Handarbeiten und Chansons

Von Wulf-Peter Gallasch · 05.08.2005
Zwei Frauen haben in Paris einen kleinen Laden eröffnet, in dem sie Handarbeiten verkaufen. Und damit sind sie äußerst erfolgreich: Künstler und Designer reißen sich darum, im "French Touche", so der Name des Ladens, auszustellen und statt Werbung gibt es ein eigenes Plattenlabel mit Chansons der Besitzerinnen und von Freunden.
Renaudat: " Als wir die Boutique French Touche eröffnet haben, war uns klar, dass Musik eine Rolle spielen sollte. Wir mögen Musik, ich selbst singe, ich kenne viele Leute, die Chansons singen, die wir sehr mögen. Und so wollten wir also beides verbinden, um mehr daraus zu machen: den Laden mit "bewegenden Objekten" und die Musik. "

Wir, das sind Emilie Renaudat und Valérie Bedoiseau. Sie sind French Touche. Das heißt: Von ihnen stammt die Idee zu Namen, Laden, und zu der Geschäftsphilosophie: Poesie statt Stangenware, Handarbeit statt seelenloser Serie.

Renaudat: " Wirklich Handgefertigtes, das aber gleichzeitig modern ist. Also kein Handwerk im Sinne von rustikal, das ist ja nicht so sexy. Die Objekte hier haben schon ein aktuelles Design. Aber es ist eben Handarbeit, mit poetischem Touch."

Und der schimmert durch die japanischen Stehlampen, glänzt auf Taschen aus Miederwaren, findet sich in Hosen aus Matratzenstoff, an Stoffteckeln am Schlüsselring und Kinderkleidung. Joana, das erste Mal bei French Touche, ist begeistert:

Kundin: "Hier zum Beispiel, sehen Sie! Das sind Ohrringe mit - ich glaube - Barbie-Puppen-Stiefeln. Sehr einfach, aber schön. Das erinnert mich ein bisschen an meine Kindheit."

Ähnliche Magie entfalten transparente Spritzpistolen, Holzskulpturen, Lutschmuscheln, Ringbuchromane oder die gefüllten Anti-Liebeskummer-Amulette. Für so etwas begeistern sich Modemagazine und schreiben mehr als einen kurzen Shopping-Hinweis für das 17.Arrondissement. Gut zwei Jahre nach ihrer Eröffnung bewegt die Galerie sowohl Kunden als auch Kreative in die rue Jacquemont.

Valérie: " Wir haben das Glück, dass die Angebote zu uns kommen. Uns stellen täglich Künstler, Kreative oder Modemacher ihre Arbeiten vor, auch aus dem Ausland. Denn unsere Internetseite wird immer öfter besucht."

Fast wöchentlich kann French Touche daher sein Objektangebot neu zusammenstellen. Handgefertigte Arbeiten allesamt, oft genug Einzelexemplare, meist von jungen, noch unbekannten Kreativen. Frauen in der Mehrzahl, stellt Valerie fest.

Valérie: " Am Anfang hat man uns vorgeworfen, wir hätten eine reine Mädchenboutique. Aber es stimmte und hat uns ein bisschen geärgert. Wir haben bloß für Männer einfach nichts gefunden, das wirklich zu unseren Vorstellungen passte, das schön und interessant ist. Aber seit wir Bücher und CDs haben, kommen jetzt schon mehr Männer."

Und hören unter anderem French Touche Musik, die Freunde und Bekannte oder die beiden Ladenbesitzerinnen selbst für das hauseigene Label eingespielt haben. Emilies Chanson ist einer der bisher 18 erschienen Titel, die French Touche als "chanson poche", als Taschenchansons verkauft. Die chansons poche haben Checkkartenformat, sind nur jeweils einen Track lang und rotieren außerdem hörbar auf der Homepage.

Das jüngste chanson poche auf der Ladentheke stammt von Arnaud Fleurent-Didier, Musiker und Produzent des Labels. Die Idee, ein eigenes Label zu gründen, sagt Arnaud, sei eigentlich von den Kunden gekommen.

Fleurent-Didier: "Die haben sich immer wieder nach der Musik im Laden erkundigt. Es lief viel Musik von Freunden hier, und von den Leuten, die bei French Touche sind. Die Kunden wollten dann wissen, wo sie diese Musik kaufen könnten. Aber das war nicht geplant. Es hat sich einfach so ergeben."

Zu den vorläufig bekanntesten Musikern des Labels zählt Katerine. "1, rue Jacquemont". CD-Titel und French Touche Adresse im 17. Arrondissement. Das Chanson zum Laden. Das Festival zum einjährigen Bestehen dauerte gleich vier Tage. Vier Tage allabendliche Live-Musik vom Mini-Label, was wiederum den Laden ins Gespräch gebracht hat. French Touche spart sich die Werbung und macht stattdessen Musik.