Grünes Wachstum

Ressourceneffizienz ist nicht genug

Blick über ein noch grünes Weizenfeld in Dresden.
Wachstum und Ressourcenverbrauch entkoppeln. © picture alliance / ZB / Arno Burgi
Max Koch im Gespräch mit Dieter Kassel |
Die Bundesregierung setzt auf grünes Wachstum, also Wachstum mit geringerem Ressourcenverbrauch. Doch es gebe keine empirischen Belege dafür, dass das überhaupt möglich sei, meint der Soziologe Max Koch. Er plädiert dafür einen anderen Weg zu gehen.
Klimaziele erreichen, ohne das Wirtschaftswachstum zu gefährden: Darum geht es bei Klimakonferenzen immer wieder, so auch ab Montag auf einer Expertenkonferenz in Bonn.
"Schöne Idee", meint der Soziologe Max Koch von der Universität Lund. "Das Problem ist: Empirisch haben wir keine Hinweise darauf, dass das auch funktioniert."
Denn um wirklich grünes Wachstum zu erzielen, müssten sich Wachstum und Ressourcenverbrauch entkoppeln. Bisher sei aber nur in manchen westlichen Ländern eine "relative Entkopplung von Wirtschaftswachstum, Ressourcenverbrauch und Emissionen" zu beobachten. Dabei werden dann im Vergleich zu vorher zwar weniger Ressourcen benötigt, um bestimmte Einheiten Wirtschaftswachstum zu generieren, also die Ressourcen effizienter eingesetzt. In absoluten Zahlen wächst der Ressourcenverbrauch jedoch nach wie vor.

Wir brauchen einen absoluten Rückgang von CO2-Emissionen

Um die Klimaziele von Paris zu erreichen, wäre aber eine sogenannte "absolute Entkopplung" von Wirtschaftswachstum und Ressourcenverbrauch notwendig. "Und das heißt, absoluter Rückgang von CO2-Emissionen und das auch noch sehr schnell. Und dafür haben wir leider überhaupt keine empirischen Hinweise."
Angesichts dessen plädiert Koch dafür, den Wachstumsgedanken in der Wirtschaft zu "depriorisieren". Hier sollten die reichen Industrieländer mit einer "freiwilligen Beschränkung" vorangehen. "Gerade auch, um damit Entwicklungsspielraum zu schaffen. Vor allem natürlich für die ärmsten Länder, die nebenbei gesagt, am meisten vom Klimawandel auch betroffen sind, zu dem sie nicht viel beigetragen haben", betont der Soziologe. "Also, wir reden hier auch durchaus über eine historische Schuld."
Kochs Hoffnung ist, dass ein solches beispielhaftes Vorgehen der reichen Länder einen globalen Diskurs in Gang setzen könne, "wo man dahinkommt, dass sich die ganze Weltwirtschaft innerhalb bestimmter ökologischer Schranken abspielt, also biophysikalische Parameter anstatt von monetären".
(uko)
Mehr zum Thema