Hamsterkäufe trotz Wirtschaftskrise

Von Ralph Sina |
Trotz Krise und schwacher Binnennachfrage haben die Waffenhändler in den USA derzeit keine Sorgen. Denn aus Angst vor strengeren Gesetzen des Präsidenten ist es zu wahren "Hamsterkäufen" gekommen.
Die Industrie boomt. Im Amerika des Barack Obama. Und zwar ausgerechnet die Waffenindustrie.

Wir brauchen keinen Stimulus-Plan wie der Rest der amerikanischen Wirtschaft. Unser Stimulus heißt Barack Obama - er ist unser bester Werbeträger jubelt die US-Waffenindustrie. Und Earl Curtis, Besitzer von Virginias größtem Waffeladen, bringt es im nationalen Radiosender NPR ganz offen auf den Punkt:

"Leute befürchten, dass Obama das Recht auf Waffen drastisch beschneidet und decken sich bis zum Dach mit Munition ein."

Zwar gibt es keinerlei Indiz, dass Obamas demokratische Parteifreunde im Kongress den Besitz von Waffen und Munition einschränken wollen.

Doch schon zu Bill Clintons Zeiten hätten die Amerikaner die Waffenläden gestürmt erinnert dieser Maschinengewehr-Fan Der Mythos demokratischer Präsident gleich Waffenfeind lässt den milliardenschweren US-Waffenmarkt förmlich explodieren.

Legendäre Waffenschmieden wie Smith and Wesson verzeichnen an der Wallstreet beachtliche Kurssprünge.

"Dabei hat das Land doch viel größere Probleme als die Frage des freien Waffenbesitzes" sagt Pistolensammler Steve Eiserman."

Doch genau das Kernproblem namens Rekordarbeitslosigkeit und die damit einhergehende steigende Kriminalität fördern den Wunsch nach privater Aufrüstung .

Bei Amerikas Billiganbieter Walmart kommen die Gabelstapler manchmal kaum noch nach, um Munitionsnachschub heranzukarren. Der größte Einzelhändler der Welt mit seinen Super-Sonderangeboten von der Pistolenkugel bis zur Fertigsuppe ist ebenfalls ein Gewinner der amerikanischen Wirtschaftskrise und der neuen Armut des amerikanischen Mittelstandes.

"Wir haben einen Aufschwung ohne neue Jobs" sagt Tom Howarth, der mit seiner Hilfsgruppe in Washington unweit des Weißen Hauses Lebensmittel zum Nulltarif an arbeitslose Ingenieure und Bankangestellte verteilt."

"Ich kenne zahlreiche Leute, die einen gut bezahlten Bürojob in Washington hatten" sagt Howarth.

"Und die verkaufen jetzt die Obdachlosen-Zeitung, nur um etwas zu tun zu haben". Amerikas offizielle Arbeitslosenquote von knapp zehn Prozent hat mit der sozialen Wirklichkeit wenig zu tun.
Denn als beschäftigt gilt für Amerikas Statistiker bereits, wer gerade mal eine Stunde pro Woche arbeitet. Die meisten Arbeitslosen verlieren mit ihrem Job zugleich auch ihre Krankenversicherung. Und viele ersticken an einem Berg von Schulden.

"Mittlerweile wird in vielen amerikanischen Familien am Essen gespart" erzählt eine Sozialarbeiterin aus Washington.

Der Bedarf an Lebensmittelhilfe sei gerade in Amerikas Hauptstadt skandalös hoch. 50 Prozent aller Kinder in Washington DC haben mittlerweile nicht mehr genug zu essen.
14 Millionen Kinder leben landesweit unterhalb der Armutsgrenze.

Amerikanische Hilfsorganisationen, gegründet, um den Hunger in Afrika zubekämpfen verteilen mittlerweile Lebensmittel vor der eigenen Haustür.

Amerikas Jugendliche zahlen einen hohen Preis für die Krise : sie drängen sich in den überfüllten Anwerbebüros der US-Army, trotz der Kriege in Afghanistan und im Irak.

Freuen kann sich derzeit vor allem Amerikas Rüstungsindustrie: 45 Prozent aller militärischen Aufträge weltweit werden nach wie vor von den USA vergeben.

Daran haben weder Amerikas Finanzkrise noch Präsident Obama irgendetwas geändert.