Harald Lesch über Physik-Nobelpreis

Schwarze Löcher, die abstruseste Materie

07:20 Minuten
Computergrafik eines schwarzen Lochs im Weltall.
"Eine großartige Sache" sei die Auszeichnung für die Forschung an Schwarzen Löchern, findet Harald Lesch. © picture alliance / blickwinkel
Harald Lesch im Gespräch mit Nicole Dittmer · 06.10.2020
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Eine Physikerin und zwei Physiker werden für ihre Forschung zu Schwarzen Löchern mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Trotzdem wisse man nur sehr wenig über dieses astronomische Phänomen, sagt der Astrophysiker und Fernsehmoderator Harald Lesch.
Wer Schwarze Löcher versteht, kann den Kosmos besser verstehen. Dafür werden die diesjährigen Physik-Nobel-Preisträger ausgezeichnet. Unter ihnen ist mit Reinhard Genzel, Direktor des Max-Planck-Instituts für extraterrestrische Physik in Garching bei München, auch ein Deutscher. Er teilt sich die hohe Auszeichnung mit Andrea Ghez aus den USA und dem Briten Roger Penrose.
Reinhard Genzel, Astrophysiker am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik freut sich über die Nachricht über den Nobelpreis für Physik.
Physik-Nobelpreisträger Reinhard Genzel ist Astrophysiker am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik.© Matthias Balk / dpa
"Das Faszinierende an Schwarzen Löchern ist, dass wir eigentlich so gut wie nichts darüber wissen, was sich im Inneren dieser Objekte abspielt und aus was sie bestehen", sagt der Wissenschaftsjournalist Harald Lesch. Dass ihre Entdeckung und Berechnung mit dem Physik-Nobelpreis ausgezeichnet wird, sei "eine großartige Sache", findet der ZDF-Fernsehmoderator.

Wann ist ein Loch ein Loch?

Man habe in der Astronomie schon lange Kenntnis davon gehabt, dass es die Schwarzen Löcher gebe. Aber der direkte Beweis sei Reinhard Genzel und Andrea Ghez dadurch gelungen, dass sie gemessen haben, wie sich Sterne im Zentrum unserer Milchstraße bewegen. "Und dann konnte man immer genauer feststellen, dass es sich um vier Millionen Sonnenmassen handeln muss. Ich meine: Absurder, abstruser, abgründiger kann Materie gar nicht sein als bei Schwarzen Löchern."
Das Phänomen sehe zwar aus und verhalte sich wie ein Loch, tatsächlich sei der Begriff aber falsch. Man wisse zumindest, dass es ein Schwerkraftfeld habe. Und für Roger Penrose sei es zum Beispiel eine Frage gewesen, wie die Umgebung von einem Schwarzen Loch aussieht, erklärt der Astrophysiker und Fernsehmoderator.

Grenzstein der Physik

Man sei bei diesen Forschungen bei einem Grenzstein der Physik angekommen, "nämlich an der ultimativen Informationsgrenze", resümiert Lesch. "Wir schnuppern immer genauer an dieser Grenze herum." Dabei ginge es immer wieder darum, etwas Neues über diese Objekte herausfinden.
(cosa)
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