Happy-End statt Erlösungstod
Aus dem Urteil unseres Kritikers Bernhard Doppler: „Ein großer erlösender, einleuchtender Wurf ist diese Inszenierung sicher nicht.“ Dabei waren die Erwartungen an die Inszenierung von Intendantin Kirsten Harms hoch.
Die heimliche, verborgen gehaltene Geliebte verlässt der Ritter Tannhäuser; doch als er dann über seine sexuellen Ansichten öffentlich prahlt, kommt es zum Eklat; er wird von der Gesellschaft verstoßen. Zwar beschützt sein Freund und Rivale Wolfram die brüskierte Freundin, doch schließlich findet Tannhäuser sie wieder. Inzwischen ist die Freundin Nachtkrankenschwester geworden, und er sinkt – als Patient – vor ihr auf die Knie.
So könnte man die Version von Kirsten Harms Neuinszenierung von Richard Wagners „Tannhäuser“ erzählen, doch um Logik oder realistische Plausibilität geht es Harms dabei kaum. Vorgeführt werden Thesen zur Geschlechterthematik und Bilder des Unbewussten. So werden – übrigens nicht zum ersten Mal – Venus und Elisabeth bei Harms von einer Sängerin (Nadja Michael) dargestellt. Die Aufspaltung der Frau in Hure, Heilige und Krankenschwester – Elisabeth opfert sich wie die historische Heilige Elisabeth im Seuchen-Hospiz auf – wird thematisiert und rückgängig gemacht, und statt des Wagnerschen Erlösungstodes beider Liebenden gibt es im dritten Aufzug ein Happy End.
Die Personenführung bleibt jedoch sehr statisch. Mit der Hebebühne werden langsam die Szenen von Wagners Oper als mittelalterlicher, protestantisch schlichter Bilderbogen – Rittergesellschaft in Rüstungen auf Pferdestandbildern, im Fegefeuer büßende Pilger, ein Krankenhaus – hochgehoben, während vom Schnürboden glänzende Ritterrüstungen oder Fledermäuse mit Teufelsköpfen herunterbaumeln. Aber bestimmen solche Bilder (Ausstattung: Bernd Damovsky) aus einer fernen mittelalterlichen Welt wirklich noch unsere unbewussten Wünsche und Ängste? Vielleicht war auch der Erwartungsdruck wegen der Vertragsverlängerung der Intendantin Kirstin Harms zu hoch, ein großer erlösender, einleuchtender Wurf ist diese Inszenierung sicher nicht.
Das Orchester der Deutschen Oper Berlin spielte dagegen souverän unter Ulf Schirmer seine Wagner-Erfahrung aus, doch konnte es freilich die düstere Szene nicht immer aufhellen. Torsten Kerl bewältigte – trotz einer angekündigten Indisposition – seine Rolle leidlich, doch Nadja Michael waren nicht alle gewogen. Dabei war es – abgesehen von ihrer großen Bühnenpräsenz – durchaus spannend, mitzuverfolgen, wie sie in Doppelrolle als Venus und Elisabeth Stimmlage und Timbre blitzschnell wechseln kann.
Den meisten Applaus heimste Markus Brück als Wolfram ein; mit seinem weich modulierten Lied an den Abendstern konnte er ja auch leicht und schnell Eindruck machen und den Freunden der Deutschen Oper Berlin Trost spenden.
So könnte man die Version von Kirsten Harms Neuinszenierung von Richard Wagners „Tannhäuser“ erzählen, doch um Logik oder realistische Plausibilität geht es Harms dabei kaum. Vorgeführt werden Thesen zur Geschlechterthematik und Bilder des Unbewussten. So werden – übrigens nicht zum ersten Mal – Venus und Elisabeth bei Harms von einer Sängerin (Nadja Michael) dargestellt. Die Aufspaltung der Frau in Hure, Heilige und Krankenschwester – Elisabeth opfert sich wie die historische Heilige Elisabeth im Seuchen-Hospiz auf – wird thematisiert und rückgängig gemacht, und statt des Wagnerschen Erlösungstodes beider Liebenden gibt es im dritten Aufzug ein Happy End.
Die Personenführung bleibt jedoch sehr statisch. Mit der Hebebühne werden langsam die Szenen von Wagners Oper als mittelalterlicher, protestantisch schlichter Bilderbogen – Rittergesellschaft in Rüstungen auf Pferdestandbildern, im Fegefeuer büßende Pilger, ein Krankenhaus – hochgehoben, während vom Schnürboden glänzende Ritterrüstungen oder Fledermäuse mit Teufelsköpfen herunterbaumeln. Aber bestimmen solche Bilder (Ausstattung: Bernd Damovsky) aus einer fernen mittelalterlichen Welt wirklich noch unsere unbewussten Wünsche und Ängste? Vielleicht war auch der Erwartungsdruck wegen der Vertragsverlängerung der Intendantin Kirstin Harms zu hoch, ein großer erlösender, einleuchtender Wurf ist diese Inszenierung sicher nicht.
Das Orchester der Deutschen Oper Berlin spielte dagegen souverän unter Ulf Schirmer seine Wagner-Erfahrung aus, doch konnte es freilich die düstere Szene nicht immer aufhellen. Torsten Kerl bewältigte – trotz einer angekündigten Indisposition – seine Rolle leidlich, doch Nadja Michael waren nicht alle gewogen. Dabei war es – abgesehen von ihrer großen Bühnenpräsenz – durchaus spannend, mitzuverfolgen, wie sie in Doppelrolle als Venus und Elisabeth Stimmlage und Timbre blitzschnell wechseln kann.
Den meisten Applaus heimste Markus Brück als Wolfram ein; mit seinem weich modulierten Lied an den Abendstern konnte er ja auch leicht und schnell Eindruck machen und den Freunden der Deutschen Oper Berlin Trost spenden.