Hamburg sammelt bedrohte Wörter

Von Rainer Link · 26.07.2010
Die Zahl der Plattdeutschsprechenden geht zurück. Mit dem Verschwinden der Sprache geht der Verlust von Tausenden Worten und Begriffen einher. Worte, mit denen sich Großmütter und Großväter noch im Alltag verständigten. Jetzt kommt Abhilfe. Eine Hamburger Tageszeitung rief seine Leser auf, den traditionellen Wortschatz auszugraben.
"Sach mal, kannst Du mir das mal verkasematuckeln? Kannst Du mir das nich mol erklärn? Kannst Du mir das nicht mal erklären? Das ist verkasematuckeln."

Verkasematuckeln auf hochdeutsch also: etwas detailliert erklären. Verkasematuckeln wir zunächst diese Frage: Was ist der Hamburger eigentlich für ein Mensch? Zu den weniger schmeichelhaften Eigenschaften des "homo hamburgensis" gehört dies: Er ist stur, knickerich, amusisch, seelisch leicht unterkühlt, zugeknöpft und derbe. Er besitzt somit all die Eigenschaften, die der Bewohner eines kalten, nebligen Landstrichs zum Überleben braucht. Auf Fremde wirkt der Hamburger manchmal leicht befremdlich, weil er ein nicht leicht verständliches Kauderwelsch, das Hamborger Platt, als Verständigungsmittel einsetzt.

"Wir haben ja in Hamburg vier Sprachen. Wir sprechen ein einwandfreies Hochdeutsch. Dann spreckn wir Missingsch, wat die meisten ja meinen, dat ist Plattdeutsch. Dann snackt wi platt. Und dann snacken wir über andere Leute."

"Und was bitte ist Missingsch?", fragen wir die Linguistik-Professorin von der Uni Hamburg.

"Missingsch ist eine Sprachform, die eine Mischung darstellt zwischen dem Hochdeutschen und dem Plattdeutschen und man immer das Niederdeutsche durchhört durch das Hochdeutsche.""

Peter Schmachthagen, früher leitender Redakteur des Hamburger Abendblatts, heute Pensionär, beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit den Feinheiten der niederdeutschen Sprache. Kürzlich rief er die Leser auf, der Redaktion seltene, plattdeutsche Wörter und Begriffe zu melden und erlebte eine Überraschung:

""Es kamen dann eine Flut von Zuschriften an, die so nicht zu erwarten waren. Tausende von Briefen und sicherlich zehn- bis 20.000 Vorschläge, natürlich mit vielen Dubletten."

Das Wort "Schietbüdel" war der Favorit der Leserschaft des Hamburger Abendblatts. Schietbüdel, bedeutet korrekt übersetzt nicht etwa Mistkerl sondern "mein Liebling", das Wort wurde gleich hundertfach gemeldet. Ganz offensichtlich das Lieblingswort der hanseatischen Plattsnacker-Fraktion.

"Also, mein Lieblingswort ist Schietbüdel. Schietbüdel ist mien Mann. Und Schietbüdel man dröft kein Wort übersetzen in dat Hochdeutsche. Schietbüdel sägt man och to nem lütten Kind, wat opn Tisch liegt und man sagt: Na, mein Schietbüdel. Dat ist n Kosewort."

Drönbüdel wiederum ist kein Kosewort:

"Drönbüdel, das ist einer, der immer rumnörgelt und nicht weiß, was er will und nicht zufrieden ist. Mensch, nun hör endlich op mit deim Gedröhne! Also Dröhn und dann n Büdel da hinter dran, nech."

Gnatzbüdel ist auch alles andere als ein Ehrentitel. Neudeutsch würde man sagen, der Gnatzbüdel zickt rum, ist derbe drauf und sucht Streit.

"En Gnatzbüdel, also dat is zum Bispiel, wenn Du geihst zum Einköpen und dann nimmt der nen Wogn und fähr dir erst mal an die Hackn. Und wenn ich dann sag: Sech mal, kannst Du nech oppassen: Pass doch selbers op."

Die Hamburger Sprache war über Jahrhunderte und bis ins letzte Jahrhundert hinein das Plattdeutsche. Das wurde auf den Straßen, in den Wohnungen, bei der Arbeit gesprochen, während das Hochdeutsche eine Art Fremdsprache war. Eine Sprache für die Bibel, für den Gottesdienst, für den Katechismus und die Schule. Das kam vor, dass Sechsjährige, wenn sie eingeschult wurden, vollkommen verschreckt am ersten Schultag nach Hause kamen und sagten: "Do go ich nech wedder hin, die snack so gediegen."

"Ich komm ja aus Klein Flottbek. Und hab dann meine Schulferien immer in Neuenfelde, wo meiner Muddär herkam, verbracht. Also direkt im Alten Land. Und dann warn da mehrere Cousinen, drei, vier Kinder s warn wir immer mit Nachbarskindern zusammen. Und dann haben wir oft zusammen Schule gespielt mit mehreren Kindern und ich weiß das nich , irgendwie sollte ich wat auf Platt sagen, und hab das nicht so richtig hingekreigt, und dann häbt se mich in dat Plumpsklo gesperrt. Ne halbe Stunde hat dat wohl gedauert. Also als kleines Mädel kam einem das schon sehr lang vor."

Missingsch ist die Form des Hochdeutschen, die die Plattdeutschen, die kein Hochdeutsch richtig konnten, gesprochen haben. Wenn ein Plattdeutscher die glatte Bahn der hochdeutschen Grammatik versuchte hoch zu krabbeln und rutschte dann in sein geliebtes Platt zurück, so hat Tucholsky es ausgedrückt, dann sprechen wir von Missingsch.

"Und ich musst mich ja am Riemen reißen, nachher, wenn ich dann öfter da war, kriegt ich das schon besser hin. Zuerst manchmal fehlten mir die Worte und dat gefiel ihnen überhaupt nicht, wenn ich nich hab platt sprochen, dann häbt se mich in de Toilette einsperrt."

Eine besondere niederdeutsche Sprachfigur ist das Wort Schlitzmatrose.

"Wie hebtg uffm Dörp wohnt und aufm Dörp ist dat ja üblich, dass man das Baby tu Huus kriegt, da käm ja die Hebamm, die sch um einen gekümmert hät. Nun wäre die Dern grad gwuschen, und ich wäre noch temlich möd, da käm der Vater nach Huus. Und wie er offen Hoff käm, da riess miene Schwiegermutter dat Fenster op und rief: Bruckst Dich gar nich so beeilen, Hans Adolf, dat ist bloß en Schlitzmatros worden."

Schlitzmatrose also die Bezeichnung für ein kleines Mädchen.

Das Plattdeutsche bildete über Jahrhunderte das Grundgerüst des gesprochenen Wortes, dann versuchten die Hamburger, hochdeutsch zu sprechen, mit unterschiedlichem Erfolg. Häufig ergab sich eine wilde Mischung aus verschiedenen Sprachebenen. Das Platt wurde von den Straßengören, Buttjes und Brieten gesprochen, bei den gehobenen Ständen wurden die Kinder in der Kunst des Hochdeutschen unterrichtet.

Das Germanische Seminar der Universität Hamburg hat seit 1917 fast eine Million Belege für hamburgische Ausdrücke gesammelt und seit 1956 in 30 Lieferungen publiziert. Im dritten Stockwerk des Philosophenturms der Universität Hamburg sitzt Ingrid Schröder, Professorin für niederdeutsche Linguistik. Sie verfolgt das Auf und Ab des Plattdeutschen mit wissenschaftlicher Akribie:

"Mitte des 20. Jahrhunderts war es mehr oder weniger verpönt, noch Niederdeutsch zu sprechen. Man hat das Niederdeutsche damit in Verbund gebracht, dass die Sprecher vom Land kommen, dass sie wenig Bildung haben, dass sie bestimmten Berufen zugehören. Und das ist heute längst nicht mehr so. Heute ist Niederdeutsch eine Sprachform, die wieder sehr viel Ansehen gewonnen hat, auch innerhalb der Stadt und eher ein regionales Abzeichen für die Sprecher darstellt und dadurch weitaus positiver gesehen wird, als es noch vor einigen Jahrzehnten der Fall war."

Wissenschaftliche Erhebungen aus den letzten Jahren ergaben, dass etwa jeder zehnte Hamburger angibt, Plattdeutsch fließend sprechen zu können. Das wären dann mehr als 100.000 Menschen, die sich aber irgendwie und irgendwo besonders raffiniert verstecken müssen, denn im realen Alltag ist die auf Platt geführte Konversation zu einer Rarität geworden.

"... weil viele Plattdeutschsprecher sprachlich so sozialisiert sind, dass sie immer umschalten ins Hochdeutsche, sowie jemand mit ihnen Hochdeutsch spricht und sie dann eben nicht Niederdeutsch weiter sprechen, selbst wenn sie vermuten, dass sie gut verstanden werden."

"Snacken! Enfach Snacken! Jümmer und överall. ... snacken, snacken, snacken."

Unser Plattdeutsch darf nicht untergehen! Eine große Koalition aus sämtlichen Hamburger Parteien will die Traditionssprache retten. Schon die Jüngsten sollen behutsam an den Wortschatz ihrer Urgroßeltern herangeführt werden.

"Plattdütsch mut och wedder in die Schul und Plattdütsch ist auch im Stundenplon. Dat is ja allens wunderbor, aber wie hebt keene Schulmeester mehr."

Tatsächlich, der Wille ist da, aber es fehlte im hanseatischen Schulwesen bisher an Pädagogen, die den Unterschied zwischen Schietbüdel und Gnatzbüdel verkasematuckeln konnten. Deshalb können jetzt seit einiger Zeit angehende Lehrerinnen und Lehrer bei Professor Ingrid Schröder das Kleine Einmaleins der niederdeutschen Sprachvermittlung studieren.

"Wir hoffen auch, dass wir in Zukunft für die Lehramtstudierenden ein Zertifikat dann erteilen können, dass die Lehramtstudierenden ihre Niederdeutschkenntnisse auch nachweisen können und dann auch die Bestrebungen, Niederdeutsch in Hamburger Schulen einzuführen, auch von unserer Seite unterstützt werden."

Das wäre dann mindestens so wertvoll, wie das Loriot'sche Jodeldiplom?

(lacht) "Ja, so könnte man das sagen."

Hamburg besitzt mit dem Ohnsorg-Theater eine Bühne, auf der das Repertoire auf Platt an die Besucher gebracht wird. Eine fast 100-jährige kulturelle Erfolgsgeschichte, die ihren Höhepunkt in den 1960er-Jahren hatte, erklärt Christina Seeler, der Intendant des Hauses:

"Die große Ohnsorg-Zeit ist ausgelöst worden durch den Fernsehboom und natürlich durch Individualisten und herausragende Schauspieler wie Heidi Kabel und Henry Vahl, die aber im Gleichschritt mit dem Fernsehen populär geworden sind. Wenn man sich überlegt, damals in den 60er-Jahren gab es ein einziges Fernsehprogramm. Die Leute scharrten sich um die Fernsehgeräte. Und Ohnsorg war Kult, das war so wie heute 'Wetten das?' oder 'Tatort'. Damals war Ohnsorg-Theater ein 'must'. Und so kamen damals Einschaltquoten von über 80 Prozent zustande."

Heute wäre man vermutlich über eine Einschaltquote von acht Prozent glücklich, aber "Theoter op platt hebt keen Konjunktur mehr". Durch ein vielschichtiges Programmangebot schafft es das Ohnsorg-Ensemble aber dennoch, das Haus voll, wenn auch nicht randvoll zu bekommen. Neben den traditionellen Unterhaltungsstücken, experimentiert man auf der Bühne mit Klassikern wie Goethe oder Gerhard Hauptmann.

"Op Platt heiss dat ganz einfach: Kleim mie am Mors. Wenn man dat nich ganz so dütlich säggen will, wie Altmeister Goethe das in seinem Götz zum Besten geben hat, dann sat man: Rutsch mir den Puckel runder und wenn Du ankommst schrief mir ne Postkord."

"Wir haben vor zwei Jahren den Faust auf Platt nach 25 Jahren noch mal gemacht. Und da hatten wir sehr viel junge Leute hier, natürlich auch Schüler, die das mal in der Schule hatten. Und ich musste einen Engel spielen und da fing mein Text an:
'Und störm die Bruss in merh als aner
von Land op See von Se op Land
und fegt of wilde Jagd ranners
m it Menschenwark in Schörn und Brand.'
Und das ist so in meinem Kopf drin, weil ich immer Angst hatte, den Text zu vergessen, dass das eigentlich mein Lieblingssatz im Plattdeutschen ist."

Weil das Platt in immer weniger Familien gesprochen wird, wachsen Generationen von Junghanseaten heran, für die sich die Sprache der Großeltern als eine verschlüsselte Fremdsprache darstellt. Publikumsnachwuchs für das niederdeutsche Theaterschaffen ist rar und wird weniger.

"Der Schnitt liegt - schätz ich mal - so bei 55 und ein bisschen drüber, bei den sogenannten Best-agers. Es gibt natürlich das ganz alte Publikum, die Abonnenten, die seit 40 oder sogar 50 Jahren hier im Ohnsorg-Theater ihren Stammplatz haben und für die das Ohnsorg-Theater ganz fester integrierter Bestandteil ihres Kulturlebens ist. Dann kommen je nach Angebot auch jüngere Leute, wenn wir besondere Aufführungen bieten, wie zum Beispiel "Rock op platt", eine Geschichte plattdeutsche Rocksongs, eingebettet, eingewoben in eine Geschichte, die auf dem Bauernhof spielt. Da ham wir ganz viel junges Publikum begrüßt."

"Mokt nichts, wenn man s nicht kann
man bloß mit Plattdütsch verstehn allein,
is es nichts geton
obs Begriepen kommst an."

Hinter diesen wuchtigen Versen steht zweifellos ein großer regionaler Dichterfürst:

"Op Platt segg se zu mir Heini in Personalutwies steiht Heinrich."

Heinrich Meyer steht einem Schutz- und Trutzbündnis zur Verteidigung der traditionellen Sprache vor: dem Plattdeutschen Rat für Hamburg. In diesem Rat haben sich alle politischen Parteien, die Universität, die Handwerkskammer und sogar der Norddeutsche Rundfunk zusammengeschlossen, um gemeinsam zu retten, was von der plattdeutschen Sprache noch zu retten ist. Umgangssprache bei den Arbeitssitzungen des Rates ist natürlich Platt oder Missingsch, beides wurde Heinrich Meyer bereits in die Wiege gelegt:

"Ick hef Platt, wie dat so schöin heißt, mit de Muttrmilch eingesogen. Da het, ich bün hier in Kirchwerder grot worden und hev von lütt op an Plattdütsch mit min Eldern, mit min ganz Umgebung, mit mein Freunden snackt und hev dat Plattdütsche auch nie aflegt. Auch als dat gehießen ht, Plattdütsch, das sind ja die Bauern vom Lande, da hef ich immer segt, manche könn kein Platt, aber ich kann beides."

Heinrich Meyer gehört zu den Hamburger Pfeffersäcken – Pfeffersack: eine wenig schmeichelhafte Umschreibung für den hanseatischen Großkaufmann. In Anlehnung an Heinrich Heine könnte man sagen: Der Pfeffersack steht mit einem Bein im Hafen, mit dem anderen in der Börse und wenn er den Mund aufmacht, kommen Zahlen, nichts als Zahlen. Organisiert sind die Pfeffersäcke in der altehrwürdigen Handelskammer zu Hamburg. Der Ort, "der Geldwerdung Gottes oder der Gottwerdung des Geldes", wie Heine einmal notierte. Und diese Kammer hat jüngst dann doch über den schnöden Handelsprofit hinausgedacht und engagiert sich jetzt im Plattdeutschen Rat für den Erhalt der bedrohten Mundart.

"De Peppersäck, wenn ich diesen Begriff noch mal aufgreifen dörf, die heb seit Hanse-Tid Platt snackt. Und die Persäck, Hamburger Kauflüt, die hab noch bit in die twenitger Johr unseres Johrhunderts plat snackt. Und in de christliche Seefahrt ist Plattdütsch och noch in de letzten twentig Johrns snackt worden und und jeder, der mal auf dem Fischmarkt einmal wesen ist, hat sicherlich Lüt aufm Fischmarkt platt snackeen hört. Dat gehört zum Hopn und Hamburch wie die Sünn und dat Water to de Seefahrt."

Vor allem aus Traditionsbewusstsein will die Hamburger Kaufmannschaft also ihre frühe Geschäftssprache vor dem Vergessen retten. Aber das Platt hat selbst heute noch eine geschäftsdienliche Funktion:

"Wenn Du in Hamborger Hopn platt snacken kannst, dann geiht immer eine Dör mehr auf."

...geht immer eine Tür mehr auf.

Der Norddeutsche Rundfunk kämpft mit medialen Mitteln für den Erhalt des Platt. Auf den Hörfunkwellen wird in speziellen Sendungen af und an platt snackt und das NDR Fernsehen hat dem Plattdeutschen Rat einen kleinen Werbefilm gewidmet. Ein Krimi mit Todesfolge. Die Handlung: Ein Bankräuber, der kein Platt verstehen kann, vermasselt seinen Überfall und verliert sein Leben im Kugelhagel von Polizisten, die nur Platt verstehen.

Kommen wir zu einer Frau, die rund um die Uhr platt snackt. Silke Frakstein ist ein Hamburger Original. Sie redet nicht nur platt, sie lebt platt, im Alltag, im Beruf, zu Hause und unterwegs. Hochdeutsch kommt ihr nicht über die Lippen. Kann sie vielleicht gar kein Hochdeutsch?

"Also, dat is nu nicht so - ich wet wat se denkt - ne. Ne so is das net. Ich kann schon hochdeutsch snacken." (lacht)

"Da heb ich ja so Anstecker mir torecht macht: 'Kannst kein Platt, fehlt Dir was' oder 'Ick snack Platt Du ock?' und die mesten für die Mannslüd 'Du kannst mir mol op Platt anschnacken'. Und dat bringt wirklich wat, die Lüt lest dat, dann fang se an to snacken und dann must du den verkloren, ja, Snack mol wedder."

Gelernt hat sie das Plattdeutsche übrigens in Süddeutschland, gleich nach dem Zweiten Weltkrieg war das.

"Mein Mudder hat mi Plattdütsch und mein Broder och in Bayern beigebracht. Also dat is wirklich so. Und do hat se bloß mit uns platt snackt wie sie och segt hät, sie is n Hamborger Deern und se will ja doch wedder nach Hamborg drüch nachm Krieg. Und das is ganz klar dass wir dann Plattdüsch snackt hebt."

Silke Frakstein unterrichtet Platt an der Volkshochschule, bespricht Literatur-CDs auf Platt und regelmäßig besucht sie Schulen, um den Jüngsten den Weg ins Platt zu weisen.

"Wenn Du in die Schol geihst: Wüll wie mal plattdeutsch snackn? Ja Ja, wüllt wi denn en Lied singen? Ja An der Eck steht n Jung mit nem Tüdelband. Also, dat ist dat Lied, dat kenn sie wirklich all. Singt: Klaun, klaun, Äppel wolln wir klauen, ruck zuck übern Zaun."

"De Jung mit dem Tüdelband" - das wohl berühmteste Lied auf Hamborger Platt. Hier gesungen von den Erst- und Zweitklässlern des Altonaer Mädchenchors Die Rothekehlchen.

Zurück zu den Leserzuschriften ans Hamburger Abendblatt. Noch immer werden täglich neue Wörterkreationen in Platt an die Redaktion gesandt, Rohstoff für eine Art Lexikon Hamburgischer Begriffe.

In diesem Buch, das den Titel "Sprechen Sie hamburgisch?" tragen wird, werden sich auch diese lautmalerischen Eigenschaftswörter finden: drömelich, maddelich, schetterich und bregenklöterig.

Drömelich ist jemand, der nicht in die Puschen kommt; sich maddelich fühlen, heißt erschöpft und entkräftet zu sein. Fühlt man sich schetterich, ist ein Arztbesuch in Erwägung zu ziehen und einem Zeitgenossen, der bregenklöterig ist, geht's noch ein bisschen schlechter.

"Bregen ist ein klassischer Ausdruck auch im Englischen brain. Und bregenklöterig heit dat jemand ein bissen tüdelig im Kopp is. Mit anderen Worten, der Bregen klappert son bissen."