Hamburger Terrakotta-Ausstellung wird geschlossen

Von Werner Nording · 12.12.2007
Nachdem bekannt geworden ist, dass die Terrakotta-Figuren in einer Ausstellung im Hamburger Museum für Völkerkunde gefälscht sind, wird die Ausstellung geschlossen. Die Leipziger Zuliefererfirma habe zugegeben, dass es sich um Kopien handele und damit Vertragsbruch begangen. Die Ausstellung zog trotz der Gerüchte um Fälschungen zahlreiche Besucher an.
Wer das Hamburger Völkerkundemuseum an der vielbefahrenen Rothenbaumchaussee betreten will, findet schon an schon an der Eingangstür des Hauses einen auffälligen Hinweis.

"Liebe Besucherinnen und Besucher, wir machen sie darauf aufmerksam, dass es sich bei den in der Ausstellung gezeigten Objekten um originalgetreue Kopien der Grabbeigaben aus der Ausstellunkstätte in Chian handelt."

Was schon viele vermutet hatten ist tatsächlich eingetreten. Der Sprecher der Leipziger Ausstellungsgesellschaft Center of Chinese Art and Culture, Yolna Grimm hatte in den Tagesthemen zugegeben, dass die weltberühmten Terrakotta-Soldaten des ersten chinesischen Kaisers gefälscht sind.

"Zunächst muss man sagen, dass das Material Ton in der damaligen Zeit verwendet wurde. Dann kann man sagen, dass die Figuren lebensgroß wie die in Xian sind, Originale sind es jedenfalls nicht."

Das Hamburger Völkerkundemuseum ist offensichtlich betrogen worden. Das Museum hatte die Terrakotta-Ausstellung komplett von der Leipziger Ausstellungsgesellschaft übernommen. Möglicherweise haben die Hamburger es den mutmaßlichen Betrügern aber auch sehr leicht gemacht. Denn weil das Völkerkundemuseum gerade umgebaut wird und deshalb die eigenen Bestände nicht zugänglich sind, hatte Museumsdirektor Wulf Köpke bei der Suche nach einer publikumsträchtigen Ausstellung vielleicht die Sorgfaltspflicht etwas schleifen lassen.

"Muss man sich vielleicht im Nachhinein sagen, dass wir uns da vielleicht zu sehr von dem Druck haben leiten lassen. Da müssen wir auch noch mal Gewissenserforschung betreiben, das mag durchaus sein."

Die Hamburger Kultursenatorin Karin von Welck und Direktor Köpke haben öffentlich um Verständnis gebeten, dass man sich nicht hundertprozentig vor Fälschungen schützen könne. Besucher, die am Eingang des Museums den Hinweis lesen, dass sie nur Kopien zu sehen bekommen, lassen sich dennoch nicht abschrecken.

"Wir gucken uns das trotzdem an, auch wenn man weiß, dass das eben Kopien sind. Das Vertrauen, das muss ich sagen, was ich heute Morgen gelesen habe, Karin von Welck und auch der Direktor, die halten den Ball ja sehr tief , wenn sie sagen, für dieses Museum wird es nicht so negativ sein. Das glaub ich aber doch. Das Völkerkundemuseum ist international, hat einen guten Ruf, ich weiß nicht, inwieweit das schadet."

In der Ausstellung herrscht reger Andrang. 10.000 Besucher haben sich die Exponate in den ersten zwei Wochen angeschaut. Die meisten sind zufrieden, der Skandal scheint ihnen relativ egal zu sein. Auch die pensionierte Apothekerin Ursula Pisa und ihr Sohn Wolfgang sind sehr interessiert.

"Ich schau mir das erst mal ganz gelassen an, ob das nun Fälschungen oder echte sind, ich war gerade in London, wollte mir da die Ausstellung anschauen, da haben wir keine Karten mehr bekommen, es wirkt sehr authentisch, ja."

Die Hamburger Kulturbehörde sprach von einem dubiosen Ausstellungsveranstalter, der das Völkerkundemuseum möglicherweise gelinkt habe. Museumsdirektor Köpke weiß noch nicht, wie es mit der Schau der Terrakotta-Figuren weitergehen soll.

"Das überlegen wir noch, die Reaktion aus dem Publikum ist sehr eindeutig, auch über Mails oder persönliche Zusprache, und auch über die Zeitungen, es haben ja mehrere Zeitungen Umfragen gemacht über die Ausstellung, fast übereinstimmend ist der Tenor, die Ausstellung ist sehr gut und interessant, egal ob Fälschung oder Original, die Ausstellung ist auf jeden Fall sehenswert und von daher wird uns nahegelegt, sie offen zu lassen, was wir nun machen, müssen wir von Juristen überprüfen lassen."

Das Hamburger Völkerkundemuseum hat sich hinters Licht führen lassen. Der Museumsskandal zeigt, dass auch das Fälschen von Kunstwerken Konjunktur hat. In China werde alles gefälscht, was Geld bringt, meint Köpke, nicht nur Markenturnschuhe oder Luxusuhren, sondern eben auch Kunstschätze.

"Ich gehe davon aus, nachdem ich über Antiquitätenmärkte von Shanghai gegangen bin, wo sie überhaupt nicht mehr unterscheiden können, was echt ist oder nicht, und wo hervorragende Sachen liegen, die einfach nur neu sein können, aber als alt ausgegeben werden, halte ich eine ganze Menge für möglich."

Museum für Völkerkunde Hamburg