Grotesken des Alltags
In ihrem im Grazer Droschl Verlag erschienenen Band "Wenn’s schneit beim Krokodil" leuchtet Monique Schwitter den Alltag menschlicher Beziehungen und seine Grotesken aus - und das in einer überaus unangestrengten lakonischen Sprache: Ein gelungenes Debüt.
Wendel hat nur einen regelmäßigen Termin: das Wirtshaus. Wendel hat die Studentenbude seines Bruders übernommen und erhält alle drei Monate Pakete mit den alten Kleidern seines Vaters, eines Büromenschen, den er nicht leiden kann. An der Universität hat er sich nur eingeschrieben, um Unterhalt von seinen Eltern zu beziehen. Wendel kocht jeden Dienstag eine riesige Reispfanne, die er dann den Rest der Woche aufzehrt.
Die minimalistische Philosophie Wendels besteht darin, das eigene Leben abzuwarten, statt es zu leben. Seine Maxime lautet: sich so wenig wie möglich für das Schicksal seiner Mitmenschen zu interessieren. Liebesbeziehungen lässt er im Sande verlaufen, und als ihm sein Mitbewohner, der an schweren Essstörungen leidet, die Wohngemeinschaft kündigt, bekommt er kaum etwas davon mit.
Als dieser Mitbewohner verhungert in einem Schrebergartenhäuschen gefunden wird, macht er sich immerhin auf, das spärliche Erbe anzutreten. Er schleppt ein paar Möbel in sein Zimmer im vierten Stock, für Wendel eine grandiose Anstrengung.
"Wendel wartet" ist eine von fünfzehn Erzählungen, mit denen die 1972 in Zürich geborene Monique Schwitter ihr literarisches Debüt vorgelegt hat. Der im Grazer Droschl Verlag erschienene Band "Wenn’s schneit beim Krokodil" leuchtet den Alltag menschlicher Beziehungen aus - und das auf eine Weise, die allemal grotesk wirkt, wobei Ironie und schwarzer Humor nur gelegentlich durchscheinen.
Abgesehen von "Wendel wartet" schlüpft die Autorin meist in die Rolle einer jungen Ich-Erzählerin. Dabei spielt diese Erzählerin mit den Zufällen, Erwartungen, Spannungen und Enttäuschungen bindungsloser Existenz. Ohne genau zu wissen warum, wartet sie zum Beispiel am Flughafen auf die Ankunft eines Herrn, den Sie irgendwo kennen gelernt hat. Doch beim Warten lernt sie einen anderen Herrn kennen, der sie keineswegs interessiert, aber immer mehr in Anspruch nimmt, so dass sie am Ende die Ankunft des ersten Herrn verpasst und gewissermaßen mit leeren Händen das Flughafengebäude verlässt.
Monique Schwitter wurde am Mozarteum in Salzburg ausgebildet. Sie hat in Zürich und Frankfurt Theater gespielt und wurde im September 2005 am Schauspielhaus Hamburg verpflichtet. Sie hat sich als Schauspielerin an führenden deutschsprachigen Bühnen einen Namen gemacht.
In ihrem Prosaband "Wenn’s schneit beim Krokodil" beleuchtet Monique Schwitter mit dem scharfen Blick einer Frau, die am Rande und zugleich mitten in der Gesellschaft steht, die groteske Welt - und das in einer überaus unangestrengten lakonischen Sprache: Ein gelungenes Debüt.
Monique Schwitter: Wenn’s schneit beim Krokodil
Erzählungen
Droschl Verlag Graz,
184 S., 19 €
Die minimalistische Philosophie Wendels besteht darin, das eigene Leben abzuwarten, statt es zu leben. Seine Maxime lautet: sich so wenig wie möglich für das Schicksal seiner Mitmenschen zu interessieren. Liebesbeziehungen lässt er im Sande verlaufen, und als ihm sein Mitbewohner, der an schweren Essstörungen leidet, die Wohngemeinschaft kündigt, bekommt er kaum etwas davon mit.
Als dieser Mitbewohner verhungert in einem Schrebergartenhäuschen gefunden wird, macht er sich immerhin auf, das spärliche Erbe anzutreten. Er schleppt ein paar Möbel in sein Zimmer im vierten Stock, für Wendel eine grandiose Anstrengung.
"Wendel wartet" ist eine von fünfzehn Erzählungen, mit denen die 1972 in Zürich geborene Monique Schwitter ihr literarisches Debüt vorgelegt hat. Der im Grazer Droschl Verlag erschienene Band "Wenn’s schneit beim Krokodil" leuchtet den Alltag menschlicher Beziehungen aus - und das auf eine Weise, die allemal grotesk wirkt, wobei Ironie und schwarzer Humor nur gelegentlich durchscheinen.
Abgesehen von "Wendel wartet" schlüpft die Autorin meist in die Rolle einer jungen Ich-Erzählerin. Dabei spielt diese Erzählerin mit den Zufällen, Erwartungen, Spannungen und Enttäuschungen bindungsloser Existenz. Ohne genau zu wissen warum, wartet sie zum Beispiel am Flughafen auf die Ankunft eines Herrn, den Sie irgendwo kennen gelernt hat. Doch beim Warten lernt sie einen anderen Herrn kennen, der sie keineswegs interessiert, aber immer mehr in Anspruch nimmt, so dass sie am Ende die Ankunft des ersten Herrn verpasst und gewissermaßen mit leeren Händen das Flughafengebäude verlässt.
Monique Schwitter wurde am Mozarteum in Salzburg ausgebildet. Sie hat in Zürich und Frankfurt Theater gespielt und wurde im September 2005 am Schauspielhaus Hamburg verpflichtet. Sie hat sich als Schauspielerin an führenden deutschsprachigen Bühnen einen Namen gemacht.
In ihrem Prosaband "Wenn’s schneit beim Krokodil" beleuchtet Monique Schwitter mit dem scharfen Blick einer Frau, die am Rande und zugleich mitten in der Gesellschaft steht, die groteske Welt - und das in einer überaus unangestrengten lakonischen Sprache: Ein gelungenes Debüt.
Monique Schwitter: Wenn’s schneit beim Krokodil
Erzählungen
Droschl Verlag Graz,
184 S., 19 €