Ausstellung "Hass. Was uns bewegt"

Wie ein zersetzendes Gefühl Geschichte machte

Ein Paar roter Pumps steht auf einer Fläche, daneben ein Farbmusterbogen.
Frauenhass: Eines von 135 Schuhpaaren einer Aktion, die 2020 auf die Tötung von Frauen durch Gewalt in der Partnerschaft aufmerksam machte. © Haus der Geschichte Baden-Württemberg
Paula Lutum-Lenger im Gespräch mit Nicole Dittmer · 16.12.2021
Eine Kippa, Frauenschuhe, eine Zielscheibe: Die Ausstellung "Hass. Was uns bewegt" zeigt 200 Gegenstände aus über 200 Jahren rund um das Thema Hass. Aber auch Wege, wie er sich überwinden lässt, sagt Museumsdirektorin Paula Lutum-Lenger.
Im zweiten Teil der Reihe „Gier. Hass. Liebe“  geht es im Haus der Geschichte Baden-Württemberg jetzt um den Hass. Die Ausstellung „Hass. Was uns bewegt“ zeigt 200 Gegenstände rund ums Thema.
„Die Ausstellung erzählt Hass-Geschichten aus 230 Jahren, mal aus der Sicht von Tätern, mal aus der Sicht von Betroffenen“, sagt Museumsdirektorin Paula Lutum-Lenger.

Es geht uns darum, sichtbar zu machen, wo sich Hass abspielt. Die Kippa, die einem jüdischen Freiburger in einem Fitnessstudio vom Kopf geschlagen wird und in einem Mülleimer landet. Oder die roten Schuhe, die an Tötungen von Frauen erinnern, weil die gegen die ihnen zugewiesenen Geschlechterrollen verstoßen haben. Das Gefühl, die Kontrolle über die Frau zu verlieren, ist meistens das Motiv.

Nachbarn wurden systematisch zum Feind stilisiert

Ein großes Thema in der Ausstellung ist auch der Hass zwischen Deutschen und Franzosen. Der Nachbar sei systematisch zum Feind stilisiert worden, sagt Lutum-Lenger.
„Wir beginnen in der Zeit der Französischen Revolution, mit einer Schützenscheibe. Im Fadenkreuz steht die Jakobinermütze, das Symbol der Revolution. Aber aus der Schießübung wurde sehr schnell bitterer Ernst, als in den Koalitionskriegen deutsche Soldaten gegen Frankreich kämpften.“
Historisches Gemälde mit einer Schützenscheibe, in deren Mitte eine rote Jakobinermütze ist.
Im Visier: Die Schützenscheibe aus Schwäbisch Hall aus dem Jahr 1792 zeichnet ein Schreckensbild der Französischen Revolution. © Hällisch-Fränkisches Museum
Auch in der Folgezeit drehte sich die Hassspirale zwischen Deutschland und Frankreich weiter, bis hin zum Massaker, das SS-Truppen in Oradour verübten. 640 Frauen, Männer und Kinder wurden ermordet.
"Und der Krieg kommt zurück nach Deutschland, als im April 1945 französische Besatzungssoldaten Freudenstadt im Nordschwarzwald einnehmen. Davon zeugen ein Schlüssel von der Pfarrkirche, verkohlte Backsteine. Die Stadt wird in Brand geschossen, Frauen werden vergewaltigt."

Der Hass hat nicht das letzte Wort

Aber auch hier habe der Hass nicht das letzte Wort gehabt, betont Lutum-Lenger. "Der Hass auf Frankreich wurde überwunden, das zeigt eine individuelle Geschichte: ein badischer Kriegsgefangener, der mit einer französischen Bäuerin eine Beziehung eingeht.“
(uko)
Die Ausstellung "Hass. Was uns bewegt" ist bis zum 24.07.2022 im Haus der Geschichte Baden-Württemberg zu sehen.

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