Häusliche Gewalt

Viele Kommunen rufen Geld für Hilfseinrichtungen nicht ab

Gestelltes Bild zum Thema häusliche Gewalt - Schatten zeigen, wie eine Frau versucht, sich am vor der Gewalt eines Mannes zu schützen.
Laut der jüngsten Polizeistatistik werden rund 140.000 Personen jedes Jahr Opfer von häuslicher Gewalt. © dpa
Frank Capellan und Katharina Göpner im Gespräch mit Anke Schaefer · 20.11.2018
Frauenberatungsstellen und -Notrufe in Deutschland schätzen, dass jede vierte Frau schon einmal von ihrem Partner bedroht oder misshandelt worden ist. Nun verspricht die Familienministerin mehr Geld für Hilfseinrichtungen. Aber ändert sich dadurch etwas?
Laut aktueller Polizeistatistiken werden jedes Jahr knapp 140.000 Personen von ihren Partnern bedroht oder misshandelt. Rund 113.000 davon sind Frauen. Die Dunkelziffer sei aber viel höher, sagte Katharina Göpner vom Bundesverband der Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe in Deutschland. Schätzungen zufolge sei sogar jede vierte, in einer Partnerschaft lebende Frau von Gewalt betroffen.
Deshalb sei der Vorstoß der Bundefamilienministerin sehr zu begrüßen. Franziska Giffey hatte angekündigt, mehr Mittel für Frauenhäuser und ambulante Beratungsstellen zur Verfügung zu stellen.

Jede Kommune macht es, wie sie will

Unser heutiger Studiogast, Hauptstadtstudio-Korrespondent Frank Capellan, betonte: Ebenso wichtig sei es, in den Kommunen ein Bewusstsein für die Notwendigkeit solcher Einrichtungen zu schaffen.
"Und da haben wir wieder das Problem des Föderalismus: Dass das von denen vor Ort auch allzu oft vernachlässigt wird. Und da kann man noch so viele Fördergelder bereit stellen, wenn sie dann nicht abgerufen werden und wenn nicht vor Ort entschieden wird: Wir brauchen so etwas."
Katharina Göpner bestätigte dies: Das System an Hilfsreinrichtungen sei regional sehr unterschiedlich gut ausgebaut. Gerade niedrigschwellige ambulante Einrichtungen seien unverzichtbar – für Beratung und Schutz, aber auch für die Prävention und um mit gezielten Kampagnen die Öffentlichkeit zu sensibilisieren.

Gewalt passiert auch in Wohlstands-Villen

Auch Frank Capellan findet, dass für die Sensibilisierung der Bürger mehr getan werden müsse. Und: Häusliche Gewalt ereigne sich überall, auch in Wohlstand-Villen – doch bekäme davon meist niemand etwas mit.
Zu den Ursachen der Gewalt gegen Frauen sagte Katharina Göpner, noch immer würden viele Männer dazu erzogen, keine Schwäche zu zeigen. Zugleich lernten sie nicht, damit umzugehen, wenn ihnen Frauen privat wie im Job selbstbewusst und unabhängig entgegenträten. "Ein hohes Maß an Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern in einer Gesellschaft ist ein wichtiger Schutzfaktor vor Gewalt", sagte Göpner.

Die komplette Sendung mit Frank Capellan hören Sie hier:
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