Gut ausgestattet

Von Ulrich Ziegler · 05.12.2011
Das Universitätskrankenhaus in Sambias Hauptstadt Lusaka ist das am besten ausgestattete Krankenhaus des Landes. Auch schwere Infektionen können dort behandelt werden - die medizinische Versorgung ist vergleichsweise gut. Doch einfach zu bewältigen ist der Alltag für die Ärzte, Schwestern und Pfleger deshalb noch lange nicht.
Samstagnachmittag in der Notaufnahme der Kinderklinik in der Universitätsklinik in Lusaka. Frauen warten mit ihren schwerkranken Kindern geduldig in der Empfangshalle. Die Warteschlange ist lang. Hinter einer halb geöffneten Glasscheibe sitzen zwei Krankenschwestern, die die Personalien der Patienten aufnehmen.

Für viele Eltern ist die Universitätskinderklinik in Lusaka oft die letzte Hoffnung, die letzte Anlaufstation. Vor dem Eingang in die Notaufnahme stapeln sich bergeweise Schuhe. Schuhe von Eltern und Kindern, die sich im Behandlungsraum hinter der Empfangshalle befinden. Einem großen Raum mit über 50 Krankenbetten.

Dr. Jonathan Mansa Kaunda untersucht einen Patienten, der vor einigen Tagen wegen Unterernährung eingeliefert wurde. Obwohl in Sambia keine Hungersnot herrscht, kommt es immer wieder vor, dass Kinder wegen Mangelernährung eingeliefert werden, erzählt der etwa 40-jährige Mann.

"Vor kurzem kam eine Mutter mit ihrem unterernährten Sohn in die Klinik – in der Hand ein teures iPhone. Also: Falsche Prioritäten der Eltern können auch zur Unterernährung der Kinder führen. Ein anderer Grund, der häufiger vorkommt: Die Mutter bekommt ein Baby und vernachlässigt das ältere Geschwisterkind."

Nicht selten führen verschleppte Infekte zu chronischen Erkrankungen der Atemwege und dann zu Entzündungen des Herzmuskels, erzählt Dr. Laston, der seinen Kollegen bei der Visite begleitet. Und was den konkreten Fall betrifft, so ist der Fall eindeutig. Der Junge starb an Herzversagen.

"Wir nennen es rheumatische Herzkrankheit. Eine Krankheit, die häufig in armen Ländern auftritt. Wenn Kinder jung sind, bekommen Sie irgendwelche Lungenentzündungen, die nicht behandelt werden. Und dann passiert es immer wieder, dass der Herzmuskel, der Herzbeutel oder die Herzklappen schwer beschädigt werden. Eine schwere rheumatische Herzkrankheit also. Wenn sie nicht frühzeitig Medikamente geben, passiert genau das."