König Alkohol regiert in allen Bevölkerungsschichten
Das tägliche, angeblich gesundheitsfördernde Glas Rotwein ist verlockend. Doch die gesellschaftlich akzeptierte Droge Alkohol kostet Deutschland rund 58 Milliarden Euro im Jahr, zeigt eine Berechnung des Wirtschaftswissenschaftlers Tobias Effertz. Betroffen seien alle Altersgruppen, vor allem auch Senioren.
Alkohol ist in Deutschland so billig wie in kaum einem anderen Land. Das birgt große Gefahren: Tobias Effertz vom Institut für Recht der Wirtschaft hat errechnet, dass die gesellschaftlichen Gesamtkosten des Alkoholkonsums hierzulande bei jährlich rund 58 Milliarden Euro liegen – diese Zahl ist drei Mal so hoch wie der Etat des Bundesgesundheitsministeriums.
Es gebe deutliche Veränderungen im Trinkverhalten der Deutschen, so lautet die Diagnose von Effertz im Deutschlandradio Kultur:
"Denken Sie nicht nur das an Koma-Saufen der Jugendlichen, das immer mal wieder an der Tagesordnung ist und auf hohem Niveau stagniert. Wir beobachten auch in anderen Altersgruppen – vor allen Dingen auch bei den Senioren - starke Anstiege bei den Alkoholintoxikationen. Wenn man jetzt die letzten zehn Jahr ein Deutschland betrachtet, dann gibt das doch Anlass zur Besorgnis."
"Denken Sie nicht nur das an Koma-Saufen der Jugendlichen, das immer mal wieder an der Tagesordnung ist und auf hohem Niveau stagniert. Wir beobachten auch in anderen Altersgruppen – vor allen Dingen auch bei den Senioren - starke Anstiege bei den Alkoholintoxikationen. Wenn man jetzt die letzten zehn Jahr ein Deutschland betrachtet, dann gibt das doch Anlass zur Besorgnis."
Kritik am Einfluss der Lobbyisten auf die Politik
Effertz spricht sich für eine Einschränkung der Alkoholwerbung aus. Er kritisierte auch den Einfluss der Lobbyisten auf die Politik, der "sehr, sehr groß" und etwa mit der Macht der Tabakindustrie vergleichbar sei:
"Natürlich wird mit Arbeitsplatzverlusten da gedroht. Es wird auch mit den Gesundheitsvorteilen des moderaten Alkoholkonsums argumentiert. Und das verfestigt sich leider bei der Politik."
"Natürlich wird mit Arbeitsplatzverlusten da gedroht. Es wird auch mit den Gesundheitsvorteilen des moderaten Alkoholkonsums argumentiert. Und das verfestigt sich leider bei der Politik."
"Die riskanten Konsummuster haben zugenommen"
Die Alkoholindustrie sei auch mit verantwortlich dafür, dass Alkohol ein so gutes Image genieße – etwa in Bezug auf das angeblich gesundheitsfördernde tägliche Glas Rotwein. Die riskanten Konsummuster hätten deutlich zugenommen, kritisierte Effertz. Notwendig sei auch eine Erhöhung der Alkoholsteuer, fordert er. Alkoholkonsum finde in allen Bevölkerungsschichten statt, was auch zu einer Abmilderung der Gerechtigkeitsdebatten führe:
"Wenn wir hier endlich mal höhere Steuern auf Alkohol setzen würden, würden wir vor allem diese riskanten Konsummengen und Konsumbegebenheiten, dieses Rauschtrinken, effektiv in Angriff nehmen. Und da gibt es sehr gute Belege dafür, dass das auch wirklich funktioniert."
"Wenn wir hier endlich mal höhere Steuern auf Alkohol setzen würden, würden wir vor allem diese riskanten Konsummengen und Konsumbegebenheiten, dieses Rauschtrinken, effektiv in Angriff nehmen. Und da gibt es sehr gute Belege dafür, dass das auch wirklich funktioniert."
Grundlagen der neuen Berechnung zu den Schäden durch Alkoholkonsum
Effertz erläuterte ferner die Grundlagen seiner Berechnungen. Sie beruhten auf Versicherungsdaten der Krankenkassen und "handfesten Arztdiganosen", die bisher vernachlässigt worden seien. Darüber hinaus habe man auch die Kosten für die Pflegeversicherung und für die Auswirkungen des Alkoholkonsums auf die Arbeitslosigkeit eingerechnet – sie sei in vergangenen Studien ebenfalls nicht berücksichtigt worden. Daraus erkläre sich auch die Abweichung von den Zahlen der Bundesregierung, die von rund 27 Milliarden Euro an Kosten als Folge des Alkoholkonsums ausgeht.