Grünberg: Nobelpreise nicht überbewerten

Der Physik-Nobelpreisträger Peter Grünberg hat sich dagegen gewandt, von der Verleihung der Auszeichnung direkt auf die Qualität der Forschungslandschaft zu schließen.
Man solle die Nobelpreise - oder deren Ausbleiben - nicht überbewerten, sagte Grünberg am Donnerstag im Deutschlandradio Kultur. Wenn sie einige Jahre ausblieben, "bedeutet das nicht, dass die deutsche Forschung schlecht ist, oder umgekehrt, wenn so viele Nobelpreise wie jetzt kommen, dass sie außerordentlich gut ist". Die Auszeichnung sei "kein so starkes Kriterium, dass man darauf eine ganze Philosophie aufbauen kann".

Grünberg zeigte sich skeptisch, dass die mit der Auszeichnung verbundene stärkere öffentliche Wahrnehmung seiner Entdeckung zu einem größeren Interesse an Physik führen könne. Dafür gebe es andere Möglichkeiten wie die Auswahl für die nächste Physik-Olympiade, die derzeit am Forschungszentrum Jülich vorbereitet werde. "Das ist eine Sache, die auch junge Leute sehr stimulieren kann", erklärte Grünberg. An solchen Projekten würde er gerne auch künftig mitarbeiten.

Nach Einschätzung des Physik-Nobelpreisträgers war es der spezifischen Situation vor 20 Jahren geschuldet, dass der von ihm entdeckte Riesenmagnetwiderstandseffekt erstmals von der US-Firma IBM zur Anwendung gebracht wurde. Seines Wissens habe sich damals keine deutsche Firma mit der Entwicklung von Festplattenlaufwerken beschäftigt.

IBM sei einfach näher an dem Thema gewesen. Man könne nicht sagen, dass die Verzahnung von Forschung und Wirtschaft in Deutschland generell mangelhaft sei. Viele Unternehmensmitarbeiter seien regelmäßig in den entsprechenden Fachkonferenzen und würden "genau hinhören, was sich da tut und das sofort aufnehmen". Sie seien " auch clever genug, das schnell umzusetzen".


Das vollständige Gespräch mit Peter Grünberg können Sie bis zum 11.03.08 als
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