Halloween

Sich mit dem Tod beschäftigen

Ein Schaufenster in Wien, welches mit Gespensterfiguren dekoriert ist.
Ein Schaufenster, welches mit Gespensterfiguren dekoriert ist. © Deutschlandradio / Ellen Wilke
Gabriele Stefanie Dafft im Gespräch mit Ute Welty · 31.10.2015
Die Todes-Grusel-Romantik von Halloween hat einen reinigenden Effekt, sagt die Kulturanthropologin Gabriele Stefanie Dafft. Verbindungen zu keltischen Bräuchen seien aber nicht belegbar.
Das Gruselfest Halloween ist in Deutschland angekommen und zur Tradition geworden. Seit Ende der 1990-Jahre wird es zunehmend auch hier gefeiert. Das Fest mit seiner Todes-Grusel-Romantik hat einen reinigenden Effekt, sagt die Kulturanthropologin Gabriele Stefanie Dafft. Verbindungen zu uralten keltischen Bräuchen seien aber nicht belegbar.
Die Lust am Grusel
Die Lust am Grusel habe eine Ventil-Funktion, sagte Dafft im Deutschlandradio Kultur: "Der Tod wird in unserer Gesellschaft auch verdrängt," daher sei das Halloween-Fest auch eine spielerische Einladung, eine Gelegenheit, sich mit dem Tod zu beschäftigen. Halloween habe dabei "ein bisschen "eine reinigende Funktion" und biete zugleich die Möglichkeit sich ungefährlich Ängsten zu stellen:
"Dieser wohlige Schauer, und man weiß, es ist ja alles gar nicht ernst, das ist etwas was im Menschen angelegt ist, um solche Ängste auch zu bannen," sagte die wissenschaftliche Referentin am LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, einem Kompetenz-Zentrum für die Geschichte, Sprache, Volkskunde und Alltagskultur des Rheinlands.
Irland ja, Keltisch Nein
Halloween habe seinen Ursprung zwar in Irland, Verbindungen zu keltischem Brauchtum seien aber nicht belegbar, erklärte Dafft: "Irische Einwanderer brachten den Brauch im 19. Jahrhundert in die USA, von dort kam er später über den Atlantik nach Europa zurück." Gefeiert wird Halloween am 31. Oktober, dem Vorabend von Allerheiligen. Dieses Brauchtum wurde original im ursprünglich im katholischen Irland All Hallows' Eve genannt. Belege für die Verbindung zum kirchlichen Fest Allerheiligen ließen sich im 18.Jahrhundert finden: "Dass es Feuer gab und Festessen, auch Spenden für die Armen, die dann von Tür zu Tür gingen und dann Gaben bekamen." Diese alten sogenannten "Heische- Bräuche" hätten sich später, als die Notwendigkeit dafür nicht mehr gegeben war, in das Umherziehen der Kinder mit der Forderung "Trick or Treat – Süßes oder Saures" gewandelt.
Keine Belege für Verbindung in mystische Vorzeiten
Eine Kontinuität zu Feiern der Kelten herzustellen sei "angesichts der Quellen problematisch", erklärte die Volkskundlerin. Die kursierende Verortung von Halloween in "uralten keltischen Traditionen" und die damit einhergehende Mystifizierung sei wissenschaftlich aber nicht belegbar: "Das kursiert ja immer so als geheimnisvolle Ursprungstheorie, (...) die sich hartnäckig hält, aber das können wir nicht bestätigen, dass da die Kelten mitgemischt haben."
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