"Große Veränderung der Bertelsmann-Strategie"

Jo Groebe im Gespräch mit Gabi Wuttke · 05.08.2008
Nach der Trennung von seinen Buchclubs will sich Deutschlands größter Medienkonzern Bertelsmann nun auch aus dem defizitären Musikgeschäft zurückziehen. Das Unternehmen trennt sich von seinem Anteil an dem Musikunternehmen Sony BMG. Die zukunftsträchtige Internetwelt werde nun ernster genommen, meint Jo Groebel, Direktor des Deutschen Digital Instituts in Berlin.
Bertelsmann verkauft für schätzungsweise eine Milliarde Euro die 50-prozentige Beteiligung an den bisherigen Partner, den japanischen Elektronik-Konzern Sony BMG. Sony und Bertelsmann hatten das Gemeinschaftsunternehmen 2004 gegründet. Bertelsmann hatte bereits vor zwei Jahren damit begonnen, sich aus dem in die Krise geratenen Musikgeschäft zurückzuziehen.

"Fazit am Abend" sprach darüber mit Jo Groebel. Lesen Sie hier einen Auszug aus dem Gespräch:

Gabi Wuttke: Bertelsmann stößt seine traditionsreichen Buchclubs ab, nun kommt die Musiksparte dazu – läuft dieses Geschäft tatsächlich so schlecht?

Jo Groebel: Es läuft zumindest nicht so berauschend, dass es den Bertelsmann-Kriterien für Erfolg im Moment entsprechen würde. Und was wir bei Bertelsmann sehen – ohne jetzt alle Unternehmensdetails zu kennen – ist eine große Veränderung der Bertelsmann-Strategie. Es ist natürlich sehr bemerkenswert und damit auch ein öffentliches Thema, wenn die beiden Bereiche, die für Bertelsmann fast für den Gründungsmythos kennzeichnend standen – Buchclubs, später Musik. Wenn die jetzt abgestoßen werden, dann ist das ein Beleg dafür, dass Bertelsmann die Online-Welt, die neue Welt des Internets sehr ernst nimmt und nicht mehr glaubt, dass hier mit den traditionellen Produkten noch große Gewinne in der Zukunft zu machen sind. (…) Man kann es so interpretieren, dass Bertelsmann nicht mehr daran glaubt, dass die Musikträger noch ein großes Geschäftsfeld der Zukunft sind im Zeitalter von Downloading, wo sich die Leute die Musik übers Netz herunterholen.

Sie können das vollständige Gespräch mindestens bis zum 6.1.09 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.