Musical „Hamilton“ in Hamburg
Abbild der US-Migrationsgeschichte: Auch in der deutschen Fassung von "Hamilton" stehen ausschließlich People of Color auf der Bühne. © picture alliance / dpa / Ulrich Perrey
Broadway-Hit über Migration mit Rap-Flow
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Das preisgekrönte US-Musical „Hamilton“ läuft nun auch in Hamburg. Die deutsche Fassung über die Gründungsgeschichte der USA ist dem Original ebenbürtig – und hat seine Eigenheiten.
Am Broadway ist das Musical „Hamilton“ seit Jahren ausverkauft, jetzt hatte es erstmals in einer deutschen Übersetzung im Hamburger Operettenhaus Premiere. Es ist die erste Übertragung des Erfolgsmusicals von Lin-Manuel Miranda in eine andere Sprache.
Die Erzählung über die Gründung der USA sei kein typisches Musicalthema, erläutert Kritikerin Susanne Burg, die auch das englische Original mehrfach gesehen hat.
"Hamilton" sei ein Musical, das sehr vom Wort lebt. "Das ist schnell, voller Wortwitz – es gibt lauter Anspielungen auf andere Hip-Hop-Songs, auf Popsongs, auf Popkultur.“
Gründung der USA verbunden mit Einwanderung
Es geht um den aus der Karibik stammenden Einwanderer Alexander Hamilton, der sich im 18. Jahrhundert bis zum Finanzminister unter Präsident Washington hocharbeitet. Das Musical dreht sich um die Grundfeste der amerikanischen Demokratie „und das heißt, auch die Gründung der USA wird verbunden mit Einwanderung".
In der deutschen Fassung stünden darum ausschließlich People of Color auf der Bühne, aus 13 Nationen, so Burg. Die Hauptrolle spielt der Brasilianer Benét Monteiro als Alexander Hamilton.
Ungewöhnlich sei, dass das Musical musikalisch stark im Hip-Hop verortet ist, erklärt Burg: Eine Herausforderung für Übersetzer und Darsteller, dies auch im Deutschen zu meistern. Dreieinhalb Jahre dauerte die Übersetzung durch Sera Finale und Kevin Schroeder. Die beiden hätten auf "unglaublich viel" achten müssen. Aber: "Was jetzt auf der Bühne zu hören ist auf Deutsch, das hat Witz, ist intelligent, hat eigene deutsche Referenzen – zum Beispiel zu den Fantastischen Vier.“
Weg von "Phantom der Oper" und "Cats"
Dabei wirke nichts erzwungen, das Stück habe eine unglaubliche Leichtigkeit und Lockerheit. Es gebe „diesen berühmten Flow, der so wichtig ist im Rap".
Die meisten Darstellerinnen und Darsteller bei der Premiere im Hamburger Operettenhaus sind allerdings keine Rapper, sondern kommen – auch hinsichtlich der Performance – eher von der klassischen Musik. Dennoch sei das Niveau der Aufführung vergleichbar mit dem amerikanischen Original.
Dass die Macher um den US-Produzenten Jeffrey Seller den Schritt nach Deutschland gewagt hätten, sei ein bemerkenswertes Unterfangen. Denn der deutsche Musicalmarkt sei recht konservativ, erläutert Burg: „Man liebt hier klassische Musicals, wie 'Phantom der Oper' oder 'Cats'." Aber genau das solle sich eben ändern.