"Grüner Knopf"

Zweifel am neuen Textilsiegel

06:12 Minuten
Frauen bei der Arbeit in einer Textilfabrik in einem Vorort der Hauptstadt Dhaka in Bangladesch.
Viele Näherinnen in den Textilfabriken der Billiglohnländer arbeiten unter menschenunwürdigen Bedingungen. © dpa/Doreen Fiedler
Uwe Wötzel im Gespräch mit Ute Welty  · 09.09.2019
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Bundesentwicklungsminister Mülller stellt heute den "Grünen Knopf" vor, ein Qualitätssiegel für Kleidung. Der Gewerkschaftler Uwe Wötzel ist allerdings skeptisch, ob das Siegel wirklich viel bringt: Es decke nur Teilbereiche ab.
An einem "Grünen Knopf" sollen Verbraucher künftig erkennen können, ob bei der Produktion ihrer Kleidung soziale und ökologische Mindeststandards eingehalten werden. Entwickelt wurde das vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit initierte neue Textilsiegel als Reaktion auf den verheerenden Einsturz des Rana Plaza in Bangladesch. Bei dem verheerenden Unglück wurden 2013 mehr als 1100 Menschen getötet, die in den dortigen Textilfabriken arbeiteten. Die Debatte über menschenunwürdige Produktionsbedingungen in der Textilindustrie von Billiglohnländern gewann damals an Fahrt.

Vorstufen der Produktion werden nicht abgedeckt

Für Uwe Wötzel, Gewerkschafter bei ver.di und Mitglied im Geschäftsführenden Ausschuss der Kampagne für Saubere Kleidung Deutschland, geht der "Grüne Knopf" allerdings nicht weit genug. "Wir sehen da eine ganze Reihe von Siegeln, die immer nur Teilbereiche abdecken und das Ziel nicht wirklich erreichen." Außer den Textilfabriken gebe es Spinnereien oder Entkernungsbetriebe, die dabei unberücksichtigt blieben. "Auch dort sind die Arbeitsbedingungen extrem schlecht."

Keine wirkungsvolle Kontrolle durch den TÜV

Ein besonders kritischer Punkt sind für Wötzel die geplanten Kontrollmechanismen. "Das Ministerium möchte damit private Firmen, Auditoren beauftragen. Und wir wissen aus den vergangenen Jahren, dass insbesondere der TÜV dort keine gute Arbeit geleistet hat. Der TÜV hatte das Rana Plaza zertifiziert, er hatte auch in Pakistan und in anderen Ländern Zertifikate ausgestellt - und hinterher stellte sich heraus, dass diese Audits wirklich wirkungslos waren und die Beschäftigten dort nicht geschützt haben." Sinnvoller sei ein "Multi-Stakeholder-Ansatz", der die lokalen Gewerkschaften einbeziehe, denn sie würden die Arbeitsbedingungen am besten kennen.
(kü)
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