Gruppe Pentagon

Die Grenze zwischen Kunst und Design ausloten

10:49 Minuten
Zeit Stühlentwürfe der Gruppe Pentagon. Einer mit roter und einer mit schwarzer Sitzfläche.
Die Gruppe Pentagon schuf Design-Unikate mit viel Ironie, Neon und Stahl. Hier ein Stuhlentwurf von 1987. © Detlef Schumacher
Meyer Voggenreiter im Gespräch mit Gesa Ufer · 13.01.2020
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Die Gruppe Pentagon hat das deutsche Design aufgemischt: Nicht Gebrauch, sondern Kunst stand in den 80er-Jahren auf einmal im Mittelpunkt. Eine Retrospektive in Köln zeichnet den Weg des Kollektivs nach.
Die Gruppe Pentagon war ein Kollektiv junger Designer im Köln der 1980er-Jahre. In Westdeutschland war Design bis dahin oft keine Kunst, sondern nur für den Gebrauch gedacht. Die Gruppe wollte sich dem nicht unterordnen: Stattdessen schuf sie Unikate mit viel Ironie, Neon und Stahl.
Auf einer Schwarz-Weiß-Aufnahme sind fünf Männer zu sehen, die in die Kamera blicken. Es ist die Künstlergruppe Pentagon.
Die Mitglieder der Design-Gruppe Pentagon vor 30 Jahren: Ralph Sommer, Wolfgang Laubersheimer, Reinhard Müller, Gerd Arens, Meyer Voggenreiter - oder kurz: Gruppe Pentagon.© Wolfgang Burat
Vom 13. Januar bis 26. April ist Pentagon eine Retrospektive im Museum für Angewandte Kunst Köln (MAKK) gewidmet. Darin zu sehen ist auch eine gemeinsame Installation der Künster, die dritte nach dem "Café Casino" bei der Documenta 8 und einer Schau in Wien.
Köln sei damals ein wichtiger Ort gewesen, sagt Meyer Voggenreiter, ehemaliges Mitglied von Pentagon. Die Stadt war damals nach New York die wichtigste Kunstmetropole der Welt. Dort sei vieles zusammengekommen, was Musik und bildende Kunst betraf.

Romantisch und mit Ironie

Gefunden hätten sich die drei Gründungsmitglieder des Kollektivs in der Bildhauerklasse der Kölner Werkkunstschule. Meyer Voggenreiter selbst stieß mit einem Weiteren erst später zu der Gruppe hinzu dazu. Die nunmehr fünf Mitglieder gaben der Gruppe ihren Namen.
Man habe sich dann dazu entschlossen, "Objekte herzustellen, die die Grenze zwischen Kunst und Design ausloteten", erklärt Meyer Voggenreiter. Dabei sei die italienische Kunstrichtung Arte Povera für die Gruppe "ein großer Ideengeber" gewesen. Die Künstler habe die Materialien interessiert und "die Geschichte, die in diesem Material allein schon aufgrund seines Werdens drinsteckt".
Das Romantische und Ironische habe sich in den Werken zum Teil verbunden. Ein Beispiel: "Das Regal für billige Gläser", das für eine Ausstellung in Mailand entstand und einen "performativen Charakter" hat. Man habe von Anfrage zu Anfrage und Projekt zu Projekt gearbeitet – und sich darüber erst dann Gedanken gemacht.
Die Reproduktion einer Tuschezeichnung zeigt einen Schreibtisch-Entwurf.
Schreibtisch-Entwurf als Tuschezeichnung von Ralph Sommer aus dem Jahr 1988. © MAKK / Meyer Voggenreiter
"Das ist ein Wesenszug von uns. Wir haben uns nie hingesetzt und gesagt, die Welt braucht einen neuen Stuhl; wir machen jetzt einen neuen Stuhl. Wir haben gesagt, wir haben ein Ausstellungsprojekt, dafür müssen wir etwas machen", erläutert Meyer Voggenreiter.

Protest gegen Irakkrieg

Politik sei der Gruppe Pentagon immer "sehr wichtig" gewesen, sagt er. Man habe auch bewusst mit dem eigenen Namen und den Bezug zum US-Verteidigungsministerium gespielt, schließlich habe das Kollektiv das "gute deutsche Design" frontal angegriffen.
Auch wurden öffentliche Auftritte für Statements genutzt. Beispielsweise 1991 bei der Kölner Messe, als die Künstler gegen den Golfkrieg der USA protestierten.
(rzr)
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