Grönemeyer startet Tour

Den Alltag hinter sich lassen

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Herbert Grönemeyer singt und tanzt am 12.05.2015 zum Auftakt seiner Tour "Dauernd Jetzt" vor seinen Fans auf der Bühne in Chemnitz (Sachsen). © picture alliance / dpa / Jan Woitas
Von Nadine Lindner · 13.05.2015
Vor mehr als 11.500 Fans hat Herbert Grönemeyer in Chemnitz seine Tour zum aktuellen Album "Dauernd Jetzt" begonnen. Bis zum 23. Juni stehen nun 28 Konzerte auf dem Programm. Der Start ist gelungen und das Publikum war beim Mitsingen stilsicher.
Dieter Kassel: Den gerade gehörten Song wird er wohl gespielt haben, aber gab es nur Musik aus dem aktuellen Album, oder auch die alten Stücke, wie „Bochum" oder „Flugzeuge im Bauch"? Wie hat es das Publikum aufgenommen?
Nadine Lindner: Ja, den Song „Wunderbare Leere", den wir gerade gehört haben, den hat er gespielt. Eigentlich ziemlich zu Beginn der Show. Und mit dem Text spiegelt das Lied eigentlich sehr gut das Gefühl wieder, dass man hat, wenn man auf ein Konzert geht und feiern will, den Alltag hinter sich lassen will.
Feiern wollten viele. Die Halle in Chemnitz war mit 11.500 Tickets komplett ausverkauft. Grönemeyer hat ja das Konzert mit gleich mehreren Songs aus dem neuen Album „Dauernd Jetzt" eröffnet. Da gab es noch „Uniform" und „Unser Land".
Der Beginn war musikalisch eher leise, aber ich fand ihn ästhetisch und lichttechnisch sehr schön umgesetzt. Zu Beginn war die Bühne vollkommen dunkeln, die Musiker hatten als einzige Lichtquelle Stirnlampen auf. Es hat also an Grubenlampen beziehungsweise Bergmänner erinnert. Passend zum Titel „Unter Tage"
Zurückhaltendes Licht
Überhaupt, das will ich noch mal lobend sagen, fand ich die Videobegleitung, beziehungsweise die Lichtgestaltung richtig gut. Es war eher zurückhaltend, aber phantasievoll. Es wurde viel mit einer Farbe auf der Bühne gearbeitet. Aber auch Landschaften, Wüstenlandschaften waren zu sehen, wie bei „Fang mich an". Das ging ziemlich gut zusammen. Schön fand ich auch eine schräge Video-Leinwand über der Bühne, das hat mich etwas an die Konzeption von Arcade Fire im vergangenen Jahr erinnert.
Das hat dem ganzen Atmosphäre gegeben, aber nicht so der „Größer-Größer-Wahn", den man sonst mitunter bei Konzerten sieht, der mich persönlich eher erschlägt und ablenkt. Es war klar, dass die Musik im Mittelpunkt steht.
Eis gebrochen
Das Eis war dann endgültig mit dem ersten großen Hit „Bochum" gebrochen. Da zeigte sich das Chemnitzer Publikum vollkommen stilsicher. Begeistert wurde auch aufgenommen, dass Grönemeyer ein paar Songs auf einer zweiten kleinen Bühne, wie auf einer Insel im Publikum gespielt hat und dann durch die Menge zurückgelaufen ist.
Kassel: Herbert Grönemeyer macht nicht nur Musik, er interessiert sich auch für die Musik anderer und fördert junge Musiker. Deshalb hat er die Sängerin, die auf seiner Tournee das Vorprogramm bestreitet, selbst ausgesucht, sie heißt Balbina und kommt aus Berlin. Wie war die denn?
Die Sängerin Balbina im Foyer des Deutschlandfunks
Die Sängerin Balbina im Foyer des Deutschlandfunks © Deutschlandradio / Ellen Wilke
Balbina Jagielska - eine Frau wie eine Fabelfigur
Lindner: Balbina, - ja, das ist schon etwas Spezielles, ein bisschen sperriger, versponnener als Grönemeyer. Vielleicht könnte man es „ätherischen Grübel-Pop" nennen.
Kurz gesagt: eine junge Frau, androgyne Stimme, nachdenkliche, fast lyrische Texte, mit etwas verschachtelten Pop-Beats. Sie kam aber gestern auf der großen Bühne etwas energischer, energetischer daher. Meiner Ansicht nach konnte sie die große Bühne gut füllen.
Ein bisschen an Björk denken
Bei ihrem Äußeren musste ich ein bisschen an Björk denken, wobei ich gleich sagen muss, dass das sehr hoch gegriffen ist. Aber es geht bei ihr halt nicht nur um die Musik, sondern auch um ihre Erscheinung: dunkle Haare, schlichte, fast skulpturale Bühnen-Outfits.
Sie wurde freundlich, aber nicht euphorisch in Chemnitz aufgenommen. Das kann mit den etwas komplizierteren Texten zu tun haben, die nicht ganz so Hausmannkost sind. Es kann aber auch damit zu tun haben, dass sie bereits um viertel nach sieben angefangen hat und sehr viele in der Halle noch mit Bier holen und Bockwurst essen beschäftigt waren.
Aber mir hat sie gut gefallen, ich mag es, wenn Künstler auf der Bühne noch mal zulegen und im Gegensatz zu den Alben ein bisschen lauter, energiereicher daherkommen.
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