Greise Fußballrentner verhindern Veränderungen

Von Matthias Thiel · 05.07.2012
Von Wembley 66 bis zum nicht anerkannten Treffer der Ukrainer bei der EM 2012 - nein, diese Aufregungen brauchen wir nun wirklich nicht mehr, meint Matthias Thiel. Der Spitzenfußball ist in fast allen Bereichen während der letzten 50 Jahre professionalisiert worden. Nur nicht bei der wichtigsten Frage: Tor oder nicht Tor.
Die Traditionalisten sehen das Spiel gefährdet, Emotionen und Leidenschaft gingen verloren, der Schiedsrichter würde entmachtet - alles Quatsch. Es geht um nachvollziehbare Entscheidungen und um Gerechtigkeit. Die Einführung des Elfmeters vor über 100 Jahren, Gelbe und Rote Karten oder die Änderungen der Auswechsel- und Abseitsregeln haben das Spiel auch nicht in den Ruin geführt.

Inzwischen kann vielfach erprobte Technik helfen. Tennis, Basketball, Eishockey oder der American Football liefern genügend Beweise, wie moderne Technologien den Sport unterstützen und ihm nicht schaden. Nur greise Fußballrentner in den internationalen Regelgremien verhindern Veränderungen, weil sie um ihre Machtoptionen fürchten. Sie werden zumeist von den kleinen, ärmeren Fußballnationen gestützt, die den finanziellen Aufwand scheuen.

Im Weltfußball wird aber - man kann es beklagen oder auch nicht - so viel Geld umgesetzt, dass es kein Problem ist, Sponsoren für Falkenaugen oder Videobeweistechnik zu finden. Und haben die Verbände nicht gerade wieder jubiliert, dass sie Rekordsummen aus den TV-Übertragungen kassieren? Damit können sie dann auch mobile Torüberwachungsanlagen für Spiele der Amateure beschaffen.

Also nix da mit "das können wir nicht bezahlen" oder "Begeisterung und Leidenschaft" gehen verloren. Gerade die Emotionen kann der Fan wieder mehr auf das Spiel seiner Mannschaft und nicht auf überforderte Schiedsrichter lenken.

Außerdem: Können sie sich vorstellen, dass der 100 Meter Lauf von Usain Boldt in London noch mit der Hand gestoppt wird?

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