Griechenlands Künstler

Erfinderisch und kreativ gegen die Krise

Mann vor einer Graffiti-Wand in Athen
Die Krise in Griechenland setzt bei Künstlern auch kreative Energie frei. Das Foto zeigt eine Graffiti-Wand in Athen. © dpa / picture alliance / Yannis Kolesidis
Katerina Tselou im Gespräch mit Eckhard Roelcke |
Die nächste documenta soll 2017 auch in Athen stattfinden. Aber wie geht es eigentlich den griechischen Künstlern - finden sie noch Raum? Die Griechin Katerina Tselou, Mitglied des künstlerischen Teams vor Ort, hofft auf Unterstützung durch die documenta-Leitung.
Die Annahme ist naheliegend: Wenn Menschen in einem kriselnden Staat ums nackte Überleben kämpfen, haben sie keinen Nerv und erst recht kein Geld für Kunst. Dieser Satz stimmt aber auch: Die Erfahrung der Krise macht Künstler oft besonders kreativ und produktiv.
Die Griechin Katerina Tselou ist Assistentin des amtierenden Künstlerischen Leiters der documenta, die 2017 auch in Athen stattfinden soll und kann beides bestätigen: Die Künstler in Athen hätten zwar die gleichen Probleme wie andere Künstler auch, jedoch hätten in Athen besonders viele Galerien schließen müssen. Das wiederum habe die Künstler sehr erfinderisch und kreativ gemacht. Es gebe eine Entwicklung, "dass sich andere Institutionen und Gruppen bilden, dass Künstler Räume organisieren, dass sie gemeinsam Vereinigungen auf die Beine stellen, die die künstlerische Produktion unterstützen. Ich denke, dass die Künstler in diesem Punkt sehr aktiv sind."
Ein Ort der Not und Identitätskrisen
Auf die documenta 14, die 2017 unter dem Titel "Von Athen lernen " in Teilen auch in der griechischen Hauptstadt stattfinden wird, blicke sie mit großer Spannung. Eine wichtige Frage sei: "Wie wird die documenta die Künstler begleiten und ihnen auch schon im Vorfeld helfen können?" Denn bei aller Kreativität wissen die griechische Kunstszene derzeit nicht, wie es weitergehen werde. "Doch es ist auch für uns ein interessanter Prozess - wir werden sehen, was passiert."
In Anspielung auf den documenta-Titel sagte Tselou: Europa könne von Athen lernen, was es von jedem anderen Ort lernen könne, der Not und Identitätskrisen erlebe: sich selbst neu zu erfinden und aus der Krise zu lernen.
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