Griechenland nach dem Hilfsprogramm

Gerettet oder geknechtet?

Piräus (Griechenland). im Hafenviertel: Ein Mann liegt auf einer Bank und schläft.
Viele Griechen leiden nach wie vor unter den Folgen der Krise. © imago / MiS
Von Michael Lehmann · 07.08.2018
Ab August will Griechenland finanziell wieder auf eigenen Beinen stehen. Die Wirtschaftsdaten sehen gut aus, das Land ist auf bescheidenem Wachstumskurs. Doch was ist mit den Menschen? Geht es auch für sie wieder bergauf?
Jana Karampasi sitzt im Garten ihres kleinen Holzhauses, der im Sommer liefert, was sie und ihr Mann essen: frische Tomaten, Gurken, Paprika, Petersilie. Die beiden leben von 400 Euro im Monat - hin und wieder gönnen sie sich trotzdem was.
"Ob wir Griechen Geld haben oder nicht – auf Souvlaki und Tzatziki, ein Bier oder einen Schnaps wollen wir nicht verzichten."

Griechische Rentner haben nichts zu lachen

Doch es ist kein romantisches Leben 40 Kilometer westlich von Thessaloniki – auch wenn es ab und zu Souvlaki und Tzaziki gibt. Janas Mann Thomas ist krebskrank und kann sich in der Sommerhitze nur mühsam mit dem Traktor über die kleinen Baumwollfelder der Familie schleppen.
"Ich habe mit 15 begonnen zu arbeiten in einer Fabrik, nebenher habe ich Baumwolle angebaut, mit der Hand gepflückt. Das sind also 40 Jahre harte Handarbeit bisher. Wenn ich nicht krank geworden wäre, hätte ich vielleicht bis 67 arbeiten können - aber dann gäbe es auch viel weniger Rente, als uns eigentlich zusteht. So leben wir im Moment von nur ein paar hundert Euro im Monat."
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Rentner Thomas in seinem Garten© Von Michael Lehmann
Dass hier im kleinen Ort Lianovergi mit seinen 769 Einwohnern überhaupt noch so viele Menschen wohnen, sei ein Wunder, meint Jana. Im Jahr 2018 wurde bisher kein einziges Kind geboren. "Wir müssen sehr bescheiden bleiben zwischen Reis- und Baumwollfeldern", sagt Jana. Die beiden lächeln.

Fast ein Dutzend Rentenkürzungen in acht Jahren

Nicht alle Rentner in Griechenland können nach den fast einem Dutzend Rentenkürzungen der letzten Jahre so ruhig bleiben wie die beiden Nord-Griechen.
Es sind vor allem die Alten in den Städten, in Athen, in Thessaloniki oder auch Kavalla, die für ein besseres Leben auf die Straßen gehen – kämpferisch. Sie, die Rentner mit reichlich Wut im Bauch, haben in den letzten Monaten immer wieder zu Tausenden demonstriert:
"Wie soll ich mit 300 Euro auskommen? Nur weil ich älter bin, soll ich kein Recht auf ein normales Leben haben? Wer ist schuld an den Rentenkürzungen, ich habe doch viel einbezahlt!"
Die Geldgeberländer, die Troika sei schuld – die Europäische Zentralbank, der ESM, der Stabilitätsmechanismus, das waren lange Jahre die Stichworte für die griechische Regierung, wenn sie die aus ihrer Sicht Hauptschuldigen benannt hat. Alexis Tsipras ist mit seiner Kritik an den Institutionen vorsichtiger geworden und registriert mit ernster Miene auch gerne im Staatsfernsehen, dass es im Land für viele Menschen nicht aufwärts geht.
Mit einer ausführlichen Besuchstour über einige griechische Inseln im Frühsommer wollte der Regierungschef Vertrauen zurückgewinnen. Vertrösten statt wirklich helfen nennen das seine vielen Kritiker. Die Umfrage-Werte sind verheerend für Tsipras und seine Regierung, doch der Regierungschef wollte und musste mit Blick auf den fast magischen August Kurs halten:
"Wir haben sehr realistisch kalkuliert - der Beweis dafür ist der wirtschaftliche Weg Griechenlands. Durch finanzielle Stabilität konnten wir all das erreichen, was wir erreicht haben. Und wir sind sicher, dass wir nicht länger auf Rettungsprogramme in unserem Land angewiesen sind."
Sie hat es geschafft, die griechische Regierung – rechtzeitig vor Auslaufen des letzten Milliardenhilfsprogramms nicken auch die EU-Finanzminister zufrieden, weil Griechenland nicht alle Hilfsmilliarden ausschöpfen musste. Die Zahlen sind gut, das Land auf Wachstumskurs, wenn auch nur mit sanftem Wachstum von etwas mehr als einem Prozent. Griechenlands Menschen hörten und hören dies immer – nicht nur im staatlichen Fernsehen. Aber sie spüren vor allem die Belastungen, ohne die es die angeblich so guten Zahlen nicht gäbe.

"Es fehlt am Nötigsten"

24 Prozent Mehrwertsteuer, Lohnkürzungen – dazu viele Renten, die gar nicht mehr komplett, sondern nur teilweise ausbezahlt werden. Das hat dem Staat mehr Einnahmen beschert – also gute Zahlen auf dem Papier, die den Geldgebern gefallen sollen. Doch viele Menschen hat es immer tiefer in die Armut getrieben. Der Athener Wirtschaftsprofessor Panajiotis Petrakis meint:
"Einige Bereiche unserer Wirtschaft leiden erheblich unter der momentanen Sparpolitik. Im Gesundheitswesen beispielsweise haben wir sehr große Schwierigkeiten. Das merken sie an der Personalausstattung. Da fehlt es oft am Nötigsten. Das hat sich verschlechtert. Die Einschnitte im öffentlichen System sind extrem und darunter leidet der Dienstleistungssektor natürlich auch."
Mal versuchte Alexis Tsipras mit einer Zusatz-Rente die Stimmung ein wenig aufzuhellen, dann wieder gab er das Versprechen, ab diesem Sommer werde alles anders, weil Griechenland wieder selbstständig werde.
Der griechische Premierminister Alexis Tsipras bei einer Rede in Athen, bei der er eine rote Krawatte trägt
Ab Sommer soll alles besser werden, hat der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras den Bürgern versprochen.© imago/Xinhua
Wirtschaftsprofessor Petrakis ist unterm Strich zwar optimistisch, dass es in den nächsten Jahren weiter aufwärts gehen kann, rät der Politik aber dringend, die Folgen für die Bevölkerung ernster zu nehmen.
"Es wird noch Jahre dauern, bis wir tatsächlich vieles verändert haben werden. Aber wir sehen schon ganz genau am Horizont, was wir erreichen können. Es ist sichtbar. Ja. Natürlich mit der großen Einschränkung, wir mussten viele soziale Errungenschaften über Bord werfen. Und ich kann das auch nicht ganz genau einschätzen – aber vieles wird jetzt davon abhängen, wie unsere Politik das sozial abfedern kann".

Hohe Zinsen warten auf dem freien Kapitalmarkt

Der Plan der Politik für diesen Sommer scheint klar: Finanzpolster sind angelegt, damit es keinen Engpass gibt, auch wenn das Geld, das Griechenland nach der Sommerpause vermehrt vom freien Kapitalmarkt holen muss, wieder teurer wird als eingeplant – durch höhere Zinsen.
Pessimistisch – manche sagen auch realistischer - schätzt das der Athener Investigativ-Journalist Tasos Telloglou ein:
"Ich sehe nicht, dass Griechenland sich selbstständig vom Markt Geld leihen kann. Weil bis zum August – und das ist die Gretchenfrage – Griechenland sich nicht das Vertrauen der Märkte zurückergattert hat."
Jens Bastian lebt seit etwa 20 Jahren in Griechenland und hat viel Erfahrung gesammelt als Berater im Wirtschafts- und Finanzsektor. Er hat mit Frau und Töchtern und vielen griechischen Freunden und Bekannten die vergangenen acht harten Krisenjahre durchgestanden,
"Das Programm ist zwar offiziell zu Ende, aber Griechenland unterliegt weiterhin Verpflichtungen seitens der internationalen Kreditgeber, ist also weiterhin nur eingeschränkt handlungs- und entscheidungsfähig, was die Souveränität seiner Finanz- und Wirtschaftspolitik angeht. Am Ende bleibt, dass wir uns nach acht Jahren Hilfsprogrammen fragen müssen, ob das Land wirklich auf einem Fundament steht, das tragfähig ist. Und hier habe ich erhebliche Zweifel - mittel- und langfristig."
Mitglieder der kommunistischen Gewerkschaft PAME halten bei einer Demonstration am 10.01.2018 in Athen (Griechenland) ein Banner mit der Aufschrift: «Wir gehen in die Offensive. Hände weg vom Streik» während Polizisten daneben stehen. Demonstriert wird gegen geplante Änderungen des Streikrechts.
rotz Wirtschaftswachstum gibt es weiter soziale Proteste in Griechenland: Gewerkschafter fordern "Hände weg vom Streik".© picture alliance / dpa / Angelos Tzortzinis
Die Entwicklung Griechenlands vollzieht sich auf dem ziemlich breiten Rücken der Bevölkerung. Geduldig, zäh und leidenserfahren arbeiten oder hangeln sich Millionen von Menschen nun schon seit so vielen Jahren durch ihr Leben. Valia, eine Mutter Anfang 30, ist eine von ihnen. Nach dem Architektur-Studium war sie erst verzweifelt, weil sie keine Anstellung als Architektin fand. Dann gründete sie mit Hilfe der Eltern ein kleines Geschäft. Zum Laden mit gehobenen Geschenkartikeln im Athener Stadtteil Pangrati kam noch eine kleine, aber recht erfolgreiche Kollektion selbstentworfener Bade-Mode.
"Wenn Du selbstständig bist, musst Du die Steuern schon ein Jahr im Voraus bezahlen. Zusätzlich musst Du dann auch die alltägliche Steuerbelastung aushalten. Insgesamt verschwinden so in etwa 60 Prozent von dem, was wir einnehmen."
Valia sitzt oft mit ernstem Gesicht in ihrem Laden, weil mit Sicherheit nicht so viele Kunden bei ihr einkaufen, wie es für sie nötig wäre. Die Mutter ist die wichtigste Angestellte. Miete bezahlt sie keine, weil die knapp 30 Quadratmeter Ladenfläche der Familie gehören. Dabei würde sie ihren Eltern gerne etwas zurückgeben von dem, was sie in sie investiert haben:
"Sie haben sich selbst nichts gegönnt, um uns auf gute Schulen schicken zu können und an die Universität. Das ist nicht nur in der gehobenen Schicht so. Auch Leute mit ganz normalen Jobs wollen ihre Kinder an gute Universitäten schicken. Das ist für griechische Eltern ein sehr wichtiger Punkt – ich würde schon sagen, dass das Teil unserer Kultur ist."

Gastarbeiter der Moderne

Umso tragischer, dass in Griechenland die allermeisten sehr gut ausgebildeten jungen Menschen so wenig Aussichten auf eine halbwegs planbare Karriere haben. Mehrere hunderttausend junge Griechen haben in den vergangenen Jahren vor allem aus diesem Grund das Land verlassen. Den Aderlass bekommen in Wachstumszeiten die griechischen Firmen zu spüren. Sie können nur mit deutlich niedrigeren Löhnen als anderswo in der EU, in Athen oder Thessaloniki um qualifizierten Nachwuchs werben. Giorgos Lambros, der aus familiären Gründen Anfang 30 aus Deutschland wieder zurückkam nach Athen, glaubt, dass die Situation für junge Menschen noch lange so bleiben wird.
"Wir haben die Hoffnung verloren. Zwei Millionen Arbeitslose, junge Leute, die Abitur haben. Und dann fahren sie nach Deutschland oder Amerika. Es ist wie 1970. Es sind Gastarbeiter – Gastarbeiter der Moderne."
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Graffiti in Athen: Die Zukunft liegt hinter den Griechen© Von Michael Lehmann
Jeder junge Grieche, der gut ausgebildet sein Land verlässt, hat in Griechenland seine Eltern und den Staat viel Geld gekostet. Sein Wissen kommt dann aber ausländischen Firmen und anderen Ländern zugute. Das sorgt in manchen griechischen Familien für neuen Frust, die sich in der Krise auf ganz persönliche Weise allein gelassen fühlen. Aber, sagt Christos Lasaridis von der deutsch-griechischen Versammlung, man dürfe dies nicht nur negativ sehen:
"Das Auswandern ist für mich eine Chance. Auch die Krise ist eine Chance. Wir begegnen auch Jugendlichen, die nie die Chance hatten, ein Praktikum in Deutschland auszuüben. Diese Jugendlichen, wenn man mit ihnen spricht, wenn sie wieder zurückkommen, dann sieht man an ihren leuchtenden Augen, dass sie doch Dinge gelernt haben, zu denen sie vorher nie die Möglichkeit hatten. Und das ist viel. Das hilft uns allen".
Stavros Tsombanidis ist ein junger Grieche Anfang 30, der einen Teil seiner Ausbildung in den USA gemacht hat, finanziert von der Familie. Nun ist er in seiner Heimatstadt Patras eine Art Aushängeschild für das moderne, fortschrittliche Griechenland geworden. Tsombanidis hat ein kleines Design-Unternehmen gegründet mit zurzeit fünf festen Mitarbeitern. Unter anderem stellt er aus getrocknetem Seegras und einigen anderen Komponenten trendige Smartphone-Hüllen und Brillengestelle her:
"Wir haben alles in unserem Kopf. Wir müssen aber auch handeln. Und wenn wir in den nächsten fünf Jahren nicht handeln, werden wir immer die gleichen Klagen führen müssen: dass es Griechenland schlecht geht, wir keine Jobs haben und keine wirtschaftliche Entwicklung."

Junge Griechen bekommen nur schwer einen Kredit

Tsombanidis ist mit seinem Start-Up ein Vorzeigeunternehmer – Porträts über ihn stehen im Bordmagzin einer großen Airline und auch in US-Zeitschriften. Er kritisiert die Haltung vieler junger Griechen.
"Ich sehe immer wieder Leute, die unheimlich frustriert sind, und ich sehe, dass sie sich nicht um neue Dinge kümmern, um Ideen gegen die Krise. Sie hängen auf ihren Sofas rum und sagen: Ach, es gibt keine Arbeit, wir haben nur Probleme – an allem ist die Krise schuld."
Tatsächlich ist es aber nicht nur der persönliche Frust, der junge Griechen am Durchstarten hindert. Jens Bastian, der Wirtschafts- und Finanzberater, der auch Mitglied der EU-Task-Force für Griechenland war, sagt, den griechischen Banken fehle es nach wie vor an Kraft und Mut, jungen Start-up-Unternehmern Kredite zu gewähren.
"Ein junger Mensch, der heute ein gute unternehmerische Idee hat und zu seiner Hausbank in Athen geht, kriegt höchstwahrscheinlich keinen Kredit. Geht er dann nach Deutschland und versucht, dort den Kredit bei einer Bank zu bekommen für sein StartUp in Griechenland, sagt ihm möglicherweise die Deutsche Bank: Welche Sicherheiten können Sie hinterlegen? Oder: Bleibt Griechenland in der Euro-Zone. Das heißt, viele gute Ideen gehen verloren, weil sie nicht finanziert werden. Und dann am Ende stimmen solche junge Unternehmer mit den Füßen ab und verlassen das Land."
Athanasios Kelemis ist Direktor der deutsch-griechischen Industrie- und Handelskammer in Athen.Er hat in den letzten Jahren immer wieder auch auf Messen in Deutschland über viele gute Kontakte versucht, Kapital und Know-how aus den wohlhabenden europäischen Ländern nach Griechenland zu holen. Rückschläge ist er gewohnt, die Schwierigkeiten griechischer Unternehmer bei der Kreditversorgung – aber auch immer noch Hürden durch zu viel Bürokratie in Griechenland kann er bestätigen.

Deutsche Investoren betreiben Flughäfen

Trotzdem sieht Kelemis Fortschritte und in manchen Bereichen sogar erfreuliche Wachstumszahlen.
"Die Logistik-Branche hat sich extrem gut positioniert. Über den Hafen von Piräus laufen schon heute eine große Menge von Warenströmen, die aus dem asiatischen Raum kommen, Richtung Zentraleuropa. Das schafft für die griechische Wirtschaft neue Arbeitsplätze. Die sind auch deswegen robust, weil diese Branche eine internationale Orientierung hat."
Ein Banner mit der Aufschrift "Fraport Greece".
Investitionen aus Deutschland. Fraport baut in Griechenland 14 Regionalflughäfen aus.© imago / Hartenfelser
Interessanterweise trifft sich hier der Optimismus der Industrie und Handelskammer in Athen mit dem Optimismus, den auch die links-orientierte griechische Regierung in diesem Punkt verbreitet. Gerade auch im neu ausgerichteten und unterm Strich sehr guten griechisch-deutschen Verhältnis:
"Gott sei Dank kommen diese Investitionen aus Deutschland, in einer Zeit, in der das Land kaum Investitionen aus dem Ausland hat. Die deutschen Investitionen senden auch ein Signal der Solidarität: Wir glauben an die Möglichkeit des Landes. Es ist eine schwierige Phase, die ihr durchmacht, liebe Griechen, aber wir sind fest davon überzeugt, dass Ihr es schafft."
Der deutsche Flughafenbetreiber Fraport kann inzwischen Erfolge beim Ausbau von 14 griechischen Regionalflughäfen vorzeigen. Fraport ist 40 Jahre lang als Pächter für den Betrieb des Flughafens in Thessaloniki oder auf der Insel Samos zuständig. In Thessaloniki ist ein Teil des Terminals schon stark vergrößert worden, auf Samos fallen sanierte Toiletten und neue Klimatechnik auf. Fachleute wundern sich allenfalls, dass hier nicht stärker auf moderne Solar-Energie gesetzt wird.

Tourismus lässt sich noch weiter ausbauen

Kritik macht sich vor allem breit, weil zu viel Einflussnahme der Investoren befürchtet wird. Die picken sich nur den gewinnträchtigen Teil der griechischen Wirtschaft heraus für ihr Engagement. Der Rest interessiert sie nicht.
Natürlich sind auch deutsche Investoren dort besonders schnell und stark vertreten, wo sich gutes Geld verdienen lässt – etwa in der wichtigsten Wirtschaftsbranche Griechenlands, im Tourismus. Investitionen in die Infrastruktur werden dabei vom Staat verlangt.
So will die Regierung in Athen die reichlich vorhandenen Thermalbäder kräftig fördern. Vulkane und heiße Quellen gibt es viele im Land – mit im Team, das die neuen Chancen für die griechischen Heilbäder ergründen will, ist der Deutsche Joachim Lieber vom Verband der europäischen Heilbäder:
"Was sich die griechische Regierung vorgenommen hat, das ist eine Herkules-Aufgabe, um mal im Land zu bleiben. Wir sind bereit als europäischer Verband, dies auch nach unseren Kräften zu fördern – und ich fand es gut, dass hier die deutsche Botschaft heute zusammen mit der griechischen Regierung die Initiative ergriffen hat. Weil das ist ja auch – wenn wir mal vom Investment reden – letztendlich die Überlegung, dass Deutschland hier helfen kann. Und ich weiß, dass hier auch schon ein Investor aus Deutschland da war, der sich das angeschaut hat."
Viele Touristen liegen am Strand der griechischen Insel Thassos
Viele Touristen liegen am Strand der griechischen Insel Thassos© imago
Ohne Tourismus hätte es Griechenland nicht geschafft, wenigstens ein kleines Stück aus der tiefen Krise zu kommen. Und mit mehr noch mehr Tourismus soll es noch besser klappen. Über 20 Prozent des Bruttoinlandsproduktes bringt der Tourismus ein. Die griechische Tourismusministerin Elena Kountoura huldigt deshalb geradezu den mächtigen Tourismusmanagern aus Deutschland. Zum Beispiel, wenn die zum Feiern auf die großzügige Terrasse des Akropolis-Museums in Athen kommen.
"Sie sind zurecht stolz darauf, dass sie bei uns im Land sehr gute Arbeit machen als Reisekonzern – und wir können ihnen versichern, dass Griechenland ein großartiges Land ist. Ich danke Ihnen sehr, dass sie uns für eine neue strategische Partnerschaft auserwählt haben."
Deutsche Reisemanager feiern die im Moment sehr guten Griechenland-Geschäfte – es geht um einige Millionen Übernachtungen.
Der TUI-Vorstandsvorsitzende Fritz Joussen will für seinen Konzern die Reisesaison für Griechenland ausweiten:
"Wir haben eine relativ kurze Saison in Griechenland. Es gibt keinen wirklichen Grund, dass die Saison hier kürzer ist als in Spanien und in der Türkei. Das erfordert, dass die Geschäfte offen sind, dass die Promenade offen ist, Cafés und so weiter. Sonst kommen die Kunden nicht. Also ich glaube, wir können die Saison verlängern, das geht, aber es erfordert einen Masterplan."
Doch was Griechenland wirklich fehlt, ist ein stabiler, kräftiger Auftrieb. Auch für all die Menschen, die nicht im Tourismus Geld verdienen und gerade auch für die Millionen, auf deren Schultern immer mehr lastet. Deshalb mischt sich in die guten Wünsche für Griechenland bei Finanzökonom Jens Bastian aus Athen auch eine gehörige Portion Skepsis.
"Die Steuerschulden der Bürger und der Privatunternehmen gegenüber dem Staat steigen monatlich kontinuierlich. Die Kreditversorgung der Realwirtschaft ist weiterhin negativ. Deswegen bin ich der Meinung, dass das Fundament, auf dem Griechenland steht, wenn es am 20. August das Programm offiziell beendet, ein sehr dünnes ist. Und in vielerlei Hinsicht ist es auch ein fragiles Fundament."
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