber eigentlich politisch zum Beispiel gar nicht so unbeschadet ist?
Samerski: Sie haben bei jeder Selig- und bei jeder Heiligsprechung, bei diesem Akt der Selig- und Heiligsprechung, vor allen Dingen aber auch im Vorfeld, immer Pro- und Contrastimmen. Das kann man nicht umgehen, auch wenn man diese Mutter Teresa jetzt in diesem ganz konkreten Fall heiligspricht, die eigentlich eine allgemein anerkannte Größe der christlichen Caritas gewesen ist, die eigentlich auch alle profanen Preise, Friedensnobelpreis, entsprechend bekommen hat.
Sie hat sich weniger zu politischen Themen als zu Themen, und dann aber sehr prononciert, der persönlichen Lebensführung geäußert. Bei prononciert politischen Heiligen wird es natürlich schwierig.

Auch eine Heiligsprechung von Pius XII. ist umstritten

Wir haben gerade im Mittelalter sehr viele Herrscher, die selig- und heiliggesprochen worden sind. Das ist in der modernen Zeit eigentlich sehr, sehr viel geringer geworden. Letztes größeres Beispiel ist eigentlich noch Kaiser Karl von Österreich. Da gibt es natürlich auch kritisches Potenzial und schon vor der Seligsprechung kritische Anfragen.
Es wird immer vor und nach einer Selig- und Heiligsprechung kritische Fragen und Proteste sogar geben, gerade dieses laufende Verfahren von Pius XII., da wissen Sie selbst, das ist allgemein bekannt, wie hoch auch die Welle der Emotionen dann schlägt, weil, vielen Menschen ist dieser Papst noch in persönlicher Erinnerung – die einen glühende Verehrer, und die anderen lehnen ihn entsprechend ab wegen seiner Haltung im Nationalsozialismus.
Papst Pius XII.sitzt am Schreibtisch (undatiertes Foto).
Papst Pius XII. (undatiertes Foto).© dpa / picture alliance / epa ansa Ettore Ferrar
Damit muss man umgehen, und damit muss die römische Kurie umgehen, und schlussendlich, denke ich, ist jede Selig- und Heiligsprechung auch, zumindest in einem kleinen Teil, eine politische Entscheidung, was will man. Unser jetziger Papst Franziskus steht für Mitmenschlichkeit, für diese Frage der Barmherzigkeit, deswegen ist dieses heilige Jahr, das im Moment läuft, ausgerufen worden, und genau in dieses heilige Jahr passt eben diese Mutter Teresa, die diesem Armutsideal Christi vollkommen rückhaltlos nachgeeifert hat.

An den Heiligen lässt sich die jeweilige Kirchenpolitik ablesen

Dietrich: Das heißt, mit Heiligsprechung wird durchaus auch wirklich richtig Politik gemacht.
Samerski: Verschiedene Botschaften werden sicherlich durch Selig- und Heiligsprechung flankiert. Das hat es ganz deutlich im 19. Jahrhundert unter Pius IX. gegeben. Das ist unter Johannes Paul II. ganz deutlich zu greifen, bei dieser Fülle von Persönlichkeiten, die zur Seligkeit und zur Heiligkeit befördert worden sind, den Umgang mit totalitären Regimen. Ein Pater Maximilian Kolbe oder eine Edith Stein – die wurden bevorzugt, selig- und heiliggesprochen, weil das für den damaligen Papst Johannes Paul II. ein wichtiger Teil seiner persönlichen Verkündigung war.
Dietrich: Und das heißt dann, an den Heiligen, die in der Kirche jeweils entstehen, die neu dazukommen, kann man auch ein bisschen ablesen, was die Schwerpunkte der Kirchenpolitik sind.
Samerski: Das kann man mit Sicherheit. Die Kirchenpolitik des Papstes.
Dietrich: Wird der Papst oder wird der Vatikan denn manchmal vielleicht auch von sowas wie einer spontanen Welle der Zuneigung aus dem Kreis der Gläubigen überspült, also wenn auf einmal Menschen ganz plötzlich heilig werden? Also das populärste Beispiel wahrscheinlich Papst Johannes Paul II., der sofort zum Santo Subito, also zum Instant-Heiligen erklärt wurde vom Volk und dann auch jetzt sehr schnell danach auch wirklich offiziell vom Vatikan?

Welle der Begeisterung für Johannes Paul II.

Samerski: Selbstverständlich. Diese spontane Volksbewegung ist eigentlich sogar zentral für eine Selig- und Heiligsprechung. Wenn der Papst selig- und heiligspricht, dann tut er das ja als Sanktion. Das heißt, er erklärt, dass dieser Mensch ein heiliges Leben, heiligmäßiges Leben geführt hat. Er befördert ihn ja nicht durch die Selig- und Heiligsprechung gewissermaßen in den Himmel, sondern er stellt nur fest, diese Heiligkeit ist tatsächlich in seinem Leben dagewesen, und die Gläubigen können sich mit Gewissheit an diesen Menschen, an diese Person, wenn es um Fürbitten geht, besonders wenden.
Bei Johannes Paul II. hatten wir das überdeutlich, dass da ganz spontan emotional bedient diese Welle der Begeisterung für diesen Papst, der ja Großes auch für die Politik getan hat, dort dagewesen ist, aber – ich sagte es vorhin schon – dieses kritische Potenzial, das muss eben möglichst vermieden werden, und deswegen muss das ganze Leben – und bei Johannes Paul II. ist es ein sehr, sehr langes Pontifikat gewesen –, das muss entsprechend abgeklopft werden, da müssen extra die Akten gelesen werden, dass nicht nach Jahren oder Jahrzehnten plötzlich etwas auftaucht, was diesem Ideal der Heiligkeit eines vorbildhaften Lebens widersprechen könnte.

In Ost- und Mitteleuropa gibt es "Nationalheilige"

Dietrich: Sie haben vorhin schon mal die Heiligen angesprochen, die eigentlich nicht direkt aus dem Kreis der Kirche, vielleicht auch nicht mal unbedingt aus dem Kreis der ausdrücklich nur religiösen Menschen gekommen ist. Es gibt ja so einen Bereich, in dem diese Heiligen noch mal ganz deutlich stark vertreten sind. Das ist in Ost-, Mitteleuropa so diese Nationalheiligen, die Sie untersucht haben, wo Sie sagen, es gibt nach dem Fall des Eisernen Vorhangs eine richtige Blüte des Kultes um diese Nationalheiligen. Warum ist das so?
Samerski: Der Kommunismus hat in weiten Teilen Wüste hinterlassen, gerade was Identität angeht, und die Heiligen, gerade die Nationalpatrone, die eigentlich seit dem Mittelalter dort schon eingewurzelt sind, vielleicht der älteste Nationalpatron Europas ist der Heilige Wenzel, also Václav, für Böhmen, für das heutige Tschechien, der eine Identifikationsfigur für die Bevölkerung über Jahrhunderte war.
Menschen halten ein Bild von Papst bei dessen Heiligsprechung auf dem Petersplatz in die Höhe.
Santo subito: Johannes Paul II. © dpa/picture alliance/Jacek Turczyk
Das wurde und sollte nach der Wende 1989 wieder aufgefrischt werden, als eben der Kommunismus weitgehende gesellschaftspolitische Leere hinterlassen hat, und hier dienten gerade diese Nationalpatrone, auf die man sich wieder besonnen hatte oder auf die man sich besinnen sollte, Orientierung, christliche Werte … das versuchte nicht nur die Kirche nach vorne zu bringen, sondern auch viele politische Parteien, und dem – und das muss man leider etwas mit Bedauern sagen –, dem haben sich natürlich auch Firmen beziehungsweise die Wirtschaft gerne angeschlossen, um diese populären Namen jetzt als Werbeträger für ihre Produkte zu nehmen.

Heilige helfen gegen Orientierungslosigkeit

Dietrich: Das heißt, Sie hätten lieber, dass da etwas weniger Nationalheilige mit im Spiel wären?
Samerski: Ja, das ist immer so eine Gemengelage. Jeder Heilige, denke ich, hat vor seinem irdischen Tod eine gewisse "Karriere" – in Anführungsstrichen – und nach seinem Tod dann entsprechend auch. Man weiß halt nicht, wo die Reise hingeht, und es gibt verschiedene – in Anführungsstriche – "Verehrungs- oder Kultträger".
Auf der einen Seite ist es sicherlich die katholische Kirche, die Gläubigen, aber es verselbstständigt sich dann auch vieles, und darauf hat natürlich der Papst in Rom, um es mal ganz prononciert zu sagen, dann überhaupt keinen Einfluss mehr.
Dietrich: Was kann denn ein Heiliger, was eine andere vorbildhafte Person nicht kann, gerade in diesem größeren, in diesem nationalen Kontext?
Samerski: Ja, in diesem nationalen Kontext, wenn Sie Ost-, Mitteleuropa ansprechen, ist es natürlich erst mal diese Situation der Orientierungslosigkeit. Dann bringt natürlich so eine Persönlichkeit, so eine Heiligenfigur immer ein ganzes Bündel von Verhaltensmustern und von einem Wertekanon mit, der durch eine Gestalt, manchmal nur durch ein Bild, durch Symbole leicht verständlich sozusagen herübergebracht werden kann.

Wertevermittlung durch Symbole

Das ist dann symbolhafte, zeichenhafte Vermittlung von Werten, die seit Jahrhunderten schon in dieser Gesellschaft eingeschrieben waren. Das macht es eigentlich leicht, und es macht es eigentlich auch attraktiv, eine Figur, eine bekannte Figur, wieder in den Mittelpunkt zu stellen. Es lernt sich ja viel leichter, abstrakte Dinge anhand von Beispielen, anhand von Persönlichkeiten, die diese Werte tatsächlich praktiziert haben, und das wirkt dann auch viel überzeugender.
Denken Sie heute, ganz modern, an den Popkult, an den Starkult. Bloß da haben Sie natürlich eine sehr kurze Halbwertszeit der Attraktivität. Das ist bei Seligen und bei Heiligen nicht so, und das soll eben durch eine sehr starke und intensive Prüfung vor der Selig- und Heiligsprechung eigentlich vermieden werden, dass diese Halbwertszeit, diese Bekanntheit eigentlich sehr gering ist.
Dietrich: Wie groß ist denn die Bedeutung von Heiligen für das immer säkularere Deutschland, also ist das mehr eine barocke Erinnerung, eine Inspiration, vielleicht für großartige Kunst, aber eher eine Sache aus der Vergangenheit oder decken Heilige auch heute noch die Bedürfnisse von immer skeptischeren Gläubigen ab?

Ikonen werden populärer

Samerski: Ja, ich denke, die Säkularisierung schreitet voran, die Skepsis sicherlich auch, aber wenn Sie schauen, es ist ja nicht nur eine Frage der katholischen Kirchenräume, sondern auch gerade in evangelischen, überhaupt in christlichen Kirchenräumen werden ja verstärkt Ikonen aufgehängt, Ikonen also als Träger eigentlich des Heiligenkultes – Marienikonen bevorzugt, Christusikonen, die zur Verehrung einladen, wo man dann Kerzen aufstellen kann.
Das ist mittlerweile sehr populär in vielen Andachtsräumen, also unabhängig von katholischer Kirche geworden, und da merkt man, dass doch dieses Bedürfnis nach Persönlichkeiten, die etwas Bleibendes, die etwas Vorbildhaftes, die etwas Verständliches, die etwas Wertehaftes sagen wollen, durchaus immer noch im Bewusstsein der Leute ist und dass das ein Grundbedürfnis der Menschen wiederspiegelt.
Dietrich: Wir wird man heilig, und welche Funktion haben Heilige heute – ich sprach mit dem Kirchengeschichtler Stefan Samerski.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio Kultur macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Mehr zum Thema