Hasko Weber inszeniert "A Clockwork Orange" in Weimar

Eine Rammstein-Revue

Nahuel Häfliger als Alex in "A Clockwork Orange" von A.Burgess auf der Bühne des Deutschen Nationaltheaters Weimar
Nahuel Häfliger als Alex in "A Clockwork Orange" auf der Bühne des Deutschen Nationaltheaters Weimar (Foto: Candy Welz/dpa) © ZB
Matthias Dell im Gespräch mit Elena Gorgis · 05.10.2018
Im Roman von Anthony Burgess geht es um die Frage, ob der Mensch von Geburt an schlecht ist. Das Nationaltheater Weimar unterstreicht in der Bühnenfassung Gewalt mit Songs der Band "Rammstein". Doch unserem Kritiker war diese Umsetzung etwas zu harmlos.
Der 1962 erschienene Roman von Anthony Burgess thematisiert Gewalt, die eines amoralischen Gangchefs namens Alex, der mit seinen "Droogs" Leute terrorisiert – aus purer Lust. Und die Gewalt einer Gesellschaft, die auf den jugendlichen Delinquenten mit Konditionierung reagiert.
Mit der Sprache lehne sich die Bühneninszenierung von "A Glockwork Orange" am Nationaltheater Weimar sehr an den "anrussifizierten" Slang der Romanvorlage an. Zusammen mit den Kostümen aus Stanley Kubricks ikonischer Verfilmung des Stoffs von 1971 – mit Uniformen und weißem Lendenschurz – wirke die Inszenierung zunächst einmal etwas historisch, sagte Theaterkritiker Matthias Dell im Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur.
Anderseits gebe es aktuelle Anspielungen, durch das Auftauchen einer ethnisch codierten Gang: "Durch drei Afghanen, gespielt von drei Darstellern, die Teil eines Stipendiatenprogramms sind. Darum ist es eigentlich schwer zu sagen, welche Spielzeit die Zeit dieses Stückes ist."

Wechsel aus Rammstein-Songs und Romanhandlung

Der Intendant des Nationaltheaters Weimar, Hasko Weber, hat in seiner Inszenierung Songs der Band Rammstein zur Handlung des Romans assoziiert. Sie hätten dem Abend die dramaturgische Struktur als eine Art duales System gegeben, so Dell. Das Bühnenbild zeige eine Konzertbühne mit Steg nach vorn, einer ordentlichen Lichtbatterie und einer Leinwand für Visuals und Filme.
"Es werden also 16 Rammstein-Songs zum besten gegeben und dazwischen gibt es dann einzelne Szenen aus dem Roman, die die Handlung erzählen."
Vorteilhaft sei, dass es so leicht sei, die Geschichte zu erzählen. "Man muss dafür aber genau wissen, wann die Schauspieler, die ja gleichzeitig in der Band sind, Kostüme und Positionen wechseln."

Die Musik zur Geschichte überzeugt nicht

Die dramatische Kurve dieser Anordnung sei allerdings ziemlich flach, einen eigenen Rhythmus entfalte die Inszenierung nicht. Auch die Wahl von Rammstein als musikalischer Untermalung scheine eher deren Popularität geschuldet zu sein.
Zwar spiele die Band mit einer gewissen Drastik, zugleich bleibe das Gemisch aus Schauerromantik, Sado-Maso-Anspielungen und Deutschtonelei aber viel zu diffus und zu harmlos verglichen mit der Krassheit, die der – ja auch stark – stilisierte Kubrick-Film aus dem Burgess' Stoff heraushole. Selbst wenn es Bezüge gebe, die auf den ersten Blick gut wirkten:
"Im Roman gibt es den Begriff des 'Rein-Raus-Spiels', was Vergewaltigung meinen soll. Und Rammstein hat einen Song, der heißt 'Rein-Raus' – aber das ist dann ein bisschen Memory-haft. 'Guck mal, da sieht sich was ähnlich, das muss doch was miteinander zu tun haben.' Das scheint mir nicht so richtig zwingend zu sein."

"A Clockwork Orange" am Nationaltheater Weimar nach dem Roman von Anthony Burgess
Regie: Hasko Weber
u.a. mit Gulab Jan Bamik, Nahuel Häfliger und Isabel Tetzner

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