Hamburgs Musikszene der 70er und 80er

Frei und wild

07:07 Minuten
Schwarzweißfoto von Udo Lindenberg und Otto Waalkes
Prägend für ganze Generationen: Udo Lindenberg und Otto Waalkes in der Hamburger Musikkneipe "Onkel Pö" 1975. © picture alliance / Keystone / Keystone
Thorsten Logge im Gespräch mit Carsten Beyer · 05.12.2022
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Musik wurde vor der Verbreitung von Smartphones oft im Hier und Jetzt gelebt und wenig dokumentiert. Damit die Erinnerungen an die 70er- und 80er-Jahre nicht verloren gehen, sammeln Forscher in Hamburg nun Zeitdokumente - vom Ticket bis zum Poster.
In einem "Temporary History Lab" – einer temporären Geschichtswerkstatt - arbeitet ein Team um Thorsten Logge von der Universität Hamburg die Musikgeschichte der Hansestadt der 1970er- und 80er-Jahre auf. Die Dekaden seien deswegen sehr interessant, weil sich die Musikszene damals immer weiter in Subkulturen aufgesplittet und diversifiziert habe, sagt der Professor für Public History. 

Eintrittskarten, Poster und andere Zeitzeugnisse

Das "Temporary History Lab" ruft dabei die Bürgerinnen und Bürger Hamburgs dazu auf, Erinnerungsstücke wie Eintrittskarten, Poster und ähnliche Zeitzeugnisse einzureichen, die dann ausgewertet werden. So könne beispielsweise die Preisentwicklung nachvollzogen werden. Aber auch Bands können über ihre Erfahrungen sprechen:
"Wir haben letzte Woche eine Überlieferung der Hamburger Bluesband Second Life aus den Siebzigern bekommen. Die haben bei Uriah Heep im Vorprogramm gespielt und uns ihre Fotoalben gebracht aus den 70er- und 80er-Jahren, Tonbandaufnahmen und eine DVD von einer Art Klassentreffen, dass sie später mal gemacht haben."

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Jetzt sei ein guter Zeitpunkt, mit der Forschung zu der Zeit zu beginnen, da die meisten, die die Szene damals geprägt hätten, noch lebten und oft keine schriftlichen Dokumente vorlägen, so Logge:
"Musik ist hochemotional – und das lebt man in der Regel. Und lebt es nicht so, dass man sich dabei selbst dokumentiert. Es ist eher so, dass die Menschen in ein gewisses Alter kommen und dann haben wir diesen Übergang vom kommunikativen zum kulturellen Gedächtnis. Die Menschen fangen an zu merken: Mein Leben ist endlich, obwohl ich so frei und wild gelebt habe. Und das wollen sie ganz gerne überliefert wissen."
Die aktuelle Sammlung von Inhalten ist dabei nur ein erster Schritt. Im Frühjahr soll eine Ausstellung folgen. Zukünftig sollen auch noch Interviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen geführt und ausgewertet werden - als Grundlage für weitere Projekte und Veranstaltungen.
(hte)
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