Händels „Messiah“ aus München

Händels "Messiah" ist zum Inbegriff des barocken Oratoriums geworden. Erstaunlich eigentlich, denn das Werk ist ein seltsames Zwitterwesen: komponiert auf biblische Texte, aber ausdrücklich nicht für den kirchlichen Gebrauch bestimmt (als "Grand Musical Entertainment" war es bei der Dubliner Uraufführung angekündigt); musikalische Darstellung der Geschichte vom Leben und Sterben Jesu, aber nicht als dramatische Handlung, sondern gewissermaßen als Destillat des geistigen Gehaltes.
Gerade in dieser Uneindeutigkeit dürfte aber das Geheimnis des Erfolges liegen: Denn Händel hat die Musik rein nach innermusikalischen Gesichtspunkten komponiert, ohne jegliche formale Zwänge. Und so finden sich in effektvoller Anordnung ganz unterschiedliche und vielfach originelle Arien-Formen, Chorsätze aus der Tradition der Vokalpolyphonie und schlichte Pastorale, nicht zuletzt der berühmte Jubel-Chor, der zu eindrucksvollsten Oratoriennummern überhaupt gehört.

Schon zu Händels Lebzeiten erwies sich "The Messiah" als eins seiner erfolgreichsten und wirkungsmächtigsten Werke: Bald nach der Uraufführung etablierte sich die Tradition, das "Sacred Oratorio" alljährlich während der Fastenzeit in der Kapelle des Foundling Hospital in London aufzuführen. Heute ist es aus dem Repertoire von Laien- und Profichören ebenso wenig wegzudenken wie aus den Listen der Klassik-Hits, aus Werbespots, Filmmusiken und Weihnachtsmarktbeschallung. Hochkarätige Aufführungen indes wie die des Tölzer Knabenchors bilden für viele Menschen noch immer ein ganz besonderes Ritual in der Advents- und Weihnachtszeit.



Herkulessaal der Residenz München
Aufzeichnung vom 18.12.2009

Georg Friedrich Händel
"Der Messias"

Solisten des Tölzer Knabenchores
Martina Koppelstetter, Alt
Jussi Myllys , Tenor
Raimund Nolte, Bass
Tölzer Knabenchor
Orchester l'arte del mondo
Leitung: Gerhard Schmidt-Gaden


anschließend ca. 22:30 Uhr:

Das Projekt D2H

"Meine Sprache versteht man durch die ganze Welt", hat Joseph Haydn anlässlich einer geplanten Reise nach London gesagt, und dieser Ausspruch war die Initialzündung für ein ganz besonderes Projekt in diesem Gedenkjahr 2009 zu Haydns 200. Todestag: Das Haydn-Trio Eisenstadt hat bei 18 Komponistinnen und Komponisten aus aller Welt Klaviertrios in Auftrag gegeben, die sich mit einem Aspekt des Lebens oder Werkes von Joseph Haydn auseinandersetzen; sechs von ihnen kommen aus Österreich, sechs aus anderen europäischen Ländern und sechs aus Ländern der anderen Kontinente. Auf diese Weise soll zum einen das Repertoire für Klaviertrio, zu dem Haydn selbst ganze 39 Werke beigesteuert hat, erweitert, zum anderen eine besondere Art der internationalen kulturellen Zusammenarbeit gepflegt werden.

Sämtliche Werke, die im Rahmen des Projektes "Dedicated To Haydn" entstanden sind, waren im Rahmen eines Konzert-Marathons Ende April/Anfang Mai in Eisenstadt zu hören. Unser Autor Egbert Hiller war dabei und stellt in lockerer Folge die 18 Werke vor, die übrigens in Kooperation mit Deutschlandradio Kultur auf CD erschienen sind.


Dedicated To Haydn
Bongani Ndodana-Breen: "Two Nguni Dances"
Haydn-Trio Eisenstadt