Größte tschechische Literatursammlung in deutscher Sprache
Bundespräsident Horst Köhler hat das jetzt abgeschlossene Projekt einer "Tschechischen Bibliothek" gewürdigt. Die 33 Bände bieten ein Panorama tschechischer Literatur und Geistesgeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart, neben Dichtung und Prosa auch Essays sowie philosophische und künstlerische Texte.
"Mit der 'Tschechischen Bibliothek' wurde eine Lücke geschlossen. Denn trotz einiger bekannter Namen birgt die tschechische Literatur für die allermeisten Deutschen immer noch viel Unbekanntes. Und ich glaube, dass sie dabei etwas versäumen, die Deutschen."
So Köhler in seiner Rede zum Auftakt des Festaktes heute Vormittag. Mit der nun komplett vorliegenden Edition kann man also Versäumtes nachholen. Die 33 Bände sind dafür eine ausgezeichnete Grundlage. Denn die Reihe bietet ein breites Spektrum tschechischer Literatur und Geistesgeschichte: Dichtung und Prosa, Essays und philosophische sowie künstlerische Texte sind vertreten.
Ein großes und anspruchsvolles Projekt. Einer der prominenten Initiatoren ist der Autor und Übersetzer Jiří Gruša. Er war Dissident und einer der ersten Unterzeichner der Charta 77. Anfang der achtziger Jahre wurde er ausgebürgert. Seitdem lebte Gruša in Deutschland. Nach der Wende 1989 wurde er zunächst Botschafter der CSSR in Bonn, heute ist er der tschechische Botschafter in Wien. Gruša beschreibt, was ihn dazu veranlasste, sich für die Realisation der Buchreihe einzusetzen.
"Nach der Wende haben wir gesagt: Jetzt ist endlich einmal eine Gelegenheit, etwas anderes zu machen. Wir können aus der alten Polemik heraus. Aber um dies zu erreichen, brauchen wir auch eine informative Basis. Und die war im Deutschen sozusagen nicht als ein Kompendium vorhanden."
Das Kompendium zu veröffentlichen, bedurfte eines langen Atems. Es brauchte fast zehn Jahre und 66 Übersetzer und Bohemisten, also Wissenschaftler zur tschechischen Literatur und Geschichte, um das Projekt auf die Beine zu stellen. Insgesamt enthält die Edition Texte von über zweihundert tschechischen Autoren.
Hierzulande bekanntere Schriftsteller wie Karel Čapek und Bohumil Hrabal sind vertreten. Daneben finden sich aber auch Texte von Autoren, deren Namen man vielleicht noch nie zuvor gehört hat. Wie zum Beispiel Prosa des Romantikers Karel Hynek Mácha, den man durchaus mit Clemens Brentano vergleichen kann. Oder Aufsätze des Publizisten Karel Havlíček, der von Kritikern in eine Reihe mit Heinrich Heine gestellt wird.
Welche Reaktionen hat dieses aufwendige Projekt eigentlich in Tschechien selbst ausgelöst? Dazu Gruša:
"Sie sind erstens überrascht. Das sprengt alle Vorstellungen über die traditionelle national gesonnene Ecke. Warum machen das die Deutschen und nicht die Amerikaner? Zeigen Sie mir eine amerikanische Reihe der tschechischen Literatur mit 33 Büchern. Warum machen die das nicht? Und gleichzeitig ist es eine langfristige, vielleicht die klügste Investition in die Beziehung. Denn langsam überzeugt es auch die Tschechen."
Eine veränderte Wahrnehmung der Tschechen in Bezug auf Deutschland und tiefe Einblicke in die tschechische Literatur für deutsche Leser. Die Edition "Tschechische Bibliothek" wirkt also wechselseitig. Und so nimmt es nicht Wunder, dass Bundespräsident Köhler am Ende den großen tschechischen Philosophen und Pädagogen Comenius zitierte:
"Welch göttliches Geschenk sind die Bücher für den Menschen Geist. Sie nicht lieben heißt, die Weisheit nicht lieben. Die Weisheit aber nicht lieben bedeutet, ein Dummkopf zu sein."
So Köhler in seiner Rede zum Auftakt des Festaktes heute Vormittag. Mit der nun komplett vorliegenden Edition kann man also Versäumtes nachholen. Die 33 Bände sind dafür eine ausgezeichnete Grundlage. Denn die Reihe bietet ein breites Spektrum tschechischer Literatur und Geistesgeschichte: Dichtung und Prosa, Essays und philosophische sowie künstlerische Texte sind vertreten.
Ein großes und anspruchsvolles Projekt. Einer der prominenten Initiatoren ist der Autor und Übersetzer Jiří Gruša. Er war Dissident und einer der ersten Unterzeichner der Charta 77. Anfang der achtziger Jahre wurde er ausgebürgert. Seitdem lebte Gruša in Deutschland. Nach der Wende 1989 wurde er zunächst Botschafter der CSSR in Bonn, heute ist er der tschechische Botschafter in Wien. Gruša beschreibt, was ihn dazu veranlasste, sich für die Realisation der Buchreihe einzusetzen.
"Nach der Wende haben wir gesagt: Jetzt ist endlich einmal eine Gelegenheit, etwas anderes zu machen. Wir können aus der alten Polemik heraus. Aber um dies zu erreichen, brauchen wir auch eine informative Basis. Und die war im Deutschen sozusagen nicht als ein Kompendium vorhanden."
Das Kompendium zu veröffentlichen, bedurfte eines langen Atems. Es brauchte fast zehn Jahre und 66 Übersetzer und Bohemisten, also Wissenschaftler zur tschechischen Literatur und Geschichte, um das Projekt auf die Beine zu stellen. Insgesamt enthält die Edition Texte von über zweihundert tschechischen Autoren.
Hierzulande bekanntere Schriftsteller wie Karel Čapek und Bohumil Hrabal sind vertreten. Daneben finden sich aber auch Texte von Autoren, deren Namen man vielleicht noch nie zuvor gehört hat. Wie zum Beispiel Prosa des Romantikers Karel Hynek Mácha, den man durchaus mit Clemens Brentano vergleichen kann. Oder Aufsätze des Publizisten Karel Havlíček, der von Kritikern in eine Reihe mit Heinrich Heine gestellt wird.
Welche Reaktionen hat dieses aufwendige Projekt eigentlich in Tschechien selbst ausgelöst? Dazu Gruša:
"Sie sind erstens überrascht. Das sprengt alle Vorstellungen über die traditionelle national gesonnene Ecke. Warum machen das die Deutschen und nicht die Amerikaner? Zeigen Sie mir eine amerikanische Reihe der tschechischen Literatur mit 33 Büchern. Warum machen die das nicht? Und gleichzeitig ist es eine langfristige, vielleicht die klügste Investition in die Beziehung. Denn langsam überzeugt es auch die Tschechen."
Eine veränderte Wahrnehmung der Tschechen in Bezug auf Deutschland und tiefe Einblicke in die tschechische Literatur für deutsche Leser. Die Edition "Tschechische Bibliothek" wirkt also wechselseitig. Und so nimmt es nicht Wunder, dass Bundespräsident Köhler am Ende den großen tschechischen Philosophen und Pädagogen Comenius zitierte:
"Welch göttliches Geschenk sind die Bücher für den Menschen Geist. Sie nicht lieben heißt, die Weisheit nicht lieben. Die Weisheit aber nicht lieben bedeutet, ein Dummkopf zu sein."