Handys aus!

Von Barbara Roth |
Nachdem die Polizei auf Handys von Schülern menschenverachtende und pornographische Bilder entdeckt hatte, griffen die bayerischen Behörden durch: Sie erließen ein generelles Handy-Verbot an Schulen.
Die Bilder sind so schrecklich, menschenverachtend und ekelhaft, dass man ihren Anblick kaum ertragen kann. Menschen werden verstümmelt, brutal verprügelt, vergewaltigt, enthauptet, eine Frau beim Sex mit einem Pferd gezeigt.

Solche Bilder gab es auch früher schon. Sie wurden unter der Hand in schmuddeligen Sexshops und Porno-Kinos gehandelt, und waren damit für Kinder und Jugendliche eigentlich unerreichbar. Heute allerdings sehen 10-, 12- oder 15-jährige Schülerinnen und Schüler solche Bilder auf ihrem Handy – und viele machen sich einen Spaß daraus, die Horrorfotos mit dem Mobiltelefon an ihre Freunde weiter zu verschicken.

„Wenn man über 16 ist, kann man das ja schon machen, aber wenn man unter 16 ist, finde ich das nicht so gut. – Das habe ich selbst auf dem Handy, ist mir aber eigentlich egal. – Auf dem Handy habe ich es nicht, auf dem PC reicht ja. – Besonders die Jüngeren, die haben so was immer wieder auf dem Handy, weil sie es cool finden oder modern sein wollen. Vielleicht finden sie sich damit cool, wenn sie es drauf haben, damit sie es ihren Freunden zeigen können oder so. Ich habe nichts drauf.“

An der Hauptschule im bayerischen Immenstadt wurden im Frühjahr mehr als 200 Schüler-Handys konfisziert. Auf 17 Mobiltelefonen fanden Fahnder der Polizei Gewaltfilme und pornografische Darstellungen. Und auch an Schulen in Kaufbeuren und Augsburg entdeckte man erschreckende Gewaltszenen auf den Mobiltelefonen der Kinder und Jugendlichen. Ihre Eltern waren ahnungslos, viele Erwachsene wissen auch gar nicht, was die Technik heute möglich macht.

„Die Handys der neuesten Generation, die allen möglichen Schnickschnack haben, da kann ich mir vorstellen, dass viele nicht mehr damit klar kommen. Ich selber habe auch meine Probleme. Dass war mir komplett neu. Ich war schon geschockt, wie kann sich ein Kind so was anschauen. Ich würde es selber nicht machen. Und wenn ich einem 15-Jährigen erkläre, Du das ist nicht in Ordnung, da kannst du später Probleme kriegen – psychische – da wird der wahrscheinlich lachen und sagen, was oder wie auch immer.“

Reaktion des bayerischen Kultusministeriums: Wegen der Funde auf den Schülerhandys gilt landesweit ein Handy-Nutzungsverbot an den Schulen. Bislang war es lediglich verboten, während des Unterrichts das Mobiltelefon zu benutzen. Seit Schuljahresbeginn ist das Verbot auf die gesamte Zeit ausgedehnt worden, die der Schüler an der Schule verbringt. Kultusminister Siegfried Schneider (CSU):

„Es gibt keinen Grund, warum ich zwischen den Unterrichtsstunde und während der Pause telefonieren muss. Und unsere Welt ist nicht zugrunde gegangenen, als es diese Möglichkeit noch nicht gegeben hat.“

Doch der Minister räumte auch ein: das Verbot alleine reicht nicht aus:

„Deshalb wird natürlich die pädagogische Medienarbeit an unseren Schulen nach wie vor die Priorität haben, aber auch die Informationsarbeit sowohl der Lehrkräfte aber auch der Eltern ist notwendig, um auf neueste Entwicklungen und Möglichkeiten in diesem Bereich der Mobiltelefone hinzuweisen.“

Die Schüler aus Immenstadt mussten wegen der Clips auf ihren Handys vor Gericht. Zwei 14-jährige Jungs etwa wurden zu drei und sechs Tagen gemeinnütziger Arbeit verurteilt. Sie mussten ihre teuren Handys abgeben. Und einen Aufsatz schreiben, in dem sie sich Gedanken darüber machen mussten, warum sie sie Videosequenzen auf ihr Handy aufgespielt und weitergegeben hatten. Die Jugendrichterin erhoffte sich mit ihrem Urteil einen erzieherischen Effekt.