Handy-Hörspiel und Retro-Comicvideo

Von Jörg Schieb |
Einmalige Klangerlebnisse mit mobilen Hörspielen, einen augenzwinkernd erzählten Comic-Kurzfilm im Retrolook und lehrreich vereinfachte Kompliziertheiten, die wir schon immer verstehen wollten. Das alles gibt es bei den Surftipps im August.
www.dradio-ortung.de

Das ist eine Hörminiatur. Man könnte sagen, eine Art akustische Skulptur. Eine Skulptur, die man hören kann – aber nicht nur hören, sondern auch erforschen. Denn das Besondere an diesen Hörminiaturen ist, dass sie über das gesamte Bundesgebiet verstreut "aufgestellt" wurden.

Und jeder kann diese eindrucksvoll klingenden MP3-Dateien suchen und anhören. Am einfachsten ist das im Internet. Unter www.dradio-ortung.de erscheint eine virtuelle Deutschlandkarte: Jeder rote Punkt steht für ein akustisches Erlebnis. Eins, das man sich am Computer anhören kann. Entwickelt wurden diese "Radio Aporee Maps" genannten interaktiven Karten vom Wissenschaftler und Medienkünstler Udo Noll. Die Sounds kommen von den unterschiedlichsten Künstlern.

Man kann sich die Sounds aber nicht nur am Computer anhören, sondern auch vor Ort. Wer mit einem modernen Handy bewaffnet die Stadt erkundet, kann die im wahrsten Sinne des Wortes verorteten Sounds auch mit seinem Handy erkunden, eben vor Ort. Einzige Bedingung: Das Handy muss MP3-Dateien abspielen können, über einen mobilen Internetzugang verfügen und auch mit GPS ausgestattet sein, also den aktuellen Aufenthaltsort bestimmen können.

Eine Spezialsoftware ermittelt den aktuellen Standort und spielt dann den Sound ab, der genau dort abgelegt wurde, wo man sich gerade befindet. Gleichzeitig hört man natürlich die aktuellen Umgebungsgeräusche – auf diese Weise entsteht stets ein ganz eigenes, einmaliges Klangerlebnis. Doch damit nicht genug: Hörer am Computer und vor Ort können miteinander verschmelzen. Eine mehrstimmige Klangkomposition entsteht. Jede Bewegung der Menschen vor Ort verändert den Klang.

Mit dem Projekt Radioortung geht das Hörspiel in den öffentlichen Raum. Bei diesem Projekt wird Radio nicht mehr ausschließlich linear gesendet, sondern punktuell und ortsgebunden in der Stadt platziert. Spannend, das Radio von morgen.


www.springhin.de/dasleben

Was sich anhört wie ein Videospiel aus den 80er Jahren, sieht auch genauso so aus – zumindest auf den ersten Blick: Kleine bunte Pixelfiguren wuseln über den Bildschirm, durchqueren eine aus heutiger Sicht äußerst grob gestaltete Kunstwelt. Und wenn die Figuren den linken oder rechten Rand des Bildschirms erreichen, bewegt sich der ganze Bildschirminhalt mit. Eine 2D-Spielewelt untermalt mit simplem Synthesizersound.

Doch bei näherem Hinsehen erkennt man kein Spiel, sondern einen kleinen Film. Ein kleines Kunstwerk sogar. Eine Geschichte, erzählt in der Ästhetik von Super Mario und Co. – eben mit Klötzchengrafik und Plastiksound.

Immer mehr Videokünstler bedienen sich dieser attraktiven Retroästhetik. Bestes Beispiel dafür ist der rund zwölf Minuten lange Kurzfilm "Consoul", den man sich unter www.springhin.de/dasleben anschauen kann. Der Film erzählt in wenigen Minuten heiter das typische Leben eines Mannes, von der Geburt bis zum Tod. Geburt. Schule. Erste Liebe. Hochzeit. Kinder. Job. Streit. Alles dabei. Augenzwinkernd erzählt, sehr amüsant.
Doch der Film ist zweigeteilt. In der zweiten Hälfte gibt es eine Variante der Lebensgeschichte. Wie wäre das Leben verlaufen, wenn sich der "Held" der Geschichte nicht immer redlich verhalten hätte? Schuleschwänzen statt Schulbank drücken, Musikerkarriere statt Verkäuferjob. Was sich da alles ändern könnte, das erzählt der Kurzfilm des Norwegers Lasse Gjertsen wirklich äußerst amüsant. Das Video ist wirklich sehenswert.


www.springhin.de/fusionsforschung

Das angesehene Max-Planck-Institut hat viele Fachbereiche, auch einen für Plasmaphysik. Hier wird unter anderem erforscht, wie man alternative Energiequellen nutzen kann. Etwa, wie man das Sonnenfeuer auf die Erde holen kann – in einem Fusionskraftwerk.
Unter www.springhin.de/fusionsforschung erklären die Wissenschaftler, wie ein Fusionskraftwerk funktioniert. Die Webseite ist für Schülerinnen und Schüler ab zwölf Jahren gemacht. In Texten und interaktiven Multimediapräsentationen "Fusion 21" wird das Prinzip eines Fusionsreaktors erklärt – verständlich und anschaulich.
Normale Atomkraftwerke teilen Atome. In einem Fusionsreaktor passiert das Gegenteil: Da werden Atome, speziell Wasserstoffatome, verschmolzen. Auch dabei wird Energie freigesetzt, die sich zur Stromgewinnung nutzen lässt. Ziel der Fusionsforscher ist es, eine neue umweltfreundliche Energiequelle zu erschließen. Der Brennstoffvorrat für solche Kraftwerke, die wie die Sonne Energie aus der Verschmelzung von Atomkernen gewinnt, ist unerschöpflich.

Die Webseite erläutert Hintergründe und beantwortet auch die Frage, welche Probleme die Forscher vorher lösen müssen. Im Fusionsspiel können die Besucher einen Teil der Fragen interaktiv beantworten.
Was passiert, wenn man den Fusionsbrennstoff aufheizt? Wie bringt man die Atomkerne zum Verschmelzen? Am Ende sollen die Besucher per Mausklick ein Kraftwerk errichten. Ganz einfach ist das nicht – aber lehrreich!