Heidelberger Frühling (2)
"Zeitenwechsel" lautet das Motto des Heidelberger Frühlings 2011. Die prägende Gestalt des Zeitenwechsels vor 200 Jahren war Ludwig van Beethoven, dessen Werke auch das Eröffnungskonzert dominieren - von Christian Zacharias gespielt und dirigiert.
Beethoven wurde, zunächst suchend aber schon bald Grenzen sprengend, zum Synonym des Erneuerers in der Musik und zur zentralen Bezugsfigur für die folgenden Komponistengenerationen. So liegt es nahe, dass der Heidelberger Frühling von ihm aus seinen Gang nimmt und mit seiner »Eroica« als Sinnbild des »Neuen Weges« das Festival eröffnet wird.
Als Ludwig van Beethoven von der selbstherrlichen Kaiserkrönung des ehemaligen Revolutionsfeldherrn Napoleon erfuhr, zerriss er 1804 das Titelblatt seiner dritten Sinfonie mit den Worten: »Ist der auch nicht anders wie ein gewöhnlicher Mensch!« So erzählt es zumindest eine Anekdote. Fast prophetisch fügte Beethoven hinzu: »Nun wird er auch alle Menschenrechte mit Füßen treten, nur seinem Ehrgeize frönen; er wird sich nun höher wie alle andern stellen, ein Tyrann werden.« Diesem hatte der republikanisch gesinnte Beethoven das Werk ursprünglich gewidmet, denn Anklänge an die Musik der französischen Revolution sind in der »Eroica« kaum zu überhören. So kann sie als musikalischer Ausdruck eines politischen Zeitenwechsels gesehen werden, einem Drang nach Freiheit.
Während man Freiheit zur Zeit der französischen Revolution als Überwindung der Feudalherrschaft interpretierte, verstand man sie Anfang des 19. Jahrhunderts, nachdem Napoleon weite Teile Europas unter seine Kontrolle gebracht hatte, eher im Sinne nationaler Souveränität. Um Letztere geht es in der Ouvertüre aus der Schauspielmusik zu Goethes »Egmont«. Beethoven vertont hier komprimiert das Sujet des patriotischen Freiheitsepos, in dem die Niederländer sich gegen die Tyrannei der Spanier auflehnen.
Und auch wenn Beethovens drittes Klavierkonzert keinen umstürzlerischen »Inhalt« behandelt, so hat es doch musikalisch Teil am Zeitenwechsel jener Jahre, da Beethoven hier mit zahlreichen Konventionen der Gattung bricht. In seiner dunklen Klangfärbung und radikalen Kontrastierung stellt dieses Klavierkonzert ganz besondere Anforderungen an die Interpreten. Dass Star-Pianist Christian Zacharias – an diesem Abend gleichzeitig Dirigent der Academy of St Martin in the Fields – diesen Anforderungen jedoch voll und ganz gerecht wird, steht außer Zweifel.
www.heidelberger-fruehling.de
Heidelberger Frühling
Eröffnungskonzert
Stadthalle Heidelberg
Aufzeichnung vom 19.3.11
Ludwig van Beethoven
Ouvertüre zu "Egmont" op. 84
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 c-Moll op. 37
ca. 21:00 Uhr Konzertpause mit Nachrichten
"Auseinandersetzung und Dialog"
Ruth Jarre im Gespräch mit dem Intendanten
des Heidelberger Frühlings, Thorsten Schmidt
Ludwig van Beethoven
Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 ("Eroica")
Academy of St Martin in the Fields
Christian Zacharias, Klavier und Leitung
Als Ludwig van Beethoven von der selbstherrlichen Kaiserkrönung des ehemaligen Revolutionsfeldherrn Napoleon erfuhr, zerriss er 1804 das Titelblatt seiner dritten Sinfonie mit den Worten: »Ist der auch nicht anders wie ein gewöhnlicher Mensch!« So erzählt es zumindest eine Anekdote. Fast prophetisch fügte Beethoven hinzu: »Nun wird er auch alle Menschenrechte mit Füßen treten, nur seinem Ehrgeize frönen; er wird sich nun höher wie alle andern stellen, ein Tyrann werden.« Diesem hatte der republikanisch gesinnte Beethoven das Werk ursprünglich gewidmet, denn Anklänge an die Musik der französischen Revolution sind in der »Eroica« kaum zu überhören. So kann sie als musikalischer Ausdruck eines politischen Zeitenwechsels gesehen werden, einem Drang nach Freiheit.
Während man Freiheit zur Zeit der französischen Revolution als Überwindung der Feudalherrschaft interpretierte, verstand man sie Anfang des 19. Jahrhunderts, nachdem Napoleon weite Teile Europas unter seine Kontrolle gebracht hatte, eher im Sinne nationaler Souveränität. Um Letztere geht es in der Ouvertüre aus der Schauspielmusik zu Goethes »Egmont«. Beethoven vertont hier komprimiert das Sujet des patriotischen Freiheitsepos, in dem die Niederländer sich gegen die Tyrannei der Spanier auflehnen.
Und auch wenn Beethovens drittes Klavierkonzert keinen umstürzlerischen »Inhalt« behandelt, so hat es doch musikalisch Teil am Zeitenwechsel jener Jahre, da Beethoven hier mit zahlreichen Konventionen der Gattung bricht. In seiner dunklen Klangfärbung und radikalen Kontrastierung stellt dieses Klavierkonzert ganz besondere Anforderungen an die Interpreten. Dass Star-Pianist Christian Zacharias – an diesem Abend gleichzeitig Dirigent der Academy of St Martin in the Fields – diesen Anforderungen jedoch voll und ganz gerecht wird, steht außer Zweifel.
www.heidelberger-fruehling.de
Heidelberger Frühling
Eröffnungskonzert
Stadthalle Heidelberg
Aufzeichnung vom 19.3.11
Ludwig van Beethoven
Ouvertüre zu "Egmont" op. 84
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 c-Moll op. 37
ca. 21:00 Uhr Konzertpause mit Nachrichten
"Auseinandersetzung und Dialog"
Ruth Jarre im Gespräch mit dem Intendanten
des Heidelberger Frühlings, Thorsten Schmidt
Ludwig van Beethoven
Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 ("Eroica")
Academy of St Martin in the Fields
Christian Zacharias, Klavier und Leitung