Harms bittet Politik um Hilfe
Die Intendantin der Deutschen Oper Berlin, Kirsten Harms, hat von der Politik finanzielle Unterstützung für ihre Spielstätte verlangt. Vorwürfe einer Misswirtschaft wies die Intendantin zurück.
Das Mitleid mit der Deutschen Oper hält sich in engen Grenzen. Schon wieder fordert Intendantin Kirsten Harms mehr Geld für ihr Haus, obwohl sie erst im vergangenen Jahr zusätzliche fünf Millionen Euro Subventionen geschenkt bekam. Dennoch klafft eine Lücke von 800.000 Euro im Budget und man möchte sich leicht ausrechnen, wie groß das Loch ohne die unvermutete Gabe wäre.
Das riecht ein klitzekleines bisschen nach Misswirtschaft, doch diesen Vorwurf weist die Intendantin weit von sich. Eine Rentennachzahlung sei schuld an dem Defizit, doch die beträgt nur 900.000 Euro, einen solchen vergleichsweise kleinen Betrag müsste ein finanziell gesundes Haus eigentlich aus Rücklagen bestreiten können. Aber die Deutsche Oper ist eben kein finanziell gesundes Haus. Denn der Geschäftsführende Direktor Axel Baisch, zuständig für Zahlen und Bilanzen, hat sich mit seinen Reformprojekten wohl ziemlich überhoben. Ein neues Energiesparkonzept sollte her, die Sommerbespielung mit "Porgy and Bess" sollte ebenso Geld in die Kassen spülen wie ein Chinagastspiel. Doch das Energiesparkonzept kostete zunächst viel bevor etwas eingespart werden konnte, die Zuschauer strömten nicht zu "Porgy and Bess" und auch in China wurde allenfalls eine schwarze Null geschrieben.
Darüber hinaus wurde das Haus über Jahre auf Haut und Knochen heruntergemagert, während der Senat die Staatsoper hätschelte. Inzwischen hat die Deutsche Oper kaum noch genügend Bühnentechniker, um Kulissen für die abendlichen Vorstellungen aufzubauen und kann sich nicht mehr leisten, das ganze Orchester für die Proben antreten zu lassen. All das kam nicht über Nacht und wir möchten gar nicht wissen, wie die Bilanz der Deutschen Oper ohne das Millionengeschenk des vergangenen Jahres aussähe. Nun geht dem Haus mit Volkswagen auch noch einer der Hauptsponsoren von der Fahne. Offizielle Gründe wurden nicht genannt, aber man kann sich ausrechnen, dass den Wolfsburgern die künstlerische Bilanz allzu glanzlos ausfiel.
Die Auslastungszahlen dümpeln dauerhaft deutlich unter 70 Prozent, die Neuinszenierungen vergraulen das Publikum wie Tatjana Gürbacas unbeholfener "Fliegender Holländer" und werden schließlich vorzeitig abgesetzt wie jüngst Christopher Aldens grauenhafte "Aida". Nur mit den erfolgreichen Raritäten wie der "Heiligen Johanna" von Walter Braunfels oder jüngst der "Ägyptischen Helena" von Richard Strauss lässt sich ein 2000-Plätze-Theater wie die Deutsche Oper Berlin eben doch nicht füllen. Als Sparmaßnahme wurden nun erst mal die "Fidelio"-Premiere und eine weitere Neuproduktion in der kommenden Spielzeit abgesagt, die Aufführungsanzahl soll weiter reduziert werden. Auch das geht natürlich auf Kosten der künstlerischen Substanz. Und wer Braucht schon ein großes Opernhaus, das nur freitags bis sonntags spielt?
So kommt mal wieder vieles zusammen beim neuesten Finanzloch eines Berliner Opernhauses. Wenn das Haus immer voll wäre, das Publikum glücklich und die Kritiken gut, dann könnte man sich sogar eine Landesregierung vorstellen, die freudig sagt, diese 900.000 Euro zusätzlich ist uns unsere Oper wert. So aber, mit mäßigen Kritiken, untermittelprächtiger Auslastung und mäßiger Stimmung am Haus freut sich der Berliner Senat, dass er von eigenen Versäumnissen ablenken kann. Die Rentennachzahlung wird nämlich gerade jetzt in dieser Höhe fällig, weil der Berliner Senat bislang dachte, er könne sich um die Zahlung drücken, weil er auch für das alte Westberlin jene Bedingungen haben wollte, die für Ostberlin gelten.
Weil die Deutsche Oper als einzige der drei Berliner Opern im Westen liegt, muss sie nun auch als einzige nachzahlen. Zwar gibt sich die Intendantin Kirsten Harms zum ersten Mal in ihrer Amtszeit wirklich kämpferisch, aber ob sich gerade jetzt in einer guten Verhandlungsposition befindet, um die strukturelle Unterfinanzierung ihres Hauses endlich auszugleichen, darf bezweifelt werden. Die Neigung, der Deutschen Oper gerade jetzt mehr Geld zu geben, dürfte beim Regierenden Bürgermeister und Kultursenator Klaus Wowereit und seinem Staatssekretär André Schmitz nicht sehr ausgeprägt sein.
Wenn überhaupt, so wird man sich diese Morgengabe aufbewahren für den Amtsantritt des neuen Generalmusikdirektors Donald Runnicles. Denn eins wurde im Laufe der jüngsten Gelddiskussion klar: Der Intendantenvertrag von Kirsten Harms wird sicher nicht verlängert und endet im Jahr 2011. Hartnäckige Gerüchte besagen, dass Runnicles dann auch die Intendanz übernehmen soll, nach dem Muster des erfolgreichen Stefan Soltesz in Essen und der weniger erfolgreichen Simone Young in Hamburg. Auf Runnicles setzt Wowereit offenbar große Hoffnungen, auch in finanzieller Hinsicht. Der kommt schließlich aus Schottland.
Das riecht ein klitzekleines bisschen nach Misswirtschaft, doch diesen Vorwurf weist die Intendantin weit von sich. Eine Rentennachzahlung sei schuld an dem Defizit, doch die beträgt nur 900.000 Euro, einen solchen vergleichsweise kleinen Betrag müsste ein finanziell gesundes Haus eigentlich aus Rücklagen bestreiten können. Aber die Deutsche Oper ist eben kein finanziell gesundes Haus. Denn der Geschäftsführende Direktor Axel Baisch, zuständig für Zahlen und Bilanzen, hat sich mit seinen Reformprojekten wohl ziemlich überhoben. Ein neues Energiesparkonzept sollte her, die Sommerbespielung mit "Porgy and Bess" sollte ebenso Geld in die Kassen spülen wie ein Chinagastspiel. Doch das Energiesparkonzept kostete zunächst viel bevor etwas eingespart werden konnte, die Zuschauer strömten nicht zu "Porgy and Bess" und auch in China wurde allenfalls eine schwarze Null geschrieben.
Darüber hinaus wurde das Haus über Jahre auf Haut und Knochen heruntergemagert, während der Senat die Staatsoper hätschelte. Inzwischen hat die Deutsche Oper kaum noch genügend Bühnentechniker, um Kulissen für die abendlichen Vorstellungen aufzubauen und kann sich nicht mehr leisten, das ganze Orchester für die Proben antreten zu lassen. All das kam nicht über Nacht und wir möchten gar nicht wissen, wie die Bilanz der Deutschen Oper ohne das Millionengeschenk des vergangenen Jahres aussähe. Nun geht dem Haus mit Volkswagen auch noch einer der Hauptsponsoren von der Fahne. Offizielle Gründe wurden nicht genannt, aber man kann sich ausrechnen, dass den Wolfsburgern die künstlerische Bilanz allzu glanzlos ausfiel.
Die Auslastungszahlen dümpeln dauerhaft deutlich unter 70 Prozent, die Neuinszenierungen vergraulen das Publikum wie Tatjana Gürbacas unbeholfener "Fliegender Holländer" und werden schließlich vorzeitig abgesetzt wie jüngst Christopher Aldens grauenhafte "Aida". Nur mit den erfolgreichen Raritäten wie der "Heiligen Johanna" von Walter Braunfels oder jüngst der "Ägyptischen Helena" von Richard Strauss lässt sich ein 2000-Plätze-Theater wie die Deutsche Oper Berlin eben doch nicht füllen. Als Sparmaßnahme wurden nun erst mal die "Fidelio"-Premiere und eine weitere Neuproduktion in der kommenden Spielzeit abgesagt, die Aufführungsanzahl soll weiter reduziert werden. Auch das geht natürlich auf Kosten der künstlerischen Substanz. Und wer Braucht schon ein großes Opernhaus, das nur freitags bis sonntags spielt?
So kommt mal wieder vieles zusammen beim neuesten Finanzloch eines Berliner Opernhauses. Wenn das Haus immer voll wäre, das Publikum glücklich und die Kritiken gut, dann könnte man sich sogar eine Landesregierung vorstellen, die freudig sagt, diese 900.000 Euro zusätzlich ist uns unsere Oper wert. So aber, mit mäßigen Kritiken, untermittelprächtiger Auslastung und mäßiger Stimmung am Haus freut sich der Berliner Senat, dass er von eigenen Versäumnissen ablenken kann. Die Rentennachzahlung wird nämlich gerade jetzt in dieser Höhe fällig, weil der Berliner Senat bislang dachte, er könne sich um die Zahlung drücken, weil er auch für das alte Westberlin jene Bedingungen haben wollte, die für Ostberlin gelten.
Weil die Deutsche Oper als einzige der drei Berliner Opern im Westen liegt, muss sie nun auch als einzige nachzahlen. Zwar gibt sich die Intendantin Kirsten Harms zum ersten Mal in ihrer Amtszeit wirklich kämpferisch, aber ob sich gerade jetzt in einer guten Verhandlungsposition befindet, um die strukturelle Unterfinanzierung ihres Hauses endlich auszugleichen, darf bezweifelt werden. Die Neigung, der Deutschen Oper gerade jetzt mehr Geld zu geben, dürfte beim Regierenden Bürgermeister und Kultursenator Klaus Wowereit und seinem Staatssekretär André Schmitz nicht sehr ausgeprägt sein.
Wenn überhaupt, so wird man sich diese Morgengabe aufbewahren für den Amtsantritt des neuen Generalmusikdirektors Donald Runnicles. Denn eins wurde im Laufe der jüngsten Gelddiskussion klar: Der Intendantenvertrag von Kirsten Harms wird sicher nicht verlängert und endet im Jahr 2011. Hartnäckige Gerüchte besagen, dass Runnicles dann auch die Intendanz übernehmen soll, nach dem Muster des erfolgreichen Stefan Soltesz in Essen und der weniger erfolgreichen Simone Young in Hamburg. Auf Runnicles setzt Wowereit offenbar große Hoffnungen, auch in finanzieller Hinsicht. Der kommt schließlich aus Schottland.