"Hangover 2"

Von Anke Leweke · 01.06.2011
Männer haben's wirklich nicht leicht: Wollen sie mal so richtig feiern gehen, müssen sie an weitentlegene Plätze reisen und am besten noch ihr Bewusstsein betäuben. Manchmal endet das in einem wahren Alptraum, wie zum Beispiel beim Junggesellenabschied in "Hangover 2".
Sprechen wir es ruhig in aller Deutlichkeit aus: Männer, die die Sau rauslassen, sind gern gesehene Gäste auf den Kinoleinwänden. Man muss nur an den Erfolg von "American Pie" und anderen Jungsfilmen denken.

Doch unterscheidet sich "Hangover" von diesen Oberschenkelklopfer-Komödien, weil er einen gewissen Subtext hat. Weil der Regisseur Todd Phillips weiß, wovon er redet. Bevor er zum Spielfilm wechselte, drehte er den gut recherchierten Dokumentarfilm "Frat House" über amerikanische Fraternities (studentische Verbindungen) und die Entgrenzungs- und Demütigungsrituale, die sie bei der Initiation neuer Mitglieder anwenden. Aus nächster Nähe konnte Phillips das Bedürfnis von Männern beobachten, noch einmal die Hüllen der Zivilisation fallen zu lassen. Deshalb führt er seine vier "Hangover"-Helden auch nicht vor, sondern er hat eine gewisse Emphase für diese Durchschnittsamerikaner, die sich vor der Hochzeit zum Koma-Saufen verabreden.

Wie schon im ersten Teil setzt auch in "Hangover 2" die Handlung mit einem Blackout ein. Diesmal findet man sich in einem demolierten Hotelzimmer in Bangkok wieder – und es kommt allerlei Unangenehmes zutage: Stu hat ein Tattoo im Gesicht, im Wandschrank des schmuddeligen Hotelzimmers liegt ein Baby, und der Bruder der Braut, das 16jährige Wunderkind Teddy, ist verschwunden. Immerhin findet man noch seinen Finger zwischen Scherben, Flaschen und umgeworfenen Möbeln.

Da das Budget im Vergleich zum ersten Film von 35 auf 80 Millionen Dollar aufgestockt wurde, ist die Suche nach dem Vermissten diesmal begleitet von exotischen Schauwerten und Actioneinlagen wie etwa einer Verfolgungsjagd durch Bangkoks enge Gassen.

Doch geht es hier um mehr als sinnlosen Klamauk und derbe Männerwitze. Der Film hat auch einen bitteren Nachgeschmack – wie der Kater am nächsten Morgen. Warum dürfen die Männer ihre Männerphantasien eigentlich nur mit nachfolgendem Erinnerungsverlust und nicht beim vollen Bewusstsein erleben? Warum müssen sie dafür an Orte (Las Vegas und Bangkok) reisen, an denen Entgleisungen quasi auf der Tagesordnung stehen? In ihrem eigentlichen Leben scheint es einfach keinen Platz für solche Auszeiten zu geben. Wirklich anarchisch wäre es denn auch, "Hangover 3" irgendwo in der amerikanischen Provinz spielen zu lassen.

USA 2011, Regie: Todd Phillips, Hauptdarsteller: Bradley Cooper, Ed Helms, Zach Galifianakis, Länge: 101 Minute, ab zwölf Jahren


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Anke Leweke über einen US-amerikanischen Klamauk-Streifen


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