Gute Laune endlos?
Es hat es nicht gereicht. Obwohl jeder alles gegeben hat: Obwohl sich bei Deutschland-Spielen eine knappe Million Menschen auf der Fanmeile vor dem Brandenburger Tor die Seele aus dem Leib geschrieen und gesoffen hat, als ob kein Morgen mehr gäbe - sind wir nicht Weltmeister geworden. Aber trotzdem sind wir irgendwie zufriedener als vorher.
Netzer/Delling: "Und wieder stehen die Portugiesen ohne Titel da. Aber so schön sie auch spielen, so schön es anzusehen ist im Mittelfeld, Günter Netzer, wenn sie den 16-Meter-Raum auslassen, dann können sie auch schlecht ein Tor schießen."
Zuschauer: "Ja, sehr lässig, total angenehm und alle sind ausgesprochen cool und entspannt dabei und trotzdem total engagiert. Sehr schön.
Und dazu natürlich der grandiose Sommer. Klar!"
Und trotzdem hat es nicht gereicht. Trotz der ganzen Psychologie mit Gesundbeten und der ganzen Feierrei. Obwohl jeder alles gegeben hat: Vier Wochen lang hat Franz Beckenbauer, der Überfranz, für gutes Wetter gesorgt. Die Menschen haben sich Fahnen an die Autos gesteckt. Angela Merkel hat die Daumen gedrückt. Unser Jürgen hat solange auf die Spieler eingeredet, bis die Mannschaft stärker gespielt hat, als sie war. Gereicht hat es trotzdem nicht. Obwohl sich bei Deutschland-Spielen eine knappe Million Menschen auf der Fanmeile vor dem Brandenburger Tor die Seele aus dem Leib geschrieen und gesoffen hat, als ob kein Morgen mehr gäbe - sind wir nicht Weltmeister geworden. Aber trotzdem sind wir irgendwie zufriedener als vorher.
Fan: "Das gab's halt früher nicht so massiv und deswegen fällt das schwer, das zu vergleichen. Das ist einfach zehn Mal mehr jetzt und die ganze junge Generation hat sich viel mehr Mühe gemacht, auch tolle locations aufzubauen dafür, wo es richtig Spaß macht, die Sachen zu sehen."
Irgendwas ist also doch hängen geblieben von der ganzen guten Laune. Irgendwie scheint die Stimmung im Lande, jetzt wo das Riesenevent Fußball-WM zu Ende gegangen ist, dennoch anders zu sein. Auch nach dem Viertelfinal-Aus gegen Italien scheinen sich die Menschen besser zu fühlen, als es ihnen wirklich geht. Liegt es an der Unfähigkeit zur öffentlichen Trauer?
Auf den Straßen ging die Party einfach weiter, es war doch noch so warm, und wo man schon dabei war. Für Trauer blieb keine Zeit, kein Platz und keine Form, glaubt die "Süddeutsche Zeitung". Noch hält die Euphorie an, obwohl das Benzin immer teurer und die Gesundheit immer unbezahlbarer wird. Aber wie nachhaltig werden die Auswirkungen dieser emotionalen Fußball-Rosskur sein?
André Heller: "Jede Veranstaltung ist auf einen Ton gestimmt. Und wir hoffen, dass dieser Ton eine gewisse Selbstironie, eine gewisse Leichtigkeit, eine gewisse Poesie, eine Schönheit und eine Weltoffenheit hat."
Obwohl André Hellers riesige Eröffnungsfeier, die der Welt ein fröhliches multi-kulti Zeichen aus Deutschland setzen sollte, in letzter Sekunde von der FIFA abgesagt wurde, ist es ein friedliches, weltoffenes Turnier geworden. Die Veranstalter haben ihr riskantes Motto "Die Welt zu Gast bei Freunden" einlösen können. Trotz großer Befürchtungen kam es zu keinerlei rassistischen Übergriffen, mussten keine Regionen in Deutschlands Wildem Osten oder anderswo als No-Go-Areas für den Fremdenverkehr gesperrt werden.
Heller: "Und das werden die Leute als eine Botschaft, als eine Mitteilung optischer, akustischer Natur aus Berlin wahrnehmen. Das wird schon Deutschland zugerechnet werden. Ganz bestimmt."
Am Pariser Platz, auf der Ostseite des Brandenburger Tors, sieht es auch heute Abend immer noch so aus, als wäre ein Meteorit vom Himmel gefallen. 20 Meter hoch, 60 Tonnen schwer liegt er da. Der begehbare Fußballglobus. Drinnen war es in den letzten vier Wochen dunkel und laut. Die Welt war während der WM für viele scheinbar wirklich zu einem Ball geworden.
Bernd Schiphorst: "Die größte Veranstaltung, die es je gegeben hat, ja, auf diesem Globus, ja, mit einer Awareness weltweit von kumuliert am Ende fünf Mal die Weltbevölkerung. 30 Milliarden vor den Fernsehschirmen."
Bernd Schiphorst hat als Vorsitzender des WM-Organisationskomitees Berlin die Hauptstadt fit für die Weltmeisterschaft gemacht. Der 63-jährige Medienmanager, ein enger Freund Franz Beckenbauers, sitzt im abgedunkelten Hinterzimmer seines Lieblingslokals am Berliner Gendarmenmarkt und bestellt Lauchsuppe mit Blutwurst. Auch nach jahrelanger Zusammenarbeit mit dem Weltfußballverband FIFA lächelt Bernd Schiphorst immer noch verständnisvoll. Viel Verständnis hat er dafür, wie "stringent" die FIFA ihre Marketingrechte durchgesetzt hat, um ihre Sponsoren vor "Trittbrettfahrern" zu schützen.
Der Profifußball ist ein teures System. Und ohne Sponsoren gäbe es weder Bundesliga noch WM. Zusammen mit seinem Freund, der Lichtgestalt, haben sie ein blendendes Turnier auf die Beine gestellt. Schiphorst ist sicher, dass sich die Leute noch lange die Augen reiben werden.
"Für Deutschland ist es eine Riesen-Chance, in alle Wohnzimmer und Wigwams und Zelte und was weiß ich der Welt zu kommen. Fernsehen haben sie alle. Und sie werden ein hoffentlich perfektes Bild von einem sehr modernen Land sehen."
Zuschauer: "Ja, sehr lässig, total angenehm und alle sind ausgesprochen cool und entspannt dabei und trotzdem total engagiert. Sehr schön.
Und dazu natürlich der grandiose Sommer. Klar!"
Und trotzdem hat es nicht gereicht. Trotz der ganzen Psychologie mit Gesundbeten und der ganzen Feierrei. Obwohl jeder alles gegeben hat: Vier Wochen lang hat Franz Beckenbauer, der Überfranz, für gutes Wetter gesorgt. Die Menschen haben sich Fahnen an die Autos gesteckt. Angela Merkel hat die Daumen gedrückt. Unser Jürgen hat solange auf die Spieler eingeredet, bis die Mannschaft stärker gespielt hat, als sie war. Gereicht hat es trotzdem nicht. Obwohl sich bei Deutschland-Spielen eine knappe Million Menschen auf der Fanmeile vor dem Brandenburger Tor die Seele aus dem Leib geschrieen und gesoffen hat, als ob kein Morgen mehr gäbe - sind wir nicht Weltmeister geworden. Aber trotzdem sind wir irgendwie zufriedener als vorher.
Fan: "Das gab's halt früher nicht so massiv und deswegen fällt das schwer, das zu vergleichen. Das ist einfach zehn Mal mehr jetzt und die ganze junge Generation hat sich viel mehr Mühe gemacht, auch tolle locations aufzubauen dafür, wo es richtig Spaß macht, die Sachen zu sehen."
Irgendwas ist also doch hängen geblieben von der ganzen guten Laune. Irgendwie scheint die Stimmung im Lande, jetzt wo das Riesenevent Fußball-WM zu Ende gegangen ist, dennoch anders zu sein. Auch nach dem Viertelfinal-Aus gegen Italien scheinen sich die Menschen besser zu fühlen, als es ihnen wirklich geht. Liegt es an der Unfähigkeit zur öffentlichen Trauer?
Auf den Straßen ging die Party einfach weiter, es war doch noch so warm, und wo man schon dabei war. Für Trauer blieb keine Zeit, kein Platz und keine Form, glaubt die "Süddeutsche Zeitung". Noch hält die Euphorie an, obwohl das Benzin immer teurer und die Gesundheit immer unbezahlbarer wird. Aber wie nachhaltig werden die Auswirkungen dieser emotionalen Fußball-Rosskur sein?
André Heller: "Jede Veranstaltung ist auf einen Ton gestimmt. Und wir hoffen, dass dieser Ton eine gewisse Selbstironie, eine gewisse Leichtigkeit, eine gewisse Poesie, eine Schönheit und eine Weltoffenheit hat."
Obwohl André Hellers riesige Eröffnungsfeier, die der Welt ein fröhliches multi-kulti Zeichen aus Deutschland setzen sollte, in letzter Sekunde von der FIFA abgesagt wurde, ist es ein friedliches, weltoffenes Turnier geworden. Die Veranstalter haben ihr riskantes Motto "Die Welt zu Gast bei Freunden" einlösen können. Trotz großer Befürchtungen kam es zu keinerlei rassistischen Übergriffen, mussten keine Regionen in Deutschlands Wildem Osten oder anderswo als No-Go-Areas für den Fremdenverkehr gesperrt werden.
Heller: "Und das werden die Leute als eine Botschaft, als eine Mitteilung optischer, akustischer Natur aus Berlin wahrnehmen. Das wird schon Deutschland zugerechnet werden. Ganz bestimmt."
Am Pariser Platz, auf der Ostseite des Brandenburger Tors, sieht es auch heute Abend immer noch so aus, als wäre ein Meteorit vom Himmel gefallen. 20 Meter hoch, 60 Tonnen schwer liegt er da. Der begehbare Fußballglobus. Drinnen war es in den letzten vier Wochen dunkel und laut. Die Welt war während der WM für viele scheinbar wirklich zu einem Ball geworden.
Bernd Schiphorst: "Die größte Veranstaltung, die es je gegeben hat, ja, auf diesem Globus, ja, mit einer Awareness weltweit von kumuliert am Ende fünf Mal die Weltbevölkerung. 30 Milliarden vor den Fernsehschirmen."
Bernd Schiphorst hat als Vorsitzender des WM-Organisationskomitees Berlin die Hauptstadt fit für die Weltmeisterschaft gemacht. Der 63-jährige Medienmanager, ein enger Freund Franz Beckenbauers, sitzt im abgedunkelten Hinterzimmer seines Lieblingslokals am Berliner Gendarmenmarkt und bestellt Lauchsuppe mit Blutwurst. Auch nach jahrelanger Zusammenarbeit mit dem Weltfußballverband FIFA lächelt Bernd Schiphorst immer noch verständnisvoll. Viel Verständnis hat er dafür, wie "stringent" die FIFA ihre Marketingrechte durchgesetzt hat, um ihre Sponsoren vor "Trittbrettfahrern" zu schützen.
Der Profifußball ist ein teures System. Und ohne Sponsoren gäbe es weder Bundesliga noch WM. Zusammen mit seinem Freund, der Lichtgestalt, haben sie ein blendendes Turnier auf die Beine gestellt. Schiphorst ist sicher, dass sich die Leute noch lange die Augen reiben werden.
"Für Deutschland ist es eine Riesen-Chance, in alle Wohnzimmer und Wigwams und Zelte und was weiß ich der Welt zu kommen. Fernsehen haben sie alle. Und sie werden ein hoffentlich perfektes Bild von einem sehr modernen Land sehen."