Hebbel am Ufer in Berlin

Die Verantwortung des Kunstbetriebes

Veranstaltungsreihe "Phantasma und Politik" am Berliner HAU
Foto zur Veranstaltungsreihe "Phantasma und Politik" am Berliner Hebbel am Ufer © Hebbel am Ufer / Foto: Christoph Zwickel
Von Elisabeth Nehring · 26.05.2015
Welche gegenseitigen Ansprüche stellen Kunst und Politik aneinander? Dieser Frage ist das HAU in seiner Veranstaltungsreihe "Phantasma und Politik" nachgegangen. Unter dem Motto "Verantwortung und Kunst" diskutierten Beatrice von Bismarck und John Roberts.
Zum elften und letzten Mal lud "Phantasma und Politik"-Moderator Helmut Draxler zur abendlichen Diskussionsveranstaltung ins Berliner Hebbel am Ufer. Nach dem "Recht der Kunst" standen nun die "Verantwortung der Kunst" und damit die Oppositionspaare ethische Kunst versus l'art pour l'art, Nützlichkeit versus Autonomie zur Disposition.
Bereits im Eingangsreferat des Kunsttheoretikers Tom Holert wurde sie kritisch hinterfragt und die Hinwendung zum "Ethischen" in Form von Kunst, die sich "immer häufiger und selbstverständlicher auf die Gebiete der politischen Aktion, der journalistischen Recherche, der humanitären Intervention, der Sozialarbeit, der didaktischen Veranstaltung" begebe, als "Produkt einer Ideologie, die um die normativen Vorstellungen des eigenverantwortlichen Marktindividuums" kreise, identifiziert.
Nur kein Streit
Über Holerts These der neuen "responsibilistischen Praktiken", die eine engagierte Kunst der Vergangenheit ersetzt hätten und nur mehr der "Zeugenschaft" und "Archivierung" diene, vor allem aber als Substitut für fehlende Fürsorgefunktionen des Staates aufkommen müsse, hätte sich ebenso trefflich streiten lassen wie über sein Diktum der "Dogmatik des verantwortungsvollen Künstlers".
Die Kunstprofessorin Beatrice von Bismarck, der Kritiker und Kurator John Roberts sowie die Künstlerin Brigitta Kuster brachten ihrerseits kluge Perspektiven zum Thema Verantwortung der Kunst/der Künstler/im Kunstbetrieb ein. Nur: Wirklich zusammen kamen diese Thesen (auch als Antithesen) nicht. Einer wirklich lobenswerten, weil interessanten und querdenkenden Veranstaltung wie dieser wäre eine etwas weniger hardcore-akademische Rhetorik und damit größere Breitenwirksamkeit zu wünschen.