Gründer der israelischen NGO "Breaking the Silence"

"Wir möchten stolz auf unser Land sein"

10:07 Minuten
Israelische Kontrollstelle in Hebron im Westjordanland/Palaestina: Ein Israelischer Soldat in Uniform steht vor einem Wachhäuschen, das mit einer gemalten israelischen Flagge angestrichen ist.
Immer mehr Ex-Geheimdienstler und Soldaten wollten Zeugnis darüber ablegen, was in den besetzten Gebieten passiert, sagt Yehuda Shaul. © imago images / Winfried Rothermel
Yehuda Shaul im Gespräch mit Nicole Dittmer · 27.06.2019
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Die Öffentlichkeit soll von den Zuständen in den besetzten Gebieten erfahren. Das ist das Ziel der israelischen Soldaten und Ex-Soldaten, die sich in "Breaking the Silence" zusammengeschlossen haben. Doch politisch geraten sie immer mehr unter Druck.
Schwere Zeiten für die israelische Nichtregierungsorganisation "Breaking the Silence", die sich nach wie vor für eine Zweitstaatenlösung einsetzt - und dafür, dass die Öffentlichkeit erfährt, wie die Realität in den besetzten Gebieten ist. Denn die israelische Regierung sei zurzeit dabei, sich von einem Besatzungsregime zu einem Regime der kompletten Eroberung der besetzten Gebiete zu entwickeln, sagt "Breaking the Silence"-Gründer Yehuda Shaul. "Die Befürchtung dabei ist, dass auch die Westbank neu besetzt wird und dass wir zu einer Art von Apartheidregime zurückkehren."
Yehuda Shaul sitzt an einem Konferenztisch und schreibt. Vor ihm ein Namenschild und eine Flasche Wasser.
"Wir werden niemals aufgeben", sagt Yehuda Shaul.© BELGA
Auch im israelischen Kerngebiet würden inzwischen demokratische Grundrechte eingeschränkt, was Breaking the Silence die Arbeit erschwere. "Da geht es darum, dass mittlerweile schwarze Listen erstellt werden können gegen Personen und Organisationen, die nicht mehr in Schulen auftreten dürfen", sagt Shaul.
"Unsere Arbeit besteht darin, dass wir Augenzeugen zu Wort kommen lassen, Soldatinnen und Soldaten – über 1200 in den letzten Jahren – dass wir Israelis und Nicht-Israelis zeigen, was wirklich vor Ort geschieht und dass wir natürlich auch in Bildungseinrichtungen gehen."

"Wir brauchen Hilfe von Deutschland"

Die Organisation sei starken Angriffen der Regierung ausgesetzt, beklagt Shaul. Auf der anderen Seite gebe es immer wieder Menschen, die sich hinter "Breaking the Silence" stellten: "Das sind immer mehr Leute aus dem ehemaligen Geheimdienstapparat, das sind Generäle, das sind Soldaten, die Zeugnis ablegen wollen."
Trotz aller Schwierigkeiten werde man weiterkämpfen, betont Shaul. "Uns geht es um die Zukunft Israels. Wir möchten stolz auf unser Land sein und wir möchten, dass Israel wieder so wird, wie es sein sollte, und nicht so, wie es derzeit ist, nämlich ein Regime, das seit über 50 Jahren, also einem halben Jahrhundert, Palästinenser unterdrückt."
Doch dieser Kampf sei nur mit der Unterstützung der Verbündeten Israels weltweit zu gewinnen, auch der Deutschlands, appelliert Shaul. "Wir brauchen Hilfe von Deutschland."
(uko)
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