Gutachten: Tausende menschliche Gebeine aus Kolonialzeit in Berlin

    Zwei Totenschädel in Vitrinen stehen auf einem Tisch. Dahinter sind graue Pappkästen zu sehen, in denen sich weitere Schädel befinden.
    Insgesamt 18 Totenschädel aus der Sammlung der Charité wurden 2011 an eine namibische Delegation übergeben. Die Schädel stammen von Angehörigen der Stämme Herero und Nama, die Anfang des 20. Jahrhunderts von Deutschen ermordet wurden. © dpa / picture alliance / Gudath
    In Berliner Museen und Institutionen lagern laut einem Gutachten mindestens 5.958 menschliche Gebeine aus kolonialen Zusammenhängen. Eine entsprechende wissenschaftliche Analyse stellte der Verein Berlin Postkolonial vor. Die Ethnologin und Autorin des Gutachtens, Isabelle Reimann, kritisierte, dass verlässliche Informationen über den Bestand fehlen - die brauche man aber unter anderem zur Rückführung der menschlichen Überreste in ihr Ursprungsland. Es gehe hier auch um den grundsätzlichen Wunsch vieler Menschen, ihre Vorfahren angemessen bestatten zu wollen, sagte Reimann. Bis heute gebe es jedoch keine bundesweit öffentlich zugängliche Bestandsliste. Das Gutachten beruht laut dem Verein Berlin Postkolonial auf Angaben von zwölf Berliner Institutionen. Da unter anderem die Rückmeldung der Berliner Gesellschaft Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte fehle, sei jedoch davon auszugehen, dass die Zahl der menschlichen Überreste deutlich höher liege.