Griechenland

Kampf um das selbstverwaltete Embros-Theater in Athen

08:36 Minuten
Musiker  vor dem "Embros".
Musiker protestieren am 26. Mai 2021 vor dem "Embros" gegen die Räumung durch die Polizei, die einige Tage zuvor stattfand. © imago / NurPhoto / Nikolas Kokovlis
Vassilis Koukalani im Gespräch mit Sigrid Brinkmann · 13.06.2021
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Das „Embros“-Theater residierte in einem denkmalgeschützten, besetzten Haus in Athen und war ein wichtiger soziokultureller Treffpunkt. Jetzt hat die Polizei es endgültig verschlossen. Das ruft eine große Solidaritätswelle hervor.
Das freie und selbstverwaltete Embros-Theater "Embros"-Theater in Athen sitzt im alten Druckereigebäude der ehemaligen Tageszeitung Embros (Vorwärts). Das Gebäude steht unter Denkmalschutz. 2011 wurde es von der freien Theatergruppe "Bewegung Mavrilli" besetzt, um gegen die radikalen Subventionsstreichungen im Kulturbereich zu protestieren.
2013 wurde das Theater von der Polizei geräumt. Danach wieder besetzt. Die gesamte Nachbarschaft protestierte. Seitdem hat sich das "Embros" zu einem Treffpunkt von Künstler*innen und Aktivist*innen entwickelt.
Vor drei Wochen wurde das Embros erneut geräumt. In einer Nacht- und Nebelaktion wurden die Türen und Fenster des besetzten denkmalgeschützten Gebäudes zubetoniert.
Der Schauspieler und Regisseur Vassilis Koukalani vermutet, dass es bei der Räumung des Theaters um wirtschaftliche Interessen geht. Im Gespräch ist eine Übernahme des Theaters durch die Athener Stadtverwaltung.
Doch wenn man sich anschaue, wer dort momentan das Sagen habe, so Koukalani, "merkt man ganz genau, dass die vorhaben, das zu irgendeinem Business zu machen, auch wenn es ein Theater bleiben sollte". Die Stadtverwaltung könnte darauf spekulieren, aus dem Ruf des Theaters Kapital zu schlagen, so Koukalani.

Das Areal soll neu bebaut werden

Das Embros ist nicht irgendein Theater. In den letzten Jahren habe es sich zu einem modernen, avantgardistischen Theater und zu einem wichtigen soziokulturellen Treffpunkt in der Nachbarschaft entwickelt.
Das sei auch der Grund, warum sich so viele Menschen mit dem Embros solidarisierten, so Koukalani: "Es sind sehr, sehr viele, die in den letzten zehn Jahren da reingewachsen sind, die diesen Ort auch als ihren eigenen betrachten."
Auf dem Parkplatz hinter dem Embros soll ein Fünfsternehotel entstehen, berichtet der Regisseur. "Und dahinter ist noch ein kleiner Streifen Land, der der Familie des Bürgermeisters gehört. Die haben sich das im November 2020 gekauft. Das heißt: Irgendeinen Plan gibt es da wohl, dass da ein Business reinkommt."
Von der Kulturministerin sei jedenfalls nicht viel zu erwarten, so Koukalani. Die ihr unterstellte Denkmalschutzbehörde habe sich nicht gegen die Polizei durchsetzen können. Zudem spreche sie weder mit den Unterstützern des Embros noch mit anderen Künstlern. Inzwischen wurde das Embros-Theater wiedereröffnet.
(ckr)
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