Harmonische Eingebungen

Gast: Amandine Beyer; Moderation: Ilona Hanning · 15.09.2013
1711 veröffentlichte Antonio Vivaldi einen Zyklus von zwölf Konzerten als op. 3. Der Untertitel "L’estro armonico" verrät, was Vivaldi wichtig war: die Harmonie. Wörtlich übersetzt, handelt es sich hier um "harmonische Eingebungen".
Was sich heute für die meisten Liebhaber klassischer Musik selbstverständlich anhören dürfte, erregte vor 300 Jahren die musikalischen Gemüter Europas: Die Solokonzerte des venezianischen Priesters Antonio Vivaldi machten Furore und regten etwa Johann Sebastian Bach zu eigenen Kompositionen an.

Deswegen wird mancher zusammenzucken, der Vivaldis h-Moll-Konzert op. 3 Nr. 10 heute hört: Diese Musik, einen Ton herabtransponiert, ist die Grundlage für Bachs viel berühmter gewordenes Konzert für vier Claviere, Streicher und Basso continuo. Unsere Sendung nimmt Vivaldis Original unter die Lupe – im Gespräch mit einer Geigerin, die inzwischen zu den führenden Barock-Spezialisten zählt (ungeachtet der Tatsache, dass sie ihr Studium der Mu-sikwissenschaft mit einer Dissertation über Karlheinz Stockhausen abschloss!). Amandine Beyer, 1974 in Aix-en-Provence geboren, feiert mit ihrem Ensemble Gli Incogniti große Er-folge in der Welt der Alten Musik.

Im Gespräch erinnert sich die französische Geigerin an den Vivaldi-Sound ihrer Jugend, spricht über Lehrerpersönlichkeiten und andere prägende Einflüsse sowie über die Schwierigkeiten bei der Erarbeitung eines Repertoires, das von vielen Menschen als sehr natürliche, aber auch schlichte Musik aufgefasst wird.