Gustav Mahlers 4. Sinfonie

„…wie wenn der Tod aufspielt“

Der Komponist Gustav Mahler (1860-1911)
Musik zwischen Freund Hein und den "himmlischen Freuden": Gustav Mahler © imago / United Archives International
Gast: Florian Sonnleitner, Geiger; Moderation: Ilona Hanning · 08.07.2018
Er war der Komponist der großen Gesten und großen Besetzungen, aber in seiner Vierten Sinfonie schlug Gustav Mahler einen anderen Weg ein. Das Werk ist von einer merkwürdigen, hintersinnigen Heiterkeit geprägt – ein musikalisches Rätsel.
Sie hätte auch sieben Sätze umfassen können, Gustav Mahlers Vierte Sinfonie, wenn der Komponist so weitergemacht und in jedem Werk einen Satz mehr als im vorigen komponiert hätte. Aber genau zur Jahrhundertwende beschritt Mahler einen anderen Weg: Seine Vierte Sinfonie ist ein in Besetzung und Umfang vergleichsweise überschaubares Werk. Ihr Tonfall erscheint über weite Strecken heiter und klassizistisch – und hier beginnen die Probleme.

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Durchaus ohne Parodie?

Ist das alles so gemeint, wie es da steht? Immerhin war Gustav Mahler der Meister der Ironie. Aber ausgerechnet im Finale der unter Ironie-Verdacht stehenden Vierten schreibt Mahler, seine Vertonung des "Wunderhorn"-Liedes "Das himmlische Leben" habe die Sopranistin "mit kindlich heiterem Ausdruck; durchaus ohne Parodie!" zu singen. Wie also ist die krachledern-bajuwarische Jenseitsvision dieses Satzes zu verstehen? Und wie ist die umgestimmte Solovioline des zweiten Satzes zu deuten, mit der Mahler den Tod in seiner Sinfonie aufspielen lässt, und zwar, wie er verlangt, "sehr zufahrend (Wie eine Fidel)"?

Mahler in München

Unser Studiogast kennt das Werk besonders gut, und er kennt es aus einer besonderen Perspektive: Florian Sonnleitner war von 1977 bis Anfang dieses Jahres Geiger im Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, davon mehr als drei Jahrzehnte lang Konzertmeister. Bereits Sonnleitners Vater war Konzertmeister in München, allerdings bei den Philharmonikern, deren Vorgänger-Orchester Mahler übrigens bei der Uraufführung seiner Vierten 1901 in München dirigiert hat.
Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks wiederum hat unter Rafael Kubelik eine der ersten Mahler-Gesamteinspielungen überhaupt realisiert und weist auch sonst eine besondere Affinität zu diesem Komponisten auf. Die folgenden Chefdirigenten – Sir Colin Davis, Lorin Maazel und heute Mariss Jansons – haben sich ebenfalls als große Mahler-Interpreten in die Geschichte des Orchesters eingeschrieben.