Griechen wussten, „der Löwenanteil wird an Frau Merkel fallen“
In Griechenland habe man sich keine Illusionen über den Ausgang der Bundestagswahl gemacht – nämlich mit der Kanzlerin als Siegerin, sagt der Politikwissenschaftler Dimitris Charalambis. Man hoffe nun auf eine Große Koalition und auf das Ende einer allzu rigiden Sparpolitik gegenüber Athen.
Katrin Heise: Selten sah man Angela Merkel wohl so gelöst wie gestern nach ihrem Wahlsieg. Letztendlich 41,9 Prozent, und dann, gut 15 Prozent später, oder Prozentpunkte später kommt die SPD. Die Freude über diesen Sieg wird natürlich nicht überall geteilt. Ganz sicher nicht in Griechenland, nehme ich an, wo aus naheliegenden Gründen die Wahl in Deutschland doch von großem Interesse war.
Ich begrüße Dimitris Charalambis, er ist Politologe und Kommunikationswissenschaftler an der Athener Universität. Schönen guten Morgen.
Dimitris Charalambis: Guten Morgen.
Heise: In Griechenland hat man ja doch ziemlich genau auf die Wahl in Deutschland geachtet, Herr Charalambis. Haben Sie heute schon in die Zeitungen gucken können oder Radio gehört, ferngesehen? Wird über das Wahlergebnis berichtet?
Charalambis: Also, im Fernsehen und Radio natürlich ununterbrochen. Die Zeitungen, dadurch, dass sie gestern Abend, ich weiß nicht, wann genau, aber nicht bis zum Schluss offenblieben und dann irgendwann geschlossen haben, haben sie nicht die letzten Hochrechnungen, aber ich meine, das Entscheidende steht überall. Aber hauptsächlich im Fernsehen war viel zu berichten und ist noch immer heute Morgen. Aber ich würde sagen, im Prinzip ist auch die Stimmung hier oder die Interpretation der Wahlen und so nicht viel anders als in Deutschland. Erstens hat man erwartet, dass die alte auch die neue Bundeskanzlerin sein wird.
Heise: Das ist keine Überraschung.
Ich begrüße Dimitris Charalambis, er ist Politologe und Kommunikationswissenschaftler an der Athener Universität. Schönen guten Morgen.
Dimitris Charalambis: Guten Morgen.
Heise: In Griechenland hat man ja doch ziemlich genau auf die Wahl in Deutschland geachtet, Herr Charalambis. Haben Sie heute schon in die Zeitungen gucken können oder Radio gehört, ferngesehen? Wird über das Wahlergebnis berichtet?
Charalambis: Also, im Fernsehen und Radio natürlich ununterbrochen. Die Zeitungen, dadurch, dass sie gestern Abend, ich weiß nicht, wann genau, aber nicht bis zum Schluss offenblieben und dann irgendwann geschlossen haben, haben sie nicht die letzten Hochrechnungen, aber ich meine, das Entscheidende steht überall. Aber hauptsächlich im Fernsehen war viel zu berichten und ist noch immer heute Morgen. Aber ich würde sagen, im Prinzip ist auch die Stimmung hier oder die Interpretation der Wahlen und so nicht viel anders als in Deutschland. Erstens hat man erwartet, dass die alte auch die neue Bundeskanzlerin sein wird.
Heise: Das ist keine Überraschung.
„Man hatte gehofft, die SPD würde mehr kriegen“
Charalambis: Ja, das hat man schon als sicher angesehen. Ich würde sogar sagen, dass die Mehrheit so der Meinung, so wie ich das gesehen habe, waren schon, dachten schon, dass Frau Merkel über 40 Prozent kriegen wird, weil dieses Bild einer sehr akzeptierten Kanzlerin in Deutschland also hier in Griechenland auch bekannt war. Gut, man hatte gehofft, die SPD würde mehr kriegen, so dass in einer Großen Koalition sie mehr Bedingungen stellen würde, wo man annimmt, dass für uns hier in Griechenland also diese ganze Austerity-Politik und so weiter, dass es besser sein würde.
Heise: Die ganze Politik eben der Strenge und des Sparens. Wir haben jetzt noch keine Koalition, die Verhandlungen stehen erst an, aber was wir wissen: Es gab fast eine absolute Mehrheit für die Union, es gab mit der AfD, der Alternative für Deutschland, fast eine äußerst europakritische Partei im Bundestag, sind nicht reingekommen. Zusammengenommen sind es mehr als 50 Prozent, die Europapolitik skeptisch sehen beziehungsweise die die Schuldenländer streng kontrollieren wollen. Nach der von Griechenland erhofften Milde – Sie haben sie ja eben auch angesprochen – sieht das eigentlich nicht aus. Was geht Ihnen dabei durch den Kopf?
Charalambis: Nein, ich wollte erstens sagen, dass sicher hier wie auch sehr weit verbreitet auch in Deutschland also, dass die Niederlage der FDP wurde hier auch sehr positiv angesehen, und natürlich auch die AfD, also da glaube ich schon, dass die allgemeine Meinung war oder ist, dass es schön ist, dass die beiden nicht da sind.
Heise: Aber dass die aus dem Stand fast reingekommen wären, was sagen Sie dazu?
Charalambis: Na ja, Gott, ich meine, das ist halt interessant zu sehen, aber da muss man auch sehen, für Griechenland, oder wenn wir jetzt nicht über die Wahlen als solche diskutieren, sondern über die Meinungen in Griechenland, das ist von außen gesehen ein bisschen mehr Details. Also das Entscheidende war immer, was – also, Merkel Kanzlerin, was für eine Koalition und so weiter, und, gut, es war schon – viele haben erwartet, dass die FDP es doch schafft, aber wie gesagt, jetzt hofft man, weil man der Meinung ist, dass Frau Merkel eine sehr gute Fähigkeit hat, sich anzupassen, dass sie sich irgendwie doch ihre Politik ändern will, beziehungsweise nicht ändern, sondern abmildern, wie Sie gesagt haben.
Nur, der Tatbestand, dass die SPD nicht so viel gewonnen hat, wie man erhofft hat – ja, macht man da die Kompromisse, also die Kompromisse und die Gleichgewichte natürlich negativ für die SPD, positiv für die CDU, auch für Frau Merkel. Aber trotzdem, ich hab jetzt letztens so im Radio gehört diesen Gedanken, der auch in Deutschland so läuft, dass die SPD – ich meine, wir haben alle die gleichen Informationsquellen – also dass da die SPD eine schlechte Erfahrung für 2005, 2009 hatte, also, wo sie viel verloren hat danach, dass sie doch irgendwie Bedingungen stellen wird, um sozusagen sich zu behaupten, aber man wird sehen.
Heise: Kommen wir mal auf ein Thema, was bei uns im Wahlkampf eine relativ kleine Rolle nur eingenommen hat, jetzt eben – in Deutschland ist man doch relativ erstaunt über das starke Abschneiden der Alternative für Deutschland. Jetzt wird dieses Thema viel größer werden, nämlich Europa. Man hat oder wirft vor der Politik auch gerade Merkels, Europa nicht diskutiert zu haben und damit eine Gruppe wie die AfD groß gemacht zu haben. Haben Sie das in Griechenland auch so beobachtet, dass man sich gewundert hat: Mensch, Europa spielt so gar keine Rolle?
Charalambis: Ja, sagen wir, so grob gesagt, der allgemeine Tenor war hier, dass das wurde klar bekannt, dass über Europa sehr wenig geredet wurde in Deutschland, aber die Interpretation hier war eigentlich, Deutschland geht es so gut, dass es eigentlich also natürlich eine sehr kluge Taktik der Kanzlerin war, über das Gute in Deutschland zu reden, und nicht über das, was außerhalb passiert, was nicht gerade sehr gut ist. Also so weit ich das überblicke, das war eigentlich der Gedanke, dass Europapolitik vernachlässigt wurde und deswegen die AfD Vorteile dafür hatte, ist etwas, was hier, soweit ich das weiß, kaum diskutiert wurde. Also ich, das habe ich ein bisschen gesehen in der deutschen Presse, aber in Griechenland hat man darüber nicht so diskutiert. Gut, man war auch überrascht, dass es so schnell fast auf fünf gekommen ist, was natürlich bedeutet, hier ist man schon sehr kritisch gegenüber Frau Merkel, andererseits aber ist man gleichzeitig froh, dass Frau Merkel doch an Europa hält.
Heise: Eine Wahlnachlese im Deutschlandradio Kultur aus griechischer Sicht mit dem Politologen Dimitris Charalambis. Herr Charalambis, wäre die Linke, die ja jetzt drittstärkste Kraft im Bundestag ist, ein Hoffnungsträger aus griechischer Sicht gewesen? Ich meine, so richtig zum Zuge wird sie nicht kommen.
Heise: Die ganze Politik eben der Strenge und des Sparens. Wir haben jetzt noch keine Koalition, die Verhandlungen stehen erst an, aber was wir wissen: Es gab fast eine absolute Mehrheit für die Union, es gab mit der AfD, der Alternative für Deutschland, fast eine äußerst europakritische Partei im Bundestag, sind nicht reingekommen. Zusammengenommen sind es mehr als 50 Prozent, die Europapolitik skeptisch sehen beziehungsweise die die Schuldenländer streng kontrollieren wollen. Nach der von Griechenland erhofften Milde – Sie haben sie ja eben auch angesprochen – sieht das eigentlich nicht aus. Was geht Ihnen dabei durch den Kopf?
Charalambis: Nein, ich wollte erstens sagen, dass sicher hier wie auch sehr weit verbreitet auch in Deutschland also, dass die Niederlage der FDP wurde hier auch sehr positiv angesehen, und natürlich auch die AfD, also da glaube ich schon, dass die allgemeine Meinung war oder ist, dass es schön ist, dass die beiden nicht da sind.
Heise: Aber dass die aus dem Stand fast reingekommen wären, was sagen Sie dazu?
Charalambis: Na ja, Gott, ich meine, das ist halt interessant zu sehen, aber da muss man auch sehen, für Griechenland, oder wenn wir jetzt nicht über die Wahlen als solche diskutieren, sondern über die Meinungen in Griechenland, das ist von außen gesehen ein bisschen mehr Details. Also das Entscheidende war immer, was – also, Merkel Kanzlerin, was für eine Koalition und so weiter, und, gut, es war schon – viele haben erwartet, dass die FDP es doch schafft, aber wie gesagt, jetzt hofft man, weil man der Meinung ist, dass Frau Merkel eine sehr gute Fähigkeit hat, sich anzupassen, dass sie sich irgendwie doch ihre Politik ändern will, beziehungsweise nicht ändern, sondern abmildern, wie Sie gesagt haben.
Nur, der Tatbestand, dass die SPD nicht so viel gewonnen hat, wie man erhofft hat – ja, macht man da die Kompromisse, also die Kompromisse und die Gleichgewichte natürlich negativ für die SPD, positiv für die CDU, auch für Frau Merkel. Aber trotzdem, ich hab jetzt letztens so im Radio gehört diesen Gedanken, der auch in Deutschland so läuft, dass die SPD – ich meine, wir haben alle die gleichen Informationsquellen – also dass da die SPD eine schlechte Erfahrung für 2005, 2009 hatte, also, wo sie viel verloren hat danach, dass sie doch irgendwie Bedingungen stellen wird, um sozusagen sich zu behaupten, aber man wird sehen.
Heise: Kommen wir mal auf ein Thema, was bei uns im Wahlkampf eine relativ kleine Rolle nur eingenommen hat, jetzt eben – in Deutschland ist man doch relativ erstaunt über das starke Abschneiden der Alternative für Deutschland. Jetzt wird dieses Thema viel größer werden, nämlich Europa. Man hat oder wirft vor der Politik auch gerade Merkels, Europa nicht diskutiert zu haben und damit eine Gruppe wie die AfD groß gemacht zu haben. Haben Sie das in Griechenland auch so beobachtet, dass man sich gewundert hat: Mensch, Europa spielt so gar keine Rolle?
Charalambis: Ja, sagen wir, so grob gesagt, der allgemeine Tenor war hier, dass das wurde klar bekannt, dass über Europa sehr wenig geredet wurde in Deutschland, aber die Interpretation hier war eigentlich, Deutschland geht es so gut, dass es eigentlich also natürlich eine sehr kluge Taktik der Kanzlerin war, über das Gute in Deutschland zu reden, und nicht über das, was außerhalb passiert, was nicht gerade sehr gut ist. Also so weit ich das überblicke, das war eigentlich der Gedanke, dass Europapolitik vernachlässigt wurde und deswegen die AfD Vorteile dafür hatte, ist etwas, was hier, soweit ich das weiß, kaum diskutiert wurde. Also ich, das habe ich ein bisschen gesehen in der deutschen Presse, aber in Griechenland hat man darüber nicht so diskutiert. Gut, man war auch überrascht, dass es so schnell fast auf fünf gekommen ist, was natürlich bedeutet, hier ist man schon sehr kritisch gegenüber Frau Merkel, andererseits aber ist man gleichzeitig froh, dass Frau Merkel doch an Europa hält.
Heise: Eine Wahlnachlese im Deutschlandradio Kultur aus griechischer Sicht mit dem Politologen Dimitris Charalambis. Herr Charalambis, wäre die Linke, die ja jetzt drittstärkste Kraft im Bundestag ist, ein Hoffnungsträger aus griechischer Sicht gewesen? Ich meine, so richtig zum Zuge wird sie nicht kommen.
„Master of the Game auch nach den Wahlen“
Charalambis: Ich weiß jetzt nicht, ob man das als Hoffnung gesehen hat, aber man war schon, durch die Aussagen der SPD und der Grünen war ganz klar – und diese Diskussionen, die Patt-Situation und so war auch hier in der Presse oder im Fernsehen zu sehen –, auch wenn die sozusagen, die drei, also Rot-Rot-Grün, zusammen die Mehrheit hätten, dass es nie zu einer Regierung kommt. Also das war schon klar hier, dass weder die SPD noch die Grünen mit den Linken in eine Koalition gehen würden. Die Diskussion, was könnte sein, was wäre, wenn, war hier gar nicht angesprochen, weil die alle sicher waren oder für einen Fakt, was auch, der Tatbestand stimmt auch, die sagten, okay, das wird nie zu einer Koalition kommen. Und es gab sicher Leute, die gehofft haben, dass die Grünen mit der SPD eine Regierung bilden konnten, aber ich würde sagen, das war die große Minderheit. Also man wusste schon, der Löwenanteil wird an Frau Merkel fallen, und die wird der Master of the Game auch nach den Wahlen sein.
Heise: Bei Ihnen im Hintergrund ist ziemlich viel Lärm …
Charalambis: Ja, Demonstration, ja, klar.
Heise: Demonstration – also der Alltag bei Ihnen in Athen, dass unter Ihrem Fenster wieder eine Demonstration vorbeizieht.
Charalambis: Ja, das ist jetzt auch – bei uns sind auch eine Menge Angestellte der Universität, der Verwaltung, und deswegen streiken die. Und im Augenblick, die Demonstration, die vorbeigeht, sind die Angestellten der öffentlichen Verwaltung, die halb rausgeschmissen worden sind. Das ist schon hart.
Heise: Sagen Sie, man hat immer wieder den Eindruck bekommen, dass eigentlich die griechische Regierung im Moment auch ein bisschen durch das, was in Deutschland „Wahlkampf“ heißt und viele Möglichkeiten ja ausschließt, also viel Tun erst mal auf die lange Bank schiebt, in die neue Legislaturperiode verschiebt, dass da ein gewisser Stau entstanden ist und auch die griechische Regierung ständig warten muss, also für eigenständiges Regieren so im Moment die Kraft fehlt. Sehen Sie das auch so?
Charalambis: Ich würde sagen, für eigenständiges Regieren fehlt die Kraft seit drei Jahren. Also ich glaube nicht, dass unsere Regierungen, also sowohl diese wie auch die vorigen, besonders eigenständig was gemacht haben. Das ist, was man denen auch vorwirft. Und was man überhaupt vorwirft, ist, dass – man hat, das wissen Sie auch, das ist bekannt, die öffentliche Meinung in Griechenland hat kapiert, so ging das nicht, und man hat natürlich wahnsinnige Sachen, so Fehler gemacht.
Nur das was man erwartet hatte, war, dass viel mehr Druck auch von außen, von der Troika oder von Deutschland von mir aus, viel mehr Druck ausgeübt werden würde gegen Steuerhinterziehung und solche Sachen. Und das war auch die riesige Enttäuschung. Vergessen Sie nicht, dass am Anfang viele gedacht haben, okay, jetzt übernehmen das die Ausländer, also die Troika oder wer auch immer, und der wird diese politische Klasse zwingen, gegen die Steuerhinterziehung oder die Steuer-Immunität vorzugehen. Und weil das nicht passiert ist und eigentlich hauptsächlich, zu 99 Prozent, Gehälter und Renten gebüßt haben, das hat auch das böse Blut auch gegenüber Deutschland, wenn Sie wollen, verursacht.
Heise: Dimitris Charalambis, Politologe und Kommunikationswissenschaftler an der Universität in Athen, zur Wahl gestern hier in Deutschland. Danke schön, Herr Charalambis, für das Gespräch.
Charalambis: Ich bedanke mich. Auf Wiederhören.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Heise: Bei Ihnen im Hintergrund ist ziemlich viel Lärm …
Charalambis: Ja, Demonstration, ja, klar.
Heise: Demonstration – also der Alltag bei Ihnen in Athen, dass unter Ihrem Fenster wieder eine Demonstration vorbeizieht.
Charalambis: Ja, das ist jetzt auch – bei uns sind auch eine Menge Angestellte der Universität, der Verwaltung, und deswegen streiken die. Und im Augenblick, die Demonstration, die vorbeigeht, sind die Angestellten der öffentlichen Verwaltung, die halb rausgeschmissen worden sind. Das ist schon hart.
Heise: Sagen Sie, man hat immer wieder den Eindruck bekommen, dass eigentlich die griechische Regierung im Moment auch ein bisschen durch das, was in Deutschland „Wahlkampf“ heißt und viele Möglichkeiten ja ausschließt, also viel Tun erst mal auf die lange Bank schiebt, in die neue Legislaturperiode verschiebt, dass da ein gewisser Stau entstanden ist und auch die griechische Regierung ständig warten muss, also für eigenständiges Regieren so im Moment die Kraft fehlt. Sehen Sie das auch so?
Charalambis: Ich würde sagen, für eigenständiges Regieren fehlt die Kraft seit drei Jahren. Also ich glaube nicht, dass unsere Regierungen, also sowohl diese wie auch die vorigen, besonders eigenständig was gemacht haben. Das ist, was man denen auch vorwirft. Und was man überhaupt vorwirft, ist, dass – man hat, das wissen Sie auch, das ist bekannt, die öffentliche Meinung in Griechenland hat kapiert, so ging das nicht, und man hat natürlich wahnsinnige Sachen, so Fehler gemacht.
Nur das was man erwartet hatte, war, dass viel mehr Druck auch von außen, von der Troika oder von Deutschland von mir aus, viel mehr Druck ausgeübt werden würde gegen Steuerhinterziehung und solche Sachen. Und das war auch die riesige Enttäuschung. Vergessen Sie nicht, dass am Anfang viele gedacht haben, okay, jetzt übernehmen das die Ausländer, also die Troika oder wer auch immer, und der wird diese politische Klasse zwingen, gegen die Steuerhinterziehung oder die Steuer-Immunität vorzugehen. Und weil das nicht passiert ist und eigentlich hauptsächlich, zu 99 Prozent, Gehälter und Renten gebüßt haben, das hat auch das böse Blut auch gegenüber Deutschland, wenn Sie wollen, verursacht.
Heise: Dimitris Charalambis, Politologe und Kommunikationswissenschaftler an der Universität in Athen, zur Wahl gestern hier in Deutschland. Danke schön, Herr Charalambis, für das Gespräch.
Charalambis: Ich bedanke mich. Auf Wiederhören.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.